Wie gewährleistet man einen reibungslosen IT-Betrieb?
Consol
Peter Hotter, Abteilungsleiter IT-Operations bei Consol.
TECHNOLOGY Redaktion 13.12.2016

Wie gewährleistet man einen reibungslosen IT-Betrieb?

Gastbeitrag von Wolfgang Klimt und Peter Hotter, Consol Software GmbH.

MÜNCHEN/WIEN. Im IT-Betrieb dominiert heute das Schichtenmodell. Für die verschiedenen IT-Layer sind unterschiedliche Verantwortlichkeiten festgelegt; ein reibungsloser, störungsfreier Betrieb ist so kaum sicherzustellen. Deshalb müssen neue Strukturen geschaffen werden – auch unter Verwendung adäquater Management-Lösungen und Verfahren wie DevOps (Development/IT Operations). Alle Veränderungen müssen zudem im Kontext aktueller Entwicklungen im IT-Bereich erfolgen; hier ist vor allem der Trend zur bimodalen IT zu beachten.

Schwachstellen vermeiden
Eine der größten Schwachstellen im Betrieb von IT-Infrastrukturen sind die getrennten Verantwortlichkeiten für die einzelnen Systemschichten. Obwohl jede Applikation Dienste aus fast allen Schichten benötigt, sind für jede Schicht unterschiedliche Teams, oft sogar unterschiedliche Anbieter, verantwortlich.
Bei auftretenden Störungen und Fehlern und anschließender Ursachensuche führt diese Aufteilung unweigerlich zu Schwierigkeiten; noch problematischer und aufwendiger wird es, wenn zusätzlich externe Provider beteiligt sind. Ein typisches Szenario im Fehlerfall ist, dass die Verantwortung zunächst gegenseitig hin- und hergeschoben wird. Aussagen wie „Die schlechten Antwortzeiten sind nicht auf die Applikation zurückzuführen, die ich betreue, sondern ganz klar ein Problem der Datenbank“ sind keine Seltenheit. Für die Beseitigung von Problemen oder Störungen wird dann in der Regel eine Task Force gebildet. Je mehr Teilnehmer hier involviert sind, desto höher ist natürlich auch die Komplexität; langwierige Prozesse bei der Fehlerermittlung und -behebung sind die Folge.

Verantwortliche für Applikationen bestimmen
Beizukommen ist dieser Herausforderung nur mit der Realisierung einer effizienten organisatorischen Basis, das heißt dem Aufbau von Betriebsteams, die für eine bestimmte Lösung, vom „Blech bis zur Applikation“, ganzheitlich zuständig sind. Konkret müssen also Gesamtverantwortliche beziehungsweise verantwortliche Teams bestimmt werden, die die „Lösungshoheit“ besitzen – und zwar von der Hardwarebasis über die Netzwerk-, Datenhaltungs-, Logik- und Steuerungsschicht bis zur Schnittstelle zum Client.
Abgesehen von dieser organisatorischen Neuordnung müssen dabei auch funktionsübergreifende Prozesse im IT-Betrieb unter Einbeziehung des gesamten Application Stacks eingeführt werden. Auch die Nutzung entsprechender Management-Tools ist erforderlich, etwa im Bereich Monitoring; hier sollte eine End-to-End-Lösung eingesetzt werden, mit der zur Aufrechterhaltung eines störungsfreien IT-Betriebs eine durchgängige Echtzeit-Überwachung der technischen Systeme, Datenbanken und Applikationen gewährleistet ist. Nur so ist eine beschleunigte Ursachenanalyse bei Störungen mit verkürzten Reaktions- und Lösungszeiten sichergestellt – und die zeitintensive Etablierung eines IT-Krisenstabs überflüssig.

DevOps-Konzept zeigt die Richtung
Exemplarisch zeigt sich dies am DevOps-Konzept, das eine unterbrechungsfreie Kommunikation und geringe Reibungsverluste zwischen Entwicklung und IT-Betrieb zum Ziel hat. Während die Entwicklung heute in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld auf Agilität und Schnelligkeit setzen muss, ist es die Aufgabe des IT-Betriebs, größtmögliche Stabilität und Performance zu gewährleisten. Hieraus resultiert oft ein Widerspruch. Diesen versucht das DevOps-Modell durch ein kommunikatives, interaktives Vorgehen und den Einsatz von Automatisierungs-Tools zu lösen, um damit die Softwareentwicklung optimal mit dem Betrieb zu verschmelzen.
Die nach Ebenen und Teilaufgaben strukturierten Verantwortlichkeiten für einzelne Teilbereiche werden bei einem DevOps-Ansatz somit aufgehoben; das DevOps-Team übernimmt die Gesamtverantwortung für eine Applikation.
Ist die Nutzung von DevOps-Verfahren folglich ein Allheilmittel? Keinesfalls. Zum Teil ist eine Umsetzung allein schon aufgrund vorhandener Organisationsstrukturen oft schwierig, zum Beispiel, wenn viele Services an externe Dienstleister ausgelagert sind. Außerdem erschweren in der Regel die in den Dienstleistungsverträgen definierten Zuständigkeiten eine DevOps-Umsetzung.
Ohnehin sollte das Thema DevOps differenziert angegangen und vor allem im Kontext der aktuellen IT-Landschaft sowie künftiger Herausforderungen und Entwicklungen gesehen werden. Und hier zeigt sich eines ganz deutlich: Der Trend geht eindeutig in Richtung einer IT der zwei Geschwindigkeiten, Gartner spricht in diesem Zusammenhang von der bimodalen IT.

IT der zwei Geschwindigkeiten
Das Konzept der bimodalen IT basiert auf der Überlegung, dass die Applikationslandschaft prinzipiell in zwei Bereiche unterschieden werden kann: Zum einen geht es um Anwendungen, die eher statischen Charakter haben – SAP-Systeme sind hierfür ein Beispiel – und die vor allem eine hohe Stabilität aufweisen müssen. Gekennzeichnet sind sie zudem in der Regel durch längere Releasezyklen. Zum anderen sind Anwendungen zu berücksichtigen, die eine hohe Dynamik mit kurzen Releasezyklen erfordern; sie müssen kontinuierlich angepasst werden, zum Beispiel im Hinblick auf zusätzliche gesetzliche oder geschäftliche Vorgaben, geänderte Marktanforderungen oder neue Kundenbedürfnisse. Eine schnelle Reaktion und IT-technische Umsetzung ist für ein Unternehmen dabei essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
„IT der zwei Geschwindigkeiten“ heißt also, dass ein Unternehmen einerseits eine herkömmliche und zuverlässige operative IT-Basis mit langfristigen Lifecycles benötigt, andererseits aber auch eine agile, schnelle IT. Es liegt auf der Hand, dass bei Ersterem ein klassisches Vorgehensmodell nach wie vor die beste Wahl ist, und bei Letzterem hingegen Themen wie agile Softwareentwicklung oder DevOps zunehmend an Gewicht gewinnen.
Doch in beiden Fällen gilt: Von essenzieller Bedeutung für einen reibungslosen IT-Betrieb ist die Strukturierung der Zuständigkeiten aus dem Blickwinkel des Endanwenders und die Bestimmung von Applikationsverantwortlichen, die einen ganzheitlichen Überblick über alle relevanten IT-Layer besitzen sollten.

Wolfgang Klimt ist Bereichsleiter Delivery, und Peter Hotter ist Abteilungsleiter IT-Operations bei der Consol Software GmbH in München.

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