Chips für Europa
© Martin Hörmandinger
FEEI-Obmann und Vorstandsvorsitzender Siemens AG Österreich Wolfgang Hesoun, FEEI-Obmann-Stellvertreterin Sabine Herlitschka mit Erwin Raffeiner, Geschäftsführer Sprecher Automation, Andreas Gerstenmayer, Vorstandsvorsitzender AT&S und Georg List, Vice Pr
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 21.04.2023

Chips für Europa

Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) zum European Chips Act für Stabilität, Sicherheit & Nachhaltigkeit: Investitionen in Schlüsseltechnologien sind Investitionen in die Zukunft!

WIEN. Kein Mensch – und auch keine KI – bringt die Wichtigkeit der Mikroelektronik so schön auf den Punkt wie FEEI-Obmann-Stellvertreterin, IV-Vizepräsidentin und Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG Sabine Herlitschka: „Ohne Halbleiter geht fast nichts, mit ihnen fast alles.“

Mikroelektronik („Halbleiter“), Leiterplatten, Elektronik und die damit verbundene Software sind die Basis für eine Vielzahl systemrelevanter Anwendungen – von der stabilen Energieversorgung und der Verfügbarkeit lebensnotwendiger Ressourcen bis hin zu sicheren Anwendungen im Gesundheitswesen, in der Kommunikation oder im Bereich Automotive. „Technologische Abhängigkeit in kritischen Infrastrukturen gefährdet die Volkswirtschaft. Die Chipkrise hat deutlich gemacht, wie abhängig wir von anderen Machträumen sind. Zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur braucht es die Halbleiterindustrie“, betont Erwin Raffeiner, Geschäftsführer der Sprecher Automation GmbH.

Halbleiter sind die Grundlage für Wirtschaft und Wohlstand
„Der weltweite Halbleitermarkt ist ausschlaggebend für bis zu 50 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts,“ sagte Herlitschka im Rahmen einer FEEI-Pressekonferenz. „Angesichts der wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen muss Europa seine bestehenden Stärkefelder weiter stärken, um global wettbewerbsfähig zu sein. Daher muss der Chips Act auf europäischer und nationaler Ebene faire Wettbewerbsbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten – auch für kleine Mitgliedsländer – schaffen.“

Grüne und digitale Wende ermöglichen
Auch das Erreichen der grünen und der digitalen Wende ist nur möglich durch Innovationen in Schlüsseltechnologien. Energieeffizienz ist weltweit eine der größten Ressourcen, um Energie zu sparen und CO2-Emissionen zu reduzieren. Ein Beispiel: Bei der Nutzung traditioneller Ansätze wird grundsätzlich mehr Energie benötigt, darüber hinaus gehen rund 70% der aufgewendeten Energie während der Übertragung bis zur eigentlichen Nutzung verloren. Im Gegensatz dazu sind erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaik und Wind initial schon deutlich klimafreundlicher und es können in Kopplung mit intelligenten Technologien zudem rund 70% der aufgewendeten Energie genutzt werden. Das Potenzial für die grüne Wende ist enorm.

Österreich hat sich Spitzenposition erarbeitet
Im Bereich der elektronischen Bauelemente ist Österreich in relativen Zahlen und bezogen auf die Größe des Landes, Nummer 1 in Europa hinsichtlich der Anteile an der Gesamtwertschöpfung, der Anteile an der Gesamtbeschäftigung sowie der Anteile in der unternehmerischen Forschung und Entwicklung. „Österreich ist hier Spitzenreiter“, sagt Andreas Gerstenmayer, Vorstandsvorsitzender der AT&S AG. Zahlreiche österreichische Unternehmen seien Weltmarktführer in zentralen Technologiebereichen, AMS Osram beispielsweise Weltmarktführer bei Lichtsensoren. „AT&S ist mit seinen Mikroelektronik Packaging Technologien ein in der westlichen Welt einzigartiger Lieferant für High Performance Computing. Für die Mobilfunkbranche, Medizintechnik oder den Automobilsektor liefern wir hochtechnologische Verbindungslösungen”, so Gerstenmayer.

Georg List, Vice President Corporate Strategy von AVL List GmbH, erklärt den Zusammenhang in der Automobilindustrie: „Der Chips Act lässt uns im globalen Wettbewerb unsere Stärken ausspielen – mit in-Software-gegossenem Know-how auf performanten, intelligenten und anwendungsnahen Chips, die wir in der grünen und automatisierten Mobilität dringend benötigen, um unsere Spitzenposition zu halten.“

Details zum European Chips Act
Das Europäische Chip-Gesetz will ein florierendes Halbleiter-Ökosystem von der Forschung bis zur Produktion sowie eine resiliente Lieferkette schaffen und gliedert sich in drei Säulen:
Mit der ersten Säule des Gesetzes – der Initiative „Chips für Europa“ – wird die technologische Führungsrolle Europas gestärkt, indem der Wissenstransfer vom Labor bis zur Fertigung erleichtert, die Lücke zwischen der Forschung und Innovation und der Anwendung in der Industrie überbrückt und die industrielle Einführung innovativer Technik durch europäische Unternehmen gefördert wird. Die Initiative „Chips für Europa“ wird Investitionen der Union, der Mitgliedstaaten und des Privatsektors durch eine strategische Neuausrichtung des Gemeinsamen Unternehmens für digitale Schlüsseltechnologien (nun umbenannt in „Gemeinsames Unternehmen für Chips“) zusammenführen. Die Initiative stützt sich auf öffentliche Mittel in Höhe von 6,2 Mrd. €, wovon 3,3 Mrd. € – wie kürzlich vereinbart – aus EU-Haushaltsmitteln für den Zeitraum bis 2027 (dem Ende des derzeitigen mehrjährigen Finanzrahmens) bereitgestellt werden. Diese Unterstützung wird zusätzlich zu den bereits für Halbleitertechnik vorgesehenen öffentlichen Mitteln in Höhe von 2,6 Mrd. € gewährt. Mit den 6,2 Mrd. € werden u.a. Tätigkeiten wie die Entwicklung einer Entwurfsplattform und die Einrichtung von Pilotanlagen unterstützt, um die Innovation und Produktion zu beschleunigen.

Die zweite Säule des europäischen Chip-Gesetzes wird Anreize für öffentliche und private Investitionen in Fertigungsanlagen für Chiphersteller und ihre Zulieferer schaffen. Dies wird Teil der öffentlichen Investitionen in diesem Sektor sein, die auf insgesamt 43 Mrd. € geschätzt werden.

Mit der dritten Säule des europäischen Chip-Gesetzes wird auch ein Koordinierungsmechanismus zwischen den Mitgliedstaaten und der Kommission eingerichtet, um die Zusammenarbeit mit und zwischen den Mitgliedstaaten zu verbessern, die Versorgung mit Halbleitern zu überwachen, die Nachfrage abzuschätzen, Engpässe vorherzusehen und erforderlichenfalls eine Krisenstufe zu aktivieren.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL