Macht – Struktur – Medien: Breite Zustimmung für eine unabhängige Vertrauensstelle
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Alexandra Maritza Wachter
MARKETING & MEDIA Redaktion 15.03.2023

Macht – Struktur – Medien: Breite Zustimmung für eine unabhängige Vertrauensstelle

Nach Erfahrungsaustausch: Frauennetzwerk Medien arbeitet an Konzeption und Finanzierung einer Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch in Medienunternehmen.

WIEN. Weder in Redaktionen noch in den kaufmännischen Bereichen heimischer Medienunternehmen sind Machtmissbrauch und geschlechtsspezifische Diskriminierung überwunden.

"Wir müssen weg davon, Betroffene als unliebsame Einzelfälle abzutun und hin zu strukturellen Veränderungen. Eine unabhängige, branchenspezifische Vertrauensstelle leistet Informations- und Betreuungsarbeit über die juristische Beratung hinaus"“, betont Astrid Kuffner, Vorstandsmitglied des Frauennetzwerks Medien. Bei dem gemeinsam mit dem Presseclub Concordia organisierten Pressegespräch waren alle anwesenden Expertinnen und Experten für diese Form der niederschwelligen Unterstützung. Denn „"es geht dabei auch um eine Veränderung der patriarchalen Strukturen. Es kann nicht sein, dass Journalistinnen im Ernstfall keine eigene Anlaufstelle haben"“, so Alexandra Maritza Wachter, Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien.

Mit den gesammelten Best Practices wird das Frauennetzwerk Medien gemeinsam mit branchenspezifischen Netzwerken an der Konzeption einer solchen Vertrauensstelle weiterarbeiten und Möglichkeiten der Finanzierung prüfen. Die Suche nach einem strukturellen Dach und einer mehrjährigen Finanzierung, die Unabhängigkeit, Vertraulichkeit und Schlagkraft bei Forderungen gegenüber der Politik entwickeln kann, steht auf der Agenda. Als Vorbilder dienen einerseits die THEMIS Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in der Kultur- und Medienbranche e.V. in Deutschland, andererseits die seit September 2022 aktive heimische Vertrauensstelle gegen Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur & Sport vera*.

Für Journalistin Raphaela Scharf, die gegen Wolfgang Fellner vor Gericht zog, braucht es „eine Kultur, die Mut macht, nach vorn zu treten“, zumal in der kleinen österreichischen Medienbranche jeder jeden kennt. Sandra Konstatzky, Leiterin der Österreichischen Gleichbehandlungsanwaltschaft (GAW) betonte die Notwendigkeit des Klagsrechts der GAW selbst sowie entsprechend dotierte Klagsfonds, die Betroffene bei Gegenklagen finanziell unterstützen könnten.

Für *vera-Sprecherin Sophie Rendl ist der Schutz vor sexueller Gewalt, Belästigung und Diskriminierung eine Aufgabe, die alle betrifft. Aus ihrer Sicht wäre es wichtig, dass die geplante Anlaufstelle neben Beratung, Begleitung und Dokumentation der Fälle auch Schulungen anbietet.

Auch Julia Ilger, Bundesfrauensekretärin der Gewerkschaft GPA, sieht eine unabhängige Anlaufstelle als gute und wichtige Ergänzung zu bereits bestehenden Angeboten. Und Caroline Kerschbaumer, Geschäftsführerin des Vereins ZARA (Zivilcourage & Anti-Rassismus-Arbeit) betont: „In einer Demokratie ist es zentral, Journalistinnen und Journalisten vor Angriffen zu schützen. Eine niederschwellig zugängliche, kostenlose und auf Wunsch anonyme Rechtsberatung ist eine wichtige Basis dafür“.

Walter Strobl, Leiter des Rechtsdiensts Journalismus im Presseclub Concordia ist überzeugt davon, „dass allein die Existenz einer solchen Vertrauensstelle die Betroffenen stärkt und potenzielle Täter abschreckt. Nur wenn das Arbeitsumfeld passt, ist wirklich freie Berichterstattung möglich.“

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