WIEN. Lou Lorenz-Dittlbacher ist nach fast zwölf Jahren als "ZiB 2"-Moderatorin zu ORF III gewechselt. Dort wacht sie seit Jahresanfang als Chefredakteurin über die Infosendungen und kümmert sich um deren Weiterentwicklung. Im APA-Interview erklärt die bekannte ORF-Journalistin ihre Beweggründe für den Jobwechsel, was sie von ihrem neuen Team hält und wie sie mit der geleisteten Arbeit ihrer Vorgängerin, Ingrid Thurnher, umzugehen gedenkt.
Noch vor einem halben Jahr hielt Lorenz-Dittlbacher im Vorfeld der von ihr moderierten "Sommergespräche" gegenüber der APA fest, bei der "ZiB 2" gut aufgehoben zu sein. "Bei der 'ZiB 2' ist es und war es nie langweilig. Ich hätte noch eine Zeit weiter gemacht", bekräftigte Lorenz-Dittlbacher nun. Doch habe sich mit dem Wechsel von Thurnher in die Radiodirektion die Möglichkeit aufgetan, etwas Neues auszuprobieren, ein Team zu führen, Sendungen und Formate zu entwickeln und zu begleiten. "Die Entscheidung es zu machen, ist in mir herangereift", erklärte sie ihren Abgang von einer der wichtigsten Nachrichtensendungen des Landes.
Thurnher habe ihr ein "unglaublich tolles Team" übergeben. "Ich habe noch nie erlebt, dass so viele junge Menschen derartig begeistert sind und für die Arbeit brennen." Die ehemalige ORF III-Chefredakteurin habe zudem mit von ihr initiierten Sendungen wie der dreieinhalbstündigen werktäglichen Infostrecke "ORF III Aktuell" als auch dem abendlichen Nachrichtenformat "Österreich Heute" bzw. "Österreich Heute – Das Magazin" für eine "irrsinnige große Fläche" gesorgt, die regelmäßig mit aktuellen Infos bespielt werden müsse. "Ich möchte Thurnhers Weg weitergehen. Sie hat den Anstieg auf den Berg begonnen, ich führe ihn weiter", sagte Lorenz-Dittlbacher. Klarerweise sei bei so viel Sendungsfläche noch Potenzial für Optimierungen vorhanden. "Aber das sind Details, die wir gemeinsam noch erarbeiten werden." Dabei schweben ihr primär Weiterentwicklungen und keine Streichungen vor.
Das Team möchte die 47-Jährige mit ihrer Erfahrung motivieren, sich noch mehr zu trauen und keine Scheu zu haben. "Wichtig ist, sich nicht als kleiner Sender im großen Konzern zu sehen und bei Einladungen nicht erst in der dritten Reihe zu beginnen, sondern in der allerersten." Dass dieses Vorhaben fruchtet, beweist etwa die 90-minütige Livesendung "Ängste, Mythen, Sorgen – Die Impfpflicht im ORF-III-Wissenschaftscheck" am Donnerstag um 20.15 Uhr. Dabei interviewen Lorenz-Dittlbacher und ORF III-Moderator Reiner Reitsamer unter anderen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und Peter Klimek, der jüngst zum Wissenschafter des Jahres gekürt wurde.
Kein Geheimnis ist, dass ORF III dem ehemaligen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ein besonderes Anliegen war und wohl noch ist. Beim neuen ORF-Chef Roland Weißmann dürfte es sich ähnlich verhalten. "Der Herr Generaldirektor hat mir direkt gesagt, dass ihm ORF III sehr wichtig sei. Ich gehe davon aus, dass es unter ihm für ORF III wie unter Herrn Wrabetz weitergeht."
Tritt das ein, wird der Sender weiterhin hohe eine Eigenständigkeit in Form einer Tochtergesellschaft mit Freiheiten und Rechten im Programm- und Personalbereich genießen. Diese hob Wrabetz als Schlüssel zum Erfolg von ORF III hervor. Dass mit der Inbetriebnahme des multimedialen Newsrooms am Küniglberg die Autonomie verloren gehen könnte, glaubt Lorenz-Dittlbacher nicht. "Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass sich am bisherigen Weg und der Eigenständigkeit etwas ändern wird. Ich werde dafür kämpfen, dass wir unseren Kernauftrag – zu informieren – weiter erfüllen können." Noch sei aber nicht endgültig geklärt, welche Rolle ORF III im multimedialen Newsroom spielen werde – etwa was Verschränkungen anbelangt. Derzeit sitze das Team jedenfalls in einem neuen eigenen Bereich, und das sei gut so.
Bei der "ZiB 2" stand Lorenz-Dittlbacher im Rampenlicht einer der relevantesten Infosendungen des Landes. Schmerzt sie die wohl nun geringere Aufmerksamkeit? "Würde es mich schmerzen, hätte ich mich nicht für diesen Weg entschieden", so Lorenz-Dittlbacher. Es sei eine große Ehre, für ein so großes Publikum, wie es die "ZiB 2" habe, arbeiten zu dürfen. Die Arbeit, die man dort mache, bringe hohe Anerkennung und Bestätigung, aber auch viel Kritik und zum Teil Hass mit sich. Letzteres sei "nicht angenehm", habe aber nichts mit ihrer Entscheidung, zu ORF III zu wechseln, zu tun. "Außerdem werde ich auch weiterhin sehr regelmäßig am Bildschirm zu sehen sein", sagte die langjährige ORF-Journalistin. (APA)