Gefährlicher Mangel
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 08.03.2024

Gefährlicher Mangel

Der 8. IKT-Statusreport des FV UBIT zeigt: In Österreich werden zu wenige IT-Fachkräfte ausgebildet. Und zwar viel zu wenige.

WIEN. 28.000 IT-Fachkräfte fehlen der österreichischen Wirtschaft aktuell. Dadurch gehen 4,9 Mrd. € Wertschöpfung pro Jahr verloren, Tendenz steigend. Für Alfred Harl, Obmann des Fachverbands für Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), ist jetzt ein 5-Punkte-Programm notwendig, das mittel- bis langfristig positive Effekte erzielen kann: „Wir müssen die IT-Ausbildung reformieren, verpflichtenden Informatikunterricht in die AHS-Oberstufe bringen, die IT-Lehre weiter ausbauen, angehende Pensionistinnen bzw. Pensionisten im Job halten und mehr Frauen für die IT gewinnen.“

IT-Bildungsreform wäre angebracht
Der Fachverband UBIT spricht sich einmal mehr für eine grundlegende Reformierung des Informatikunterrichts an österreichischen Schulen aus. Dazu gehört die verstärkte Vermittlung von Informatikkenntnissen in der Schulausbildung bzw. die Forderung des Fachverbands nach zwei fixen Wochenstunden Informatikunterreicht in der AHS-Oberstufe. „Hiermit meinen wir ‚echten‘ Informatikunterricht, der sich mit Coding, Cybersicherheit und mehr beschäftigt“, so Martin Zandonella, Obmann-Stellvertreter im Fachverband UBIT.
Als zweiten wichtigen Punkt sieht der Fachverband den konsequenten Ausbau der IT-Lehre. Aktuell sind mehr als 2.900 IT-Lehrlinge in 1.200 Betrieben in Ausbildung. „Eine Lehre in der IT ist eine Jobgarantie für die Zukunft. Wir gehen hier mit der Dualen Akademie beispielhaft voran, die speziell Maturantinnen, Maturanten und Studienabbrecher anspricht“, so Zandonella weiter.

Dropout-Quoten an Unis und FHs weiterhin zu hoch
Den 28.000 fehlenden IT-Fachkräften stehen 16.641 IKT-Absolventinnen bzw. -Absolventen der Universitäten und Fachhochschulen gegenüber, die in den Studienjahren 2016/17 bis 2021/22 ihr Studium abgeschlossen haben. Als dritten wichtigen Punkt sieht der Fachverband die Senkung der Dropout-Quoten, die im Studienjahr 2021/22 bei den IKT-Bachelorstudiengängen bei 42,6% oder 4.673 Personen an Universitäten bzw. 40,5% oder 705 Personen an Fachhochschulen lagen. „Wir haben hier Werte, die sich seit Jahren hartnäckig halten. Erfreulich ist jedoch, dass die Bachelor-Dropout-Quote an den Universitäten langsam sinkt“, sagt Studienleiter Norbert Wohlgemuth vom Kärntner Institut für Höhere Studien (KIHS). An den IKT-Bachelor-Studiengängen an Fachhochschulen hingegen hat sich die Dropout-Quote seit dem Studienjahr 2016/17 kaum verbessert. Harl: „Was wir dringend brauchen, ist ein Monitoring, um zu erfahren, warum Studierende ihr Studium abbrechen.“ Denn Bachelorstudierende, die ein IKT-Studium abbrechen, seien für den IT-Arbeitsmarkt oft für immer verloren.

IT-Expertise gewinnen und halten
IT-Expertinnen und -Experten, die demnächst in Pension gehen, aber weiterarbeiten wollen, im Job zu halten, ist für den Fachverband der vierte wichtige Punkt. Dazu Obmann Harl: „Längeres Arbeiten bzw. Dazuverdienen in der Pension muss sich auszahlen. Für die, die sich entscheiden, neben der Pension weiterzuarbeiten, müssen Steuern und Abgaben wegfallen.“
Auch das Potenzial von Frauen in der IT gelte es zu heben, so Harl zum fünften Punkt. Denn nach wie vor ist der Frauenanteil bei IKT-Studienabschlüssen gering. Lediglich ein Fünftel aller IKT-Studienabschlüsse in den Studienjahren 2016/17 bis 2021/22 wurden von Frauen gemacht. An den Universitäten haben in diesem Zeitraum 1.409 Frauen (17%) IKT-Studiengänge absolviert, an den Fachhochschulen waren es 1.720 (20,6%). Österreich lag im Vergleich der OECD-Länder 2021 mit einem durchschnittlichen Frauenanteil von 19,2% in den belegten IKT-Studiengängen im hinteren Mittelfeld. „Wir müssen mehr Frauen für die IT begeistern. Die Frauenquote an den Hochschulen sollte bei 50% liegen, zumindest aber müssen wir international aufschließen. Damit das gelingt, wollen wir unter anderem IT-Vorreiterinnen in Unternehmen als Rolemodels sichtbar machen“, schließt Harl ab.e zur ermutigen, in den Vordergrund zu treten und unter dem Motto #strongertogether voneinander zu lernen.

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