Porsche-Börsengang ging glatt über die Bühne
© Porsche
Kurz nach Start des Handels stieg die Aktie auf 86 Euro pro Stück – Porsche war zu dem Zeitpunkt 77 Milliarden Euro wert.
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 07.10.2022

Porsche-Börsengang ging glatt über die Bühne

Krieg, Inflation, Rezessionsangst: Schlechter konnten die Vorzeichen für einen Börsengang kaum sein – trotzdem gelang das größte deutsche Börsendebüt seit 1996.

STUTTGART/FRANKFURT. Im Geflecht der Zahlen rund um einen der größten Börsengänge der deutschen Wirtschaftsgeschichte dürfte die 40 bald wieder in Vergessenheit geraten. Exakt so viele Sekunden lang läuteten Porsche-Chef Oliver Blume und sein Vize Lutz Meschke vor wenigen Tagen inbrünstig die symbolische Glocke zum Handelsauftakt an der Frankfurter Börse.

Die Erleichterung stand den Managern ins Gesicht geschrieben: Trotz Krieg, Inflation, Rezessionsangst und Börsenturbulenzen hatten die Stuttgarter den Gang aufs Parkett ordentlich über die Bühne gebracht – auch wenn der große Höhenflug ausblieb.
Mit 84,00 Euro lag der erste Börsenpreis der Porsche-Vorzugsaktien nur knapp zwei Prozent über dem Ausgabepreis von 82,50 Euro. Im Laufe der ersten Stunden stieg der Kurs dann immerhin auf zeitweise über 86,00 Euro. Porsche war damit zwischenzeitlich fast so viel wert wie die Konzernmutter Volkswagen: Während die Stuttgarter zu dem Zeitpunkt über 77 Milliarden Euro Marktkapitalisierung erreichten, rauschte der Börsenwert von VW in den Keller und kam auf knapp 80 Mrd. Euro. Porsche wurde damit auch deutlich höher bewertet als die Konkurrenten BMW oder Mercedes-Benz. Und mit einem Erlös von 9,4 Mrd. Euro für VW legten die Stuttgarter den größten deutschen Börsengang seit der Telekom 1996 hin.

Über 94 Prozent der knapp 114 Millionen Vorzugsaktien gingen laut Porsche an Großanleger. Wegen der Überzeichnung des Angebots hätten nicht alle privaten Aktionäre berücksichtigt werden können, hieß es. Vier Ankerinvestoren, darunter VW-Großaktionär Katar, hatten sich knapp 40 Prozent der Anteile an der Porsche AG gesichert.

Einen Großteil des Emissionserlöses will VW in Investitionen für E-Modelle, eigene Auto-Software, Vernetzungstechnik, autonomes Fahren und diverse Dienstleistungs-Plattformen stecken. Vor allem der Aufbau des Netzes an Batteriezellfabriken gestalte sich kapitalintensiver als zunächst gedacht, ist aus Kreisen der Kontrolleure zu hören. Zumal erste Entscheidungen dazu noch in einer Zeit angeschoben wurden, in der Entwicklungen wie ein Krieg in Osteuropa unvorstellbar gewesen seien.

Die Stuttgarter ihrerseits erhoffen sich von dem Gang aufs Parkett ein Stück mehr operative Freiheit. Ein Beherrschungsvertrag und ein Gewinn- und Verlustabführungsvertrag mit Volkswagen soll Ende des Jahres auslaufen, dann werden die Beziehungen neu geregelt.
Für Porsche steht nun auch der Spagat zwischen der Rolle als Teil des zweitgrößten Autokonzerns der Welt und dem Anspruch als Luxus-Marke mit hohen Renditen an - immerhin haben die Schwaben langfristig Margen von 20 Prozent als Ziel ausgegeben. (jz)

 

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