WIEN. Die beigelegte Auseinandersetzung um Gratiszeitungs-Ständer in U-Bahnstationen resultiert nun in einem Zeitungskrieg. Nachdem "Heute" und "Österreich" sich in den vergangenen Tagen in ihren jeweiligen Blättern Unfreundlichkeiten ausgerichtet hatten, kündigte "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand am Dienstag Klage gegen Wolfgang Fellners Mediengruppe an. Zugleich übte sie harsche Kritik am Vergleich.
Die AHVV Verlags GmbH und Dichand haben laut Aussendung rechtliche Schritte wegen "Ehrenbeleidigung, unlauterem Wettbewerb, Kreditschädigung" gegen "Österreich" eingeleitet. Denn die Zeitung habe "Heute" und Dichand in einer "unverantwortlichen Entgleisung" mit "Unwahrheiten verunglimpft".
Hintergrund: Am Sonntag und am Montag hatte "Österreich" sich die Medientransparenzdaten für 2017 vorgenommen und zusammengezählt, wie viel die öffentliche Hand für Inserate in "Heute", aber auch in der "Kronen Zeitung", geführt von Dichands Ehemann Christoph, ausgegeben hatte. Dieses Geld werde "unrichtiger Weise als Geschenke an die Familie Dichand bezeichnet", empörte sich Eva Dichand über diese Berichterstattung.
In "Österreich" waren überdies doppelseitige Inserate mit Daten der Auflagekontrolle erschienen. Grundtenor: "Österreich" sei mit seiner verbreiteten Auflage "Nummer 1" am Wiener Markt, deshalb seien die Inseratengelder für "Heute" besonders "skandalös". Das brachte Eva Dichand in Rage, sie wiederum argumentierte in ihrer Aussendung mit der mittels Media-Analyse erhobenen Reichweite von "Heute", die vor "Österreich" liege. Es sei Fellners Blatt, das "deutlich überhöhte Inseratbuchungen der Stadt Wien und anderer öffentlicher Stellen in den letzten Jahren bekommen hat".
Der Vergleich mit den Wiener Linien sei "auf direkten politischen Druck von Bürgermeister Michael Ludwig" (SPÖ, Anm.) zustande gekommen, erklärte Eva Dichand weiters, "Österreich" würden nun "bedeutende wirtschaftliche Vorteile eingeräumt". Sie brachte erneut Spekulationen über Zahlungen der Wiener Linien an die Mediengruppe Österreichs aufs Tapet und forderte, dass diese Summen offengelegt werden.
Dichand selbst geht es nach eigenem Bekunden "nicht um einen Krieg am Boulevard", das betonte sie in der Aussendung. Zentral sei vielmehr "die politische Einflussnahme der Stadt Wien auf einen ausgelagerten Betrieb (Wiener Linien) und das Aufdecken der Bevorzugung eines einzelnen Marktteilnehmers, sei es aus politischem Interesse oder Angst", wie es wörtlich hieß. (red)