Artwalk palimpsest
© Jana Mack
MARKETING & MEDIA Redaktion 16.05.2023

Artwalk palimpsest

Ein künstlerischer Hörspaziergang durch die Brotfabrik und ihre Geschichte.

WIEN. Die Brotfabrik war einst die größte Bäckerei Europas, heuer zieht sie sich nach über 130 Jahren aus Wien zurück. Im Rahmen eines Artwalks von 26. bis 28. Mai laden der transdisziplinäre Kulturverein Echolot und das Medien-Startup Inselmilieu Reportage zur Auseinandersetzung mit dem historisch bedeutsamen Ort in Wien-Favoriten ein. Interessierte können sich bei einem künstlerischen Hörspaziergang auf Spurensuche durch die geschichtsträchtigen Gemäuer der Brotfabrik begeben. 

Der Duft von frisch gebackenem Brot weht nur noch bis Ende des Jahres über das Gelände der Brotfabrik. Denn Ankerbrot zieht endgültig aus. Der transdisziplinäre Kulturverein Echolot und das Medien-Startup Inselmilieu Reportage beschäftigen sich daher im Zuge ihrer zweiten Kooperation mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des historischen Areals im zehnten Wiener Gemeindebezirk. Nach einem ausgebuchten Artwalk durch den Böhmischen Prater im letzten Jahr, laden sie nun zu ihrem nächsten Hörspaziergang ein. Der Rundgang durch die über 130 Jahre alten Gemäuer der Brotfabrik beleuchtet ein bedeutendes Kapitel österreichischer Geschichte.

Kulturverein im Getreidespeicher
Wo früher fast ausschließlich Brot gebacken wurde, finden Kulturschaffende heute einen Platz für Veranstaltungen, Kunst und Ausstellungen. Der Kulturverein Echolot baute vor zwei Jahren den historischen Getreidespeicher an der Absberggasse für künstlerische Zwecke aus. “Seit unserer Gründung auf dem Areal kommen wir täglich mit dem Ort und seiner Vergangenheit in Berührung und wollten mehr darüber erfahren”, erzählt Gründer und Regisseur Hans-Christian Hasselmann. Für Echolot und Inselmilieu Reportage stellt der Artwalk eine künstlerische wie journalistische Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Umgebung dar. In diesen Prozess sollen die Besucher nun eingebunden werden. Weitere Kulturinstitutionen des Areals und sechs regional wie international bekannte Künstler arbeiten an dem Projekt mit, darunter Pusha Petrov, die im Rahmen des Artwalks eine Ausstellung zu Brot und Kunst in der Charim Factory eröffnet.

Bevor der Anker gelichtet wird
Während die Besucher mit Funkkopfhörern und Mikrofonangel durch das Areal spazieren, können sie Interviews mit Zeitzeugen lauschen. Im Rahmen einer Geschichten-Sammelstelle wurden ehemalige Mitarbeiter der Brotfabrik, Historiker und Bewohner des Bezirks dazu aufgerufen, ihre persönlichen Erinnerungen zu teilen.

Insgesamt erwarten das Publikum acht künstlerische Stationen aus Fotografie, installativer Kunst, Musik, Video und Schauspiel, welche die Geschichten des Ortes zum Leben erwecken und einen Blick hinter die Fassade gewähren.

Schichten abtragen und sichtbar machen
Das künstlerische Produktionsteam hat sich im Entstehungsprozess intensiv mit dem Abtragen von Schichten und dem Sichtbarmachen von Vergessenem beschäftigt. Dies gibt dem inzwischen dritten Artwalk auch seinen Namen: “Palimpsest” bezeichnet ein Schriftstück, von dem der ursprüngliche Text abgeschabt oder abgewaschen wurde, um es danach neu zu beschriften. Zur Sprache kommen auch dunkle Kapitel, wie die Zeit des Nationalsozialismus und die Arisierung des damaligen Bäckereibetriebes. Zwei Autor haben eigens szenische Texte verfasst, welche die Besucher in zwei historisch bedeutsame Biographien eintauchen lassen, deren Geschichten eng mit der Ankerbrotfabrik verbunden sind: Eine Tochter, die versucht, ihre verschwiegene Mutter zu entschlüsseln. Ein Sohn, der mit dem Geist seines Vaters ringt. Die Besucher heften sich an ihre Fersen und begleiten sie auf Schritt und Tritt bei ihrer Spurensuche durch die Zeit.

Journalismus trifft Kunst: Mit Veranstaltungen raus aus der Bubble
Der Artwalk ist Teil der journalistischen Veranstaltungsreihe “Burst your Bubble” des Medien-Startups Inselmilieu, das multimediale Podcast-Reportagen produziert. Dabei werden journalistisch recherchierte Inhalte künstlerisch aufbereitet und historische Begebenheiten räumlich erfahrbar gemacht. Für die Gründerinnen Julia Breitkopf und Jana Mack ist der Artwalk ein Mittel, Journalismus aus der digitalen Welt in die unmittelbare Umgebung zu bringen. “Durch unsere begehbaren Recherchen wollen wir Begegnungen schaffen und Journalismus erlebbar machen”, erklären die Medienmacherinnen. Der Recherchevorgang wird offengelegt und Journalismus als dynamischer Prozess verstanden, den Künstler und Besucher im Rahmen des Hörspaziergangs aktiv mitgestalten.

Vom 26. bis 28. Mai 2023 werden vier Artwalk-Vorstellungen auf dem gesamten Gelände der Brotfabrik im 10. Bezirk angeboten. Im Anschluss gibt der gemeinsame Ausklang bei Craft Beer und Kipferl im Bräuhaus Ten.Fifty die Möglichkeit, sich über das Erlebte auszutauschen.

Artwalk palimpsest
Ein künstlerischer Hörspaziergang durch die Brotfabrik und ihre Geschichte. Ein Projekt von Echolot in Koproduktion mit Inselmilieu Reportage In Kooperation mit Charim Factory, Bräuhaus Ten.Fifty und Kulturhaus Brotfabrik

Vorstellungen

Fr, 26. Mai, 19:30 – 21:30 Uhr

Sa, 27. Mai, 19:30 – 21:30 Uhr

So, 28. Mai, 13:00 – 15:00 Uhr

So, 28. Mai, 17:00 – 19:00 Uhr

Treffpunkt: Das LOT, Absberggasse 31

Dauer: 2h mit Ausklang in der Brauerei Ten.Fifty

Tickets unter https://bit.ly/Artwalk_tickets

Weitere Infos: https://www.lot.wien/Artwalk

Von und mit: Hans-Christian Hasselmann, Jana Mack, Çağdaş Çeçen, Daniel Sommergruber, Joachim Huber, Claudia Kainberger, Frida Robles, Leliana Wang, Pusha Petrov, Maren Streich, Thyl Hanscho, Valentin Katelevsky, Milan Wisiak, Josef Morawek, Jannine Sladky, Lilly Maß, Lidiia Akryshora, Julia Breitkopf, Sandra Bayer, Julia Novak

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