„Österreich hinkt nach“
swiss mail solutions
MARKETING & MEDIA Redaktion 10.09.2015

„Österreich hinkt nach“

Georg Weidinger, Geschäftsführer von swiss mail solutions, sprach über das boomende Geschäft und warum Österreich online gehen sollte.

•• Von Gianna Schöneich

WIEN. Das Unternehmen swiss mail solutions (sms) wurde 2012 gegründet und bietet unter anderem Logistiklösungen sowie Post- und Zustellservices für eCommerce Shops an.
Das Unternehmen wickelt Sendungen sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich ab. Sollte der Empfänger bei der Zustellung nicht anwesend sein, wird die Sendung in der nächsten Poststelle oder bei einer Packstation hinterlegt. Der Empfänger hat auch die Möglichkeit, die Zustelladresse kurzfristig zu ändern und sich seine Bestellung zur Arbeitsstelle liefern oder sie an Nachbarn übergeben zu lassen. Der Empfänger erhält sowohl im B2B als auch im B2C eine Verständigung per E-Mail oder SMS, sobald die Sendung an die Zustellorganisation übergeben wurde.
Mit medianet sprach Geschäftsführer Georg Weidinger über die Geschäftsfelder des Unternehmens, den österreichischen Markt sowie die Niederlassung in Herzogenburg.

medianet: Herr Weidinger, bis zur Gründung von swiss mail solutions waren Sie für Swiss Post International tätig; nach dessen ­Umfirmierung zu Asendia verließen Sie das Unternehmen, trotz sehr erfolgreicher, umsatzstarker Jahre.
Georg Weidinger: Als langjähriger gelber Postler war für mich die Umfirmierung auf Asendia schwer mitzutragen. Ich hatte meine Zweifel, mit diesem künstlichen Namen am Markt aufzutreten und war von dem neuen Geschäftsmodell nicht überzeugt. Die Rückbesinnung auf das reine Brief- und der Verzicht auf das Paketgeschäft erschienen mir nicht zukunftsweisend. Auch andere Kollegen waren meiner Meinung, mit ihnen kam die Idee, swiss mail solutions 2012 mit Sitz in der Schweiz, in St. Gallen, zu gründen.

medianet: Ihre Geschäftsfelder umfassen zum einen das Fulfill­ment und andererseits das klassische internationale Briefgeschäft. Lohnt sich Letzteres heute noch?
Weidinger: Bisher bestätigen unsere Umsatzzahlen dieses Konzept: 2014 machten wir einen Umsatz von 5,2 Mio. Euro. Das klassische Briefgeschäft macht dabei einen Anteil von rund 70% aus, das Fulfillment 30%. Das Briefgeschäft ist kein Wachstumsmarkt, aber noch eine gute Cashcow.

medianet: Dem Bereich des Fulfillment wird zurzeit ein großes Wachstum nachgesagt. Woran liegt das?
Weidinger: Es gibt viele Webshops, die sich auf reine Vermarktung spezialisieren. Sie kaufen ein, besuchen Messen, kümmern sich um den Verkauf, alles andere wird outgesourct. Hier setzen Unternehmen wie swiss mail solutions an. Neben mehrsprachigen Call Centren, der Pflege von Kundendatenbanken, kümmern wir uns auch um das klassische Fulfillment, wie Produkte einlagern, verpacken und versenden. Der Wachstum des Bereichs lässt sich auf den wachsenden Onlinehandel und die hohen Erwartungen der Kunden zurückführen. Schnelle Zustellungen benötigen spezielle Softwares und Dienstleistungen, gleichzeitig möchten die Kunden informiert sein und wissen, wann ihr Paket wo ist. Diese ­gesteigerten Anforderungen lassen den Bereich des Fulfillment ­wachsen.

medianet: Seit 2013 haben Sie in Herzogenburg eine österr. Niederlassung, ohne dabei österreichischen Kunden zu haben. Welche Strategie steckt dahinter?
Weidinger: Dies hat eine logistisch-strategische Bedeutung. Denn einerseits ist es für unsere Kunden ein EU-Lager für verzollte Ware, andererseits liegt es verkehrsgünstig zum Flughafen Wien für die Anlieferung aus unserem Zollfreilager in Belgrad und für die Anlieferung bei unseren verschiedenen Zustellpartnern. Mit der neu eröffneten Niederlassung in Hongkong wollen wir vertriebsmäßig nah bei unseren Kunden sein. Logistisch werden auch diese Versände unserer asiatischen eCommerce-Kunden über die Drehscheibe Österreich abgewickelt.

medianet: Ist der heimische Markt noch nicht bereit für das Onlinegeschäft und somit nicht bereit für Ihre Dienstleistungen?
Weidinger: Österreichische Unternehmen vergessen, dass es im Internet keine Grenzen gibt und man auch als kleiner Player international verkaufen kann. Natürlich saugen die großen Unternehmen aus Deutschland viel Umsatz aus dem Markt, aber das kann sich nur ändern, wenn der österreichische Markt auch online geht. Wir hinken hier nach, und sowohl die Wirtschaftskammer als auch die politischen Verantwortlichen sollten hier aktiv werden.

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