WIEN. Das Interesse von jungen Menschen an Kultur fördern und jungen Schreibern eine Plattform bieten - das sind zwei Agenden des in Wien gestalteten Internet-Magazins "Bohema". Seit zwei Jahren veröffentlicht das Team Berichte in den Bereichen Musik, Literatur, Film, Kunst und Theater. "Unsere Mission ist, Kultur und alles, was sie zu bieten hat, weiterzugeben", sagt Ko-Chefredakteur Dávid Gajdos im Gespräch mit der APA. Zum Jubiläum träumt man von einer Printausgabe.
Begonnen hat alles mit einer Initiative des Studenten und Musikliebhabers Gajdos und seiner filmbegeisterten Freundin Alexandra Timofeeva, die "Bohema" mit ihm leitet. "Ich habe damals angefangen für die 'Presse' zu schreiben", erzählt Gajdos. Zugleich sei ihm klar geworden, dass es für Kulturkritiken nur begrenzten Platz gibt und man ihnen einen größeren Raum widmen könnte: "Wir haben uns damals gesagt: OK, wir machen ein Magazin und berichten auch über alles andere, was kulturell abgeht in der Stadt."
Rund 60 Personen schreiben für "Bohema" auf Deutsch oder Englisch. Ein fixes Leitungsteam prüft und redigiert die Beiträge. Das Online-Medium sei derzeit "idealistisch angehaucht", sagt Gajdos. "Wir suchen aber nach finanziellen Möglichkeiten, das Projekt auf sichere Beine zu stellen." Bis dahin werden die Texte honorarfrei veröffentlicht. "Wir bieten den Autorinnen und Autoren die Möglichkeit, zu erscheinen. Das sind oft Leute, die davor noch nichts oder wenig geschrieben haben. Und sie können hier schreiben, was sie wollen, und nicht, was man ihnen sagt."
"Bohema" verstehe sich als eine Mischung aus Plattform und kuratiertem Magazin: "Zum einen kommen die Leute mit ihren Themen, die aus ihrem Studium oder ihren privaten Interessen entstammen", führt Gajdos aus. "Aber die Ressortleitungen lenken die Berichterstattung auch. Wir versuchen Impulse zu setzen und das abzudecken, was wir für wichtig halten. Beim Lesen der Berichte soll man spüren, dass da eine Begeisterung für Kultur vorhanden ist."
Die Bandbreite wird bei "Bohema" möglichst groß gehalten, "von der Hochkultur unter Anführungszeichen bis zu populären Kultur", so der Ko-Chefredakteur. "Aus unserer Sicht ist das ein Ganzes." Jung und frisch wolle man Kultur aufbereiten. Berichtet wird mittlerweile nicht nur aus und über Wien. Diversität liege der Redaktion "sehr am Herzen": "Es gilt hier etwa (geschlechterspezifische, Anm.) Benachteiligungen in der Kunst aufzuzeigen oder über #metoo in der Kunst zu berichten."
Die Resonanz? "Ein Artikel erreicht Leser und Leserinnen im mittleren Hundertenbereich, manchmal auch über 1.000. Aber die Reichweite ist viel größer, weil wir bei Kooperationspartnern wie in der Studentenapp Studo zu sehen sind", betont Gajdos, der sich zum zweiten Geburtstag des Mediums wünscht, "noch professioneller zu werden, die nächsten nächste Schritte zu machen und vielleicht irgendwann auch in Druck zu gehen". Nachsatz: "Kultur ist etwas Tolles, das lässt sich mit dem entsprechenden Willen auch der nächsten Generation vermitteln. Die Sorgen im Kulturbereich sind gerechtfertigt, aber man kann dagegen steuern." (red)