Agile Transformation
© BearingPoint
Andreas Mitter.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 25.02.2022

Agile Transformation

Die Unternehmensberatung BearingPoint hat in einer Studie die verschiedenen Dimensionen von Agilität, ihre Herausforderungen und Potenziale analysiert.

WIEN. Agil handeln und agil sein – das ist nicht dasselbe und hat erhebliche Auswirkungen auf den Erfolg von Agilität in Organisationen. Warum es nicht ausreicht, nur agile Methoden und Frameworks für die langfristige Zielerreichung einzuführen, sondern es dafür eine ganzheitliche, multidimensionale Betrachtung und Transformation braucht, zeigt die neue BearingPoint-Studie „Agile Pulse 2022: Doing Agile vs. Being Agile“.

Reaktionsfähigkeit als Top-Ziel
Die Relevanz von Agilität ist nach wie vor ungebrochen hoch. Der Anteil der Organisationen, die agile Methoden einsetzen, wächst industrieübergreifend konstant. Laut der Studie stufen 96% der befragten Teilnehmenden die zukünftige Relevanz agiler Methoden als hoch ein. Die wichtigsten Gründe für die Einführung agiler Methoden sind verbesserte Reaktionsfähigkeit (82%), verbesserte Zusammenarbeit, verbesserte Produktqualität sowie verbesserte Geschwindigkeit/Time to Market (jeweils 72%).

Angestrebte Ziele noch nicht erreicht
Vergleicht man die angestrebten Ziele der Einführung von Agilität mit den jeweils tatsächlich erreichten Verbesserungen, stellt sich heraus, dass acht von neun Zielen im Durchschnitt noch nicht erreicht wurden. Grund dafür ist laut Studie, dass Agilität in vielen Organisationen methodisch eingeführt, jedoch noch nicht ganzheitlich etabliert ist. Lediglich hinsichtlich der Attraktivität als Arbeitgeber ist ein gegensätzlicher Effekt zu beobachten. Während 48% der Befragten diese als klares Ziel der agilen Transformation formuliert haben, gaben 51% an, als Arbeitgeber attraktiver geworden zu sein.

Von den befragten Unternehmen geben 45% an, einen Mix aus klassischen und agilen Methoden anzuwenden. Ganze 30% nutzen inzwischen ausschließlich agile Methoden, während 25% weiterhin auf rein klassische Methoden in der Produktentwicklung und im Projektmanagement setzen.

Nur eigentlich am richtigen Weg
Julia von Spreckelsen, Partnerin und Head of Agile Advisory Deutschland bei BearingPoint, unterstreicht: „Unsere Studie bestätigt eindeutig den Nutzen von Agilität und zeigt, welch enormes Potenzial diese bietet. Sie zeigt aber auch, dass viele Organisationen ihre an die Einführung von Agilität geknüpften Ziele nicht erreichen. Ein Grund dafür ist, dass diese Organisationen ihre agile Transformation bereits mit der Einführung einer agilen Methode oder eines Frameworks als abgeschlossen betrachten. Das reicht aber nicht aus. Zur agilen Transformation gehören der Wandel von Unternehmenskultur, Strukturen und Prozessen bis hin zu Technologien und Produkten. Vor allem den kulturellen Wandel gehen diese Organisationen nicht oder nicht konsequent genug an. Damit stoppt die ganzheitliche agile Transformation, bevor sie richtig begonnen hat und hindert die Organisationen daran, ihre gesteckten Ziele zu erreichen.“

Andreas Mitter, Partner und Head of Agile Advisory Österreich bei BearingPoint, fügt hinzu: „Eine der größten Herausforderungen der agilen Transformation ist die Qualifizierung und Veränderungsbereitschaft der Mitarbeitenden. Dabei hat das Angebot agiler Lernmöglichkeiten und Karrierewege einen wesentlichen Einfluss auf die agile Reife. Fast die Hälfte der Mitarbeitenden von Organisationen, die anhand unserer Studie als Non-Agile klassifiziert wurden, sind unzufrieden mit den agilen Lernmöglichkeiten und Karrierewegen. Gleichzeitig sind 96 Prozent der Agile Practitioner – also der Mitarbeitenden, deren Arbeitsumfeld bereits agil geprägt ist – zufrieden mit den jeweiligen Angeboten. Da verwundert es auch nicht, dass Agile Practitioner ihre Ziele fast dreimal häufiger erreichen als Mitarbeitende von Non-Agile-Organisationen. Ganzheitliche Agilität erhöht die Zufriedenheit und Identifikation der Mitarbeitenden und sorgt dafür, dass Ziele schneller erreicht werden und die Resilienz der Organisationen insgesamt gestärkt wird.“

Im Durchschnitt seit fünf Jahren „agil“
Im Durchschnitt aller Befragten werden einzelne oder mehrere agile Methoden seit über fünf Jahren angewendet. Fast die Hälfte der Befragten (48%) gab an, dass mit dem Einsatz agiler Arbeitsweisen in den vergangenen drei Jahren begonnen wurde, knapp zwei Drittel (32%) nutzen diese seit vier bis sechs Jahren. Die Studie zeigt auch, dass agile Methoden zunehmend auf höheren Organisationsebenen eingesetzt werden – 15% Zuwachs im Vergleich zur Agile Pulse-Studie 2020.

Agilität und Covid-19-Pandemie
Im Rahmen dieser Studie wurde zudem erhoben, wie gut die Befragten mit den Herausforderungen der Covid-19-Pandemie zurechtgekommen sind. Auch in diesem Zusammenhang bestätigt sich der Wert ganzheitlicher Agilität und es zeigt sich hinsichtlich der Krisen-Resilienz, dass Organisationen, Teams sowie Individuen, die sich in ganzheitlich agilen Umgebungen befinden, wesentlich besser mit den resultierenden Herausforderungen zurechtkommen als jene, deren agile Reife vergleichsweise gering ist. (hk)

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