Die Jagd auf die Marmeladegläser
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 07.02.2019

Die Jagd auf die Marmeladegläser

Auch in Österreich müssen die Anstrengungen intensiviert werden, um die vorgegebenen Recyclingquoten für Altglas sicher zu erreichen.

WIEN. Der von der EU geforderte Umbau von der linearen zur zirkulären Wirtschaft erfordert u.a. die Steigerung der Recyclingquoten für alle Materialien und Packstoffe. Für Österreichs Altglassammlung werden seit Jahren Recyclingquoten von mehr als 80% verzeichnet - bis 2030 sind jedoch Quoten von mindestens 85% notwendig. Daher muss sehr genau erhoben werden, wo und warum Glasverpackungen derzeit noch im Restmüll landen.

Während Wein- und Bierflaschen in aller Regel korrekt entsorgt werden, finden sich Marmelade- und Pestogläser zum Leidwesen der Umwelt immer wieder im Restmüll. Eine einschlägige Studie lieferte folgende Erkenntnisse:
* Die Nähe der Standorte zu den Wohnungen hat einen sehr geringen Einfluss auf die Altglasmenge.
* Die ideale Lage der Altglassammelbehälter hat einen großen Einfluss auf die Altglasmenge; sehr gut werden Sammelbehälter an Altstoffsammelzentren und bei Supermärkten angenommen.
* Gut angenommen werden Sammelbehälter, die auf den alltäglich zurückgelegten Wegen vorgefunden werden.
* Informationen unterstützen die Bereitschaft der Menschen, Altglas getrennt zu sammeln; Basis ist jedoch stets die passende Infrastruktur.
* Die Herkunft der Menschen hat keinen Einfluss auf das Sammelverhalten.
* Das Altglasaufkommen in Wohnanlagen ist sehr unterschiedlich; für Vergleiche müssten stets Aufkommen und Sammelmenge analysiert werden.
* Altglas, das in den Restmüll geworfen wird, ist in erster Linie Weißglas aus privaten Küchen.

Diesem letzten Punkt – Weißglas aus privaten Küchen landet in überdurchschnittlichem Ausmaß im Restmüll – ging die Austria Glas Recycling GmbH (AGR) im Vorjahr mittels Motivforschung auf den Grund. Demnach halten es 83% hierzulande für einen schweren Fehler, eine Glasflasche im Restmüll zu entsorgen. Für Marmelade-, Pesto- oder Gurkengläser beträgt dieser Wert jedoch nur 71% - das heißt, 29% halten es für keinen schweren Fehler, diese Glasverpackungen im Restmüll zu entsorgen.

Die AGR fragte auch nach den Gründen für diese unterschiedliche Entsorgungsweise von Glasflaschen und anderen Glasverpackungen:
* Als Hauptgrund wurde die ‚Bequemlichkeit‘ genannt.
* Für rund 80% der Befragten liegt der Grund darin, dass in der Küche keine Sammelmöglichkeit für Altglas vorhanden ist.
* Und für knapp 50% der Befragten bestehen Unsicherheiten, ob sie leicht verunreinigte Gläschen zum Altglas geben dürfen.

Restentleerung vonnöten
Es ist nachvollziehbar, dass in kleinen städtischen Küchen jeder Quadratmeter kostbar ist und als Wohnraum genutzt wird. „Mag sein, dass es manchen Menschen zu schade scheint, Wohnraum für die Altglassammlung zu widmen“, sagt AGR-Chef Harald Hauke. „Wir können das gut verstehen - und doch bitten wir alle, mit Altglas sorgfältig umzugehen und es richtig zu entsorgen. Glasverpackungen müssen ‚restentleert‘ sein. So lautet der Terminus technicus. Das heißt, ausgewaschen oder ausgelöffelt. Es ist nicht nötig, sie extra zu waschen.“

Jede Glasverpackung gehört zum Altglas
Altglas zu recyceln, also wieder einzuschmelzen und neue Glasverpackungen daraus zu produzieren, ist ein vergleichsweise einfacher und zugleich sehr wirkungsvoller Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.

Dank getrennter Sammlung und stofflicher Verwertung von Glasverpackungen werden in Österreich jährlich beträchtliche Mengen an Rohstoffen eingespart - und zwar rund
* 168.000 Tonnen Quarzsand
* 54.000 Tonnen Kalk und Dolomit
* 42.000 Tonnen Soda
* 588.000 m³ Abbauvolumen
* 219.000 m³ Deponievolumen für Einwegglas
* 230.000.000 kWh elektrische Energie
* 6.000.000 m³ Erdgas

Je zehn Prozent Altglas bei der Neuproduktion reduzieren drei Prozent Energieverbrauch und sieben Prozent CO2-Emissionen. Die jährliche Einsparung an elektrischer Energie entspricht dem Jahresbedarf von etwa 52.000 Haushalten und reduziert den CO2-Footprint. (pj)

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