WIEN. Einen „starken Aufwärtstrend in der Werbewirtschaft” konstatierte Angelika Sery-Froschauer, Obfrau des WKO-Fachverbands Werbung und Marktkommunikation, am Mittwoch bei der Präsentation des aktuellen Wifo-Werbeklimaindex, der Umfrage, die im Oktober 2017 unter 833 Unternehmen mit 6.245 Beschäftigten durchgeführt wurde. Der Indexwert ist im Vergleich zur August-Befragung von +24 auf +30 Punkte gestiegen. „Sowohl die aktuellen Lagebeurteilungen als auch die Konjunkturerwartungen haben sich weiter verbessert”, zeigt sich die oberste Branchensprecherin zufrieden.
Viele Jobs, wenig Fachkräfte
Dies wirke sich auch auf das Arbeitsplatzangebot aus. Sery-Froschauer rechnet damit, dass der Beschäftigtenstand bei den Mitgliedsbetrieben heuer von rund 28.000 auf 30.000 steigen wird, 2018 könnten es 32.000 Arbeitsplätze werden. Was aber auch heiße, dass das Thema Fachkräftemangel die Werbe- und Kommunikationsbranche erreicht, betonte sie. „Es schreien nicht nur Industriebetriebe nach IT-Fachkräften, sondern auch unsere Agenturen.” Bildung sei daher für den Fachverband ein „zentrales Thema”.
„Seit dem Frühjahr läuft der Konjunkturmotor in der österreichischen Werbewirtschaft rund und profitiert dabei vom breit getragenen Aufschwung in Österreich und in Europa”, analysierte Wifo-Experte Werner Hölzl das Wachstum in Q3. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt: 82% der Unternehmen geben an, über zumindest ausreichende Auftragsbestände zu verfügen.
Folgen der Digitalisierung
Allerdings dürfe „die gute Konjunkturlage nicht dazu verleiten, sich zurückzulehnen”, so Sery-Froschauer. „Sowohl Unternehmen als auch die Politik sollten diese Zeit nutzen, um Herausforderungen anzugehen. Digitalisierung ist für unsere Branche ein zentraler Fokus, und die Sicherung eines unverfälschten Wettbewerbs braucht ein Level-Playing-Field. Dazu müssen auch im digitalen Zeitalter gleiche Spielregeln für gleichartige Dienste gelten.” Man wünscht sich von der kommenden Bundesregierung, „dass die bestehenden Rahmenbedingungen auf den Prüfstand gestellt werden”. Es könne nicht sein, „dass klassische Medienanbieter im Wettbewerb benachteiligt werden”, thematisiert Sery-Froschauer auch erneut die ungeliebte Werbeabgabe.
Datenverarbeitungsverbot?
Weiters wünscht sich der Fachverband, dass die „Förderlandschaft an den stark online wachsenden Markt angeglichen” wird, um den österreichischen Content zu stärken. Man habe jedenfalls alle relevanten Punkte im Vorfeld deponiert, ist Sery-Froschauer hinsichtlich der laufenden Regierungsverhandlungen optimistisch.
Fachverband-Geschäftsführer Markus Deutsch kümmert sich derzeit vor allem um EU-Themen. So möchte man Pläne verhindern, im Zuge der neuen AV-Mediendienstrichtlinie ins nach Ansicht der Wirtschaftskammer bewährte System der Selbstregulierung durch den Werberat einzugreifen. Die Umsetzung der neuen Datenschutzgrundverordnung beschäftigt die Branche ebenfalls intensiv, ebenso die E-Privacy-Verordnung; hier warnt die Werbewirtschaft vor überschießenden Regelungen, die zu einem „Datenverarbeitungsverbot für die Onlinebranche” ausarten würden, meinte er. (APA/sb)