Regionalität: Erfolgsrezept für die Zukunft
© JMC / Bernd Plank
MARKETING & MEDIA Redaktion 03.11.2021

Regionalität: Erfolgsrezept für die Zukunft

Beim Moving Forward Round Table wurde letzte Woche im Boutiquehotel Stadthalle analog und digital über wirtschaftliche Potenziale regionaler Produkte diskutiert.

WIEN. Bio ist nicht mehr genug. In den letzten Monaten wurde Regionalität in den ersten Lockdown-Wochen zuerst zum großen Trend und dann zum allgegenwärtigen Schlagwort in den Diskussionen über die Zukunft des Handels. Covid-19 hat die Diskussion über Lebensmittel, Lieferketten, Nachhaltigkeit und Umweltschutz neu entfacht. Regionalität ist der klare Wunsch verantwortungsvoller Konsumenten sowie junger Käuferschichten und damit der Auftrag an die Wirtschaft. Beim Moving Forward Round Table sind sich Johannes Fankhauser (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus), Andreas Haider (Unimarkt Gruppe), Walter H. Lukner (Payback), Georg Strasser (Too Good To Go) und Michaela Reitterer (Österreichische Hoteliervereinigung) in der Diskussion mit Misheel Ariun (JMC) einig, dass Regionalität wesentlich für die Stärkung des Wirtschaftsstandorts ist. Höhere Gewinne lassen sich mit regional erzeugten Produkten kaum erzielen, jedoch sichern sie langfristig den unternehmerischen Erfolg.

Regionalität durch Pandemie im Fokus
Für die Land- und Produktionswirtschaft ist Regionalität traditionell ein relevantes Thema, das durch die Pandemie in den Mittelpunkt der Diskussion rückte. Johannes Fankhauser (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus) und Michaela Reitterer (Österreichische Hoteliervereinigung) sehen Regionalität als bedeutenden Wirtschaftsfaktor im Export und Tourismus, da Österreich einen Ruf als Qualitäts- und nicht als Billigland habe. Die Unimarkt-Gruppe macht bereits 20% ihres Umsatzes mit regionalen und lokalen Produkten und sieht sich als Drehscheibe zwischen Produzenten und Konsumenten in der Region. Bis 2025 soll dieser Anteil in der seit 2018 klimaneutralen Firma auf 30% steigen.

„Unimarkt ist mit seinen Marktleuten und Franchisenehmerinnen und -nehmern der Startpunkt der ländlichen Vermarktung“, unterstreicht Andreas Haider (Unimarkt-Gruppe). „Lokale Handelspartner kennen die Produzentinnen und Produzenten am besten und sind in den lokalen Wirtschafskreislauf involviert.“

Reichweite ist entscheidend
Kundenbindung ist im Wandel des Konsumverhaltens für Walter H. Lukner (Payback) ein wirksames Instrument, um den 3,2 Mio. Payback-Usern aktiv regionale Produkte anzubieten.

„Loyalität kennt keinen Lockdown. Sie begleitet Verbraucherinnen und Verbraucher in neue digitale Konsumwelten“, berichtet Lukner. „Für stationären wie auch Online-Handel ist Reichweite entscheidend. In smarten Digitalallianzen liegen die Absatzchancen für kleinere Hersteller aus den Regionen, da Kundinnen und Kunden gezielt angesprochen werden können.“

Unimarkt nutzt das Loyalitätsprogramm, um Neukunden zu adressieren und den Produzenten eine stärkere Vertriebskraft zu bieten. Trotz höherer Preise lassen sich für regionale Produkte keine höheren Margen erzielen. Die Qualität entscheidet über die Kundenbindung und damit über den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.

Bewusstsein für Wertigkeit der Lebensmittel
Trotz der hohen Preissensibilität ist die Herkunft ins Bewusstsein der Verbraucher gerückt. Bereits ein Fünftel der Bauern vermarktet direkt. Während der Pandemie hat die Direktvermarktung schlagartig um 40% zugenommen. Von zunehmender Transparenz in der Wertschöpfungskette profitieren sowohl Hersteller als auch Konsumenten. Mit Initiativen wie der „AMA Genussregion“ vernetzt das Landwirtschaftsministerium Produzenten und Gastronomen, reduziert Transportwege und informiert die Konsumenten transparent.

Reitterer erachtet die Kommunikation mit ihren Gästen als essenziell, da sich hochwertige Produkte nur durch die Emotion und nicht den Preis verkaufen lassen. Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, setzt auch Georg Strasser (Too Good To Go) auf umfassende Information und setzt schon bei der Jugend an, um Bewusstsein zu schaffen. „Das Wissen um Lebensmittel schafft Verständnis für deren Wertigkeit und die Leistung der Herstellerinnen und Hersteller“, ist Fankhauser überzeugt. „Wer Lebensmittel schätzt und einen Bezug zu ihrer Herkunft hat, wirft sie nicht leichtfertig weg.“ (red)

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