Aufschwung mit Hindernissen
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 15.10.2021

Aufschwung mit Hindernissen

Die IHS-Herbst-Prognose für die österreichische Wirtschaft 2021 bis 2022 verspricht Wachstum sowie sinkende Arbeitslosenzahlen, warnt aber auch vor Risiken.

WIEN. Nach dem coronabedingten Einbruch der Wirtschaftsleistung um 6,7% im Vorjahr hat die österreichische Wirtschaft seit dem Frühjahr überraschend kräftig an Fahrt gewonnen, sodass bereits zu Jahresmitte wieder das Vorkrisenniveau erreicht werden konnte. Das Institut für Höhere Studien (IHS) hob daher die Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 4,5% an. Für das kommende Jahr wird ebenfalls ein Wachstum von 4,5% erwartet. Mit der kräftigen Konjunkturerholung dürfte die Arbeitslosenquote auf 8,1% in diesem bzw. 7,2% im nächsten Jahr zurückgehen. Die Inflationsprognose für den Jahresdurchschnitt 2021 müsse auf 2,6% angehoben werden. Im kommenden Jahr wird vom IHS eine Inflationsrate von 2,3% erwartet.

Seit dem Frühjahr 2021 verzeichne die österreichische Wirtschaft einen äußerst dynamischen Aufholprozess vom durch die Coronakrise ausgelösten historischen Einbruch um 6,7% im Vorjahr, meldet das Institut: "Insbesondere die gesundheitspolitischen Eindämmungsmaßnahmen führten zu einem Rückgang des privaten Konsums um 8,5 Prozent. Die Exporte sind um 10,8 Prozent geschrumpft, die Importe um 9,4 Prozent. Die Investitionen sind mit 5,2 Prozent vergleichsweise wenig zurückgegangen. In sektoraler Sicht verzeichneten nahezu alle Wirtschaftsbereiche deutliche Rückgänge, insbesondere die Bereiche Beherbergung und Gastronomie sowie Kultur, Unterhaltung und persönliche Dienstleistungen."

Ausblick auf Österreich und die Welt
Hinsichtlich der Pandemie meinte das Institut, dass es zu keinen umfassenden Einschränkungen mehr kommen werde. Aufgrund der Impfung breiter Bevölkerungsschichten sollte die Gesundheitskrise bis zum nächsten Frühling überwunden sein. Vor diesem Hintergrund hob das Institut seine Prognose für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr auf 4,5% an. Auch im kommenden Jahr sollte das Wachstum 4,5% betragen. Insbesondere aufgrund des Ausfalls des Wintertourismus in der Saison 2020/21 dürfte im laufenden Jahr das Wachstumstempo etwas geringer als im Euroraum (4,8%) ausfallen. Im kommenden Jahr 2022 sollte die österreichische Wirtschaftsleistung ebenso kräftig wie jene im Euroraum-Durchschnitt zulegen.
Glabal betrachtet, erwartet das Institut folgendes internationale Konjunkturbild für die beiden Prognosejahre: Mit Wachstumsraten von 8,0% und 5,3% bleibt China der weltweite Wachstumsmotor. Getrieben von der äußerst expansiven Fiskalpolitik sollte die US-Wirtschaft im laufenden Jahr um 5,8% bzw. im kommenden Jahr um 4,0% zulegen. Die Aussichten für den Euroraum haben sich seit der Juni-Prognose trotz der Konjunkturdelle in Deutschland verbessert. Nunmehr wird von Wachstumsraten von 4,8%, bzw. 4,5% ausgegangen. Nach dem durch die Pandemie bedingten Einbruch im Vorjahr sollte die Weltwirtschaft mit Raten von 5,5% bzw. 4,4% wieder kräftig expandieren.

IHS-Erwartungen für den privaten Konsum …
Das Institut geht davon aus, der Konsum der privaten Haushalte zu einem Treiber des Wachstums wird. Somit erwartet das Institut für das laufende Jahr einen Zuwachs der privaten Konsumausgaben um 4,0%. Die positive Konsumdynamik dürfte sich im nächsten Jahr mit 5,0% fortsetzen. Die Sparquote sollte nach dem starken Anstieg im Vorjahr auf 14,4% sukzessive auf 11,6% im laufenden bzw. 8,6% im kommenden Jahr sinken.

... für die Anlageinvestitionen
Laut Prognose werden die Anlageinvestitionen im Jahresdurchschnitt um 7,1% ausgeweitet. Sowohl bei den Ausrüstungen (8,5%) als auch bei den Bauten (5,5%) werden äußerst starke Zuwächse erwartet. Im kommenden Jahr wird sich das Expansionstempo wohl verlangsamen und bei den Anlageinvestitionen 3,8% betragen (Ausrüstungen 5,0%, Bauten 2,5%).

... und für den globalen Warenhandel
Aufgrund des hohen Überhangs zu Jahresbeginn dürfte der Welthandel im Jahresdurchschnitt um 10,4% zulegen. Für nächstes Jahr wird eine Zunahme um 3,2% erwartet. Die österreichische Exportindustrie profitiert von den günstigen internationalen Rahmenbedingungen. Laut den vorliegenden Daten haben die Güterexporte in der ersten Jahreshälfte äußerst kräftig zugelegt. Nach dem Einbruch um 7,8% im Vorjahr wird für das Gesamtjahr 2021 ein Anstieg der realen Warenexporte um 11,6% erwartet. Im nächsten Jahr dürfte sich der Zuwachs auf 4,0% verlangsamen. Die Reiseverkehrsexporte leiden heuer unter dem Ausfall der Wintersaison, dürften aber im kommenden Jahr äußerst kräftig expandieren. Insgesamt sollten die Exporte laut VGR um 9,4% bzw. 7,7% ansteigen. Mit der Belebung der Inlandsnachfrage und der starken Exporttätigkeit dürfte die Importnachfrage Zuwächse von 9,4% bzw. 6,6% verzeichnen. Von der Außenwirtschaft geht somit ein positiver Wachstumsbeitrag aus, insbesondere im nächsten Jahr.

Unwägbarkeiten und Risiken
Nach wie vor dominiert die Coronapandemie die internationalen Konjunkturrisiken. Sollten sich neue Virusvarianten bilden, die gegen die bestehenden Impfstoffe resistent sind, würde dies den weltwirtschaftlichen Aufschwung erheblich belasten, betont das IHS. Lang andauernde Probleme in den globalen Lieferketten würden den Aufschwung im Verarbeitenden Gewerbe bremsen. Ein weiteres Risiko stelle der Rohstoffpreisanstieg dar. Ein dadurch ausgelöster deutlicher Anstieg der Inflationserwartungen könnten eine Straffung der Geldpolitik notwendig machen. Zudem würde ein starker Konjunktureinbruch in China, etwa infolge der Probleme im dortigen Immobiliensektor, die Weltwirtschaft über den Handelskanal belasten.

Es bestehe aber auch die Möglichkeit, dass der globale Aufschwung stärker als hier unterstellt verläuft, etwa wenn die während des Lockdowns gebildeten Sparpolster stärker und schneller als unterstellt aufgelöst werden. Wenn es gelänge, die Coronapandemie weltweit schnell und nachhaltig unter Kontrolle zu bringen, etwa durch rascher voranschreitende Impfprogramme, könnte die Weltwirtschaft ebenfalls kräftiger expandieren. Auch für die heimische Wirtschaft bilde ein Wiederaufflackern der Pandemie das größte Abwärtsrisiko. Neuerliche Ein- dämmungsmaßnahmen würden den privaten Konsum und insbesondere den Tourismus stark belasten. (hk)

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