Für einen Big Deal ist immer Platz
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Trotz des größten Jahresverlusts ihrer Geschichte investiert die Deutsche Bank um 500 Mio. € in Londoner Gewerbeflächen.
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 21.01.2016

Für einen Big Deal ist immer Platz

Für 2016 erwarten sich die Experten für Immobilienverkäufe in Europa eine Stagnation – dessen ungeachtet kommt es auch heuer wie soeben in London zu Immo-Mega-Deals.

••• Von Paul Christian Jezek

LONDON/WIEN. Bürogebäude und Geschäfte in London, Paris oder Frankfurt werden dieses Jahr wohl etwas schwerer zu verkaufen sein: Die hohen Preise belasten, und zugleich nimmt das Interesse von ­Investoren aus Asien und dem ­Nahen Osten ab.
Das Volumen der gewerblichen Immobilienverkäufe werde sich nach drei Jahren mit Steigerungen von mehr als 20% heuer kaum ändern, konstatiert das Immobilien­beratungsunternehmen Knight Frank LLP in einer top-aktuellen Studie. „Auch wenn die Invest­mentlage für europäische Immobilien weiterhin gut ist, gibt es doch Gegenwind, der den jüngsten Schwung am Markt etwas bremsen könnte“, schrieb der Marktforscher Matthew Colbourne von Knight Frank in der Studie.

Die Chinesen könnten nachlassen

Zu den potenziellen Risiken zählen demnach geringeres Kaufinteresse aus Asien infolge der Wirtschaftsabschwächung in China und aus dem Nahen Osten, wo der sinkende Ölpreis die Investoren zurückhaltender agieren lässt.
Weitere Belastungsfaktoren sind die Möglichkeit, dass die Zinsen wieder anziehen, und Sorgen, dass die Preise zu stark gestiegen sind.
Die Nachfrage nach Gewerbe­immobilien in Europa, darunter Bürogebäude, Lagerhäuser und Hotels, war sprunghaft angestiegen, da Investoren angesichts rekordniedriger Zinsen an den Anleihemärkten nach verlässlichen Mieteinnahmen suchten.
Zwar sind infolge der gestiegenen Preise in manchen Städten auch die Renditen aus Immobilienanlagen auf das niedrigste Niveau in zwei Jahrzehnten zurückgefallen doch werfen sie immer noch mehr ab als Staatsanleihen. Während zum Beispiel ein voll belegtes Bürogebäude in der City of London eine Rendite von vier Prozent bietet, kam der Bloomberg Eurozone Sovereign Bond Index im vergangenen Jahr nur auf einen Ertrag von 1,8%.
Halbe Mrd. Euro für 48.000 m2
Dennoch bleibt im wahrsten Sinne des Wortes genug Raum für riesige Immobilien-Deals in Europa.

So steckt aktuell die Immobilien-

fondssparte der Deutschen Bank trotz der hohen Preise in London eine halbe Mrd. Euro in die britische Metropole. Der Offene Immobilienfonds Grundbesitz Europa investiert das Geld in die Projektentwicklung „The International Quarter“ im Geschäftsviertel Stratford mit rund 48.000 m2 Gewerbeflächen auf dem ehemaligen Olympia-Gelände. Das Gebäude soll ab 2018 Platz für 3.800 Mitarbeiter der Bankenaufsichtsbehörde FCA bieten – die Bauarbeiten haben bereits begonnen.
Der zuständige Deutsche-Bank-Manager Georg Allendorf verspricht sich mittelfristig Wertsteigerungen: „Die frühe Investition in das Entwicklungsprojekt ist eine sehr gute Anlage für den Fonds.“ Für vollvermietete Büro- und Einzelhandelsimmobilien in Londoner Bestlagen sind die Preise zuletzt durch die Decke gegangen, weil immer mehr Investoren in Immobilieninvestments drängen, und das Angebot knapp wird. Viele große Fonds weichen deshalb zunehmend in andere Lagen aus oder trauen sich auch wieder an riskantere Projektentwicklungen wie diese heran.

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