Prangl überbrückt die Sava und den Pass Lueg
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 07.02.2019

Prangl überbrückt die Sava und den Pass Lueg

Spektakuläre Herausforderungen für einen kompetenten Dienstleister.

WIEN. Der Straßenkorridor 5c gehört zum europäischen Autobahnnetz, das den Norden Europas mit der Adria verbindet. Die Brücke über die Sava ist die Kontaktstelle zwischen dem Autobahnnetz Kroatiens und jenem von Bosnien-Herzegowina. Die Brücke ist 660 m lang und 29 m breit. In der Endausbaustufe wird es für jede Richtung drei Fahrspuren und je einen Schutzstreifen geben, zudem ist ein Fußweg vorgesehen.

Die an Prangl gestellte Aufgabe war das Verheben von acht Brückensegmenten mit Einzelgewichten von bis zu 225 t sowie Längen von 51 und Breiten von 6,5 m. Zum Einsatz kam ein 650 t-Raupenkran. Mit 50 Lkws wurden alle Krankomponenten zur Baustelle gebracht und im voll aufgebauten Zustand erreichte der Großkran (ohne Last) ein Gesamtgewicht von ca. 900 t.
Eine der Besonderheiten dieses Auftrags war, dass der Raupenkran zuerst auf der bosnischen Baustellenseite stationiert wurde. Nachdem Bosnien-Herzegowina nicht in der EU ist, waren alle Abläufe und Wege anders und neu - immerhin war es der erste Prangl-Einsatz in Bosnien-Herzegowina. Für den Großkran wurde ein eigenes Plateau, als Stand- und Fahrfläche, in Form einer Halbinsel in die Sava gebaut angefertigt. Aufgrund der ständigen Überschwemmungsgefahr wird nicht nur der Wasserstand permanent überwacht, sondern auch der generelle Zustand des Plateaus. Während der Stillstandszeit über Weihnachten wurde der Kran sogar auf eine überschwemmungssichere Ebene gebracht.

Der Lagerplatz der vorgefertigten Brückenträger lag knapp 100 m vom eigentlichen Versetzpunkt entfernt. Demnach musste das gelbe Monster jedes Mal mit einem Gesamtgewicht (inkl. Last) von 1.125 t verfahren werden. Zudem musste für jedes Brückenelement ein eigen geplantes und angefertigtes Gehänge zusammengebaut werden. Dabei hob der Raupenkran die Brückenelemente in Position, wo er sie noch einen halben bis ganzen Tag in der Luft hielt, sodass diese genau eingerichtet werden konnten - erst danach wurde das jeweilige Brückensegment unterstellt und endgültig verschweißt.

Die ÖBB baut am Pass Lueg
Die mehr als 100 Jahre alte Eisenbahnbrücke am Pass Lueg war am Ende ihrer Lebensdauer, eine neue musste her. Neben den Abmessungen des Stahl-Fachwerks (70 m Länge, 7 m Breite, 8 m Höhe und 350 t) waren es vor allem die beengten Platzverhältnisse, die alle Beteiligten herausforderten. Die Örtlichkeit ist eine Schlucht mit Felswänden links und rechts. Es gibt dort nur die Salzach, eine Straße und die Bahntrasse. Da sich die Baustelle direkt über dem Wasser befand und kurz unterhalb die gefährliche Salzachklamm beginnt, stand die ganze Nacht unterhalb der Baustelle ein Team der Wasserrettung bereit.

In den Monaten vor dem Hub wurde in ca. 300 m Entfernung die neue Brücke zusammengebaut. Am Straßenrand entstand das neue Fachwerk, meterhoch eingehüllt und 70 m lang. Das Tragwerk musste aus Platzgründen neben der Straße vorgefertigt werden. Teilweise musste die Straße kurzfristig gesperrt werden. Erste Aufgabe für das Team von Prangl war es, das alte Brückentragwerk mit 380 t Gesamtgewicht herauszuheben, auf drei synchronisierte Schwerlastmodule zu verladen und per Fernbedienung zum Zwischenlagerplatz zu fahren. Umgekehrt musste die neue Brücke vor ihrem Transport rund 300 m zum Ort der Verhebung transportiert werden. Das passierte ebenfalls mit den selbstfahrenden Schwerlasteinheiten. Aufgrund der engen Platzverhältnisse und der Länge von 70 m forderte bereits diese erste Phase höchste Konzentration aller Beteiligten.

Um den 650 t-Raupenkran aufbauen zu können, musste die Salzachstraße phasenweise komplett gesperrt werden. Mit insgesamt 40 Lkws wurden alle Komponenten des Großkrans antransportiert, um dann in vier Tagen unter schwierigen Bedingungen aufgebaut zu werden. Im vollen Zustand brachte der gelbe Koloss inkl. Last 900 t auf die Waage.

Kurz nachdem der letzte Zug um 2 Uhr früh die Strecke passierte, konnte mit den eigentlichen Hebearbeiten begonnen werden. Direkt von den selbstfahrenden Schwerlastmodulen wurde das Fachwerk vom Kran übernommen. Aufgrund der Entfernung musste der Raupenkran seine Position einmal verändern und rund 20 m mit voller Last verfahren. Trotz schwieriger Windverhältnisse wurde die neue Brücke millimetergenau eingehoben. Beide Hübe (alte und neue Brücke) erforderten höchste Konzentration des gesamten Teams, da die 70 m langen Konstruktionen zwischenzeitlich in einer Höhe von 20 m über dem Boden waren, um das bestehende Tragwerk des daneben liegenden zweiten Gleises nicht zu gefährden … (pj)

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