ORF-Urgestein Thomas Prantner gründet Beratungsfirma C3
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Thomas Prantner.
MARKETING & MEDIA Redaktion 12.09.2022

ORF-Urgestein Thomas Prantner gründet Beratungsfirma C3

Ehemaliger Online-Direktor und TVthek-Mitgründer verlässt ORF nach 34 Jahren; "ORF war und ist ein unverzichtbares, unabhängiges und verlässliches Informationsmedium".

WIEN. Thomas Prantner verlässt Ende September nach 34 Jahren den ORF. Der 58-Jährige war den Großteil davon in Führungsfunktionen tätig. So agierte er fünf Jahre als Online-Direktor, wobei er maßgeblich an der Gründung der ORF-TVthek im Jahr 2009 beteiligt war. Später betätigte er sich als Onlinechef und stellvertretender Technikdirektor. Zuletzt fiel er mit einer erfolglosen Bewerbung für den ORF-Generaldirektorenposten auf.

Nun gründet Prantner die Beratungsfirma C3.
Als er 1988 als Redakteur in der ORF-Pressestelle startete, habe es de facto ein ORF-Sende- und Empfangsmonopol, keine Konkurrenzprogramme, kein Internet, kein E-Mail gegeben, erinnerte sich Prantner gegenüber der APA. "Aber damals wie heute galt und gilt die öffentlich-rechtliche DNA des ORF: Der ORF war und ist ein unverzichtbares, wichtiges, unabhängiges und verlässliches Informationsmedium für Österreich und seine Menschen."

Derzeit sieht er mehrere Herausforderungen für den ORF. Nicht nur die wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie und des Ukrainekriegs setzen dem größten Medienhaus des Landes zu. Auch herrsche eine noch nie da gewesene Konkurrenzsituation auf dem Programm- und Werbemarkt sowie ein Kampf um die Aufmerksamkeit speziell junger Zielgruppen. Zudem erforderten die Verhandlungen mit Politik und Verlegern zur Digital-Gesetzgebung Verhandlungsstärke.

"Ich denke, die neue Geschäftsführung mit Generaldirektor Roland Weißmann wird all diese Themen offensiv und selbstbewusst angehen, Reformen in allen Unternehmensbereichen vorantreiben und vor allem die Digitalisierungsoffensive in hohem Tempo fortsetzen", so Prantner.

Im Hinblick auf Fortschritte im Digitalen hat der ORF derzeit mit der Gesetzgebung zu kämpfen. Online-only- und Online-first-Inhalte sind ihm wie die Bereitstellung von Inhalten über sieben Tage hinaus in den meisten Fällen nicht erlaubt. Erst unlängst entbrannte eine Debatte um orf.at, das von Verlegern als zu zeitungsähnlich und damit als Problem für den privaten Mitbewerb wahrgenommen wird. NEOS-Mediensprecherin Henrike Brandstötter forderte die Abschaffung der "blauen Seite". "Ich habe jedes Verständnis für Existenzängste der Verleger und privaten Medienhäuser bezüglich der künftigen Finanzierbarkeit ihrer Digitalangebote. Ich habe aber null Verständnis für populistische Radikalforderungen nach Abschaffung der 'blauen Seite'", hielt Prantner fest.

"Es ist im Sinne des öffentlich-rechtlichen Informations- und Bildungsauftrags, wenn der ORF ein starkes, modernes, aktuelles und journalistisch hochwertiges Digitalangebot betreibt", meinte das ORF-Urgestein und betonte, dass nur ein vernünftiger politischer Kompromiss zwischen ORF und Verlegern die angespannte Situation im Interesse des Medienstandorts entschärfen könne.
Prantner, der unter sieben Generalintendanten bzw. -direktoren gearbeitet hat, streicht unter seinen zahlreichen Tätigkeiten (Leiter der Unternehmenskommunikation, Marketingchef, Online-Direktor, stv. Technik-Direktor) speziell die ORF-TVthek, die er mit seinem Team zur größten Videoplattform Österreichs ausbaute, als Leistung hervor. "Das war ein ganz wesentlicher und entscheidender Meilenstein in der Digitalisierungsoffensive des ORF", so Prantner.

Eine weitere relevante Innovation - die ORF-Radiothek - wird in diesen Tagen von der ORF-Audio-Plattform "Sound" abgelöst.
Weniger erfreulich war für Prantner, der sich in der Vergangenheit als gut vernetzter Bürgerlicher mit Kontakten in verschiedene Richtungen - auch zur FPÖ - positionierte, als Chef der ORF-TVthek mehrmals Kritik des ORF-Redakteursrats auf sich zog. So wurde ihm etwa vorgeworfen, dass durch die Entscheidung, den Bundestag der Jungen Volkspartei (JVP) per Livestream in der ORF-TVthek zu zeigen, der Eindruck "politischer Wunscherfüllung" entstanden sei.
Am 1. Oktober bricht Prantner nun in politisch ruhigere Fahrwasser auf. Als selbstständiger Unternehmer bietet er mit der Consultingfirma "C3 - Communications-Connecting-Consulting" künftig Beratungsleistungen im Bereich strategische Unternehmenskommunikation, Marketing und Digitalisierung an. (red)

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