Digitaler Wandel fordert auch Nachrichtenagenturen
© APA/AFP/Noah Berger
MARKETING & MEDIA Redaktion 07.02.2019

Digitaler Wandel fordert auch Nachrichtenagenturen

London School of Economics erforschte Lage der europäischen Nachrichtenagenturen - Diversifizierung als Strategie - Politik vernachlässigt steigende Bedeutung.

WIEN. Der digitale Wandel fordert auch Nachrichtenagenturen heraus, die ihre Geschäftsmodelle anpassen müssen. Dies ist der zentrale Befund einer umfangreichen Studie der London School of Economics (LSE). Zugleich betonen die Studienautoren, dass Nachrichtenagenturen eine steigende Bedeutung als Garanten für verlässliche Information zukommt. In der Politik fehle allerdings das Bewusstsein dafür.

Partner bei der Erstellung des Reports, der am Mittwoch in London präsentiert wird, war die Nachrichtenagentur-Vereinigung EANA mit insgesamt 32 Mitgliedern. Neben dem Hauptprojekt erarbeiteten vier internationale Forscherteams vier zusätzliche Fallstudien zu ausgewählten Themen.

Der generelle Befund klingt nicht erfreulich für die Agenturen. Die "radikale Transformation des Medienmarkts" bedeute eine Krise für traditionelle Medien - und auch für die Nachrichtenagenturen. Die "general news services", bei der APA also der Basisdienst, seien unter Druck geraten, bei vielen Agenturen nicht mehr profitabel, zugleich aber weiterhin als Kernprodukt und als Marken-Nukleus unverzichtbar.

Den meisten Nachrichtenagenturen sei dies bewusst, und viele reagieren darauf mit einem Ausbau ihres Produktportfolios. Zudem versuchen sie, neue Märkte und Kunden zu erschließen. Diversifikation lautet die Strategie. IT-Services gehören etwa zu den meist genannten geplanten Neuerungen. Die APA habe diesen Änderungsprozess schon sehr früh, beginnend in den 1980er Jahren, eingeleitet, konstatieren Atte Jääskeläinen und Servet Yanatma in der Fallstudie "Business model innovation in media-owned national news agencies". Der damals verantwortliche APA-Geschäftsführer Wolfgang Vyslozil ist übrigens Co-Autor eines weiteren Detail-Reports.

Als ein "Schlüsselproblem" für Nachrichtenagenturen macht der Haupt-Bericht "mangelndes Bewusstsein", was ihre Bedeutung für die Medienlandschaft betrifft, aus. Im Gegensatz zum öffentlich-rechtlichen Sektor werde ihnen "relativ wenig Aufmerksamkeit" geschenkt. Dabei leisteten sie eine "sozial wertvolle Anstrengung", indem sie "faktenbasierte Nachrichten" garantierten, was von steigender Bedeutung sei. Daher bräuchten die Unternehmen "adäquate Unterstützung", sei es finanzieller oder anderer Natur. Politiker sowohl auf nationaler als auf europäischer müssten der "Rolle, die nationale Nachrichtenagenturen für verlässliche, vertrauenswürdige Nachrichten" spielen, gewahr werden, so der Appell der Forscher. (red)

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