Stählerner Vorreiter
© voestalpine Lucas Pripfl
Zugversuch im neuen voestalpine-Prüfzentrum in Linz.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 25.02.2022

Stählerner Vorreiter

Die voestalpine nimmt mit ihrem neuen Prüfzentrum in Linz ein weltweites Vorzeigeprojekt in Betrieb und setzt dabei neue Standards.

LINZ. Die Steel Division der voestalpine produziert am Standort Linz hoch- und höchstfeste Stähle, die unter anderem in der Premium-Automobilindustrie zum Einsatz kommen und strengste Qualitätsansprüche erfüllen müssen. Seit Februar 2022 finden die umfassenden Prüf- und Freigabeprozesse für Kaltbandprodukte in einem neu errichteten, hochmodernen Prüfzentrum statt, mit dem die voestalpine in der Stahlindustrie weltweit eine Vorreiterrolle hinsichtlich Digitalisierung, Automatisierung und zukunftsweisender Arbeitsorganisation einnimmt. Dafür wurden 23 Mio. € investiert.

Das neue Prüfzentrum zur Qualitätssicherung von kaltgewalzten, feuerverzinkten, elektrolytisch verzinkten und beschichteten Stahlbändern sowie Elektrobändern setzt völlig neue Standards in der Qualitätsprüfung. 95% aller Proben – was laut voestalpine einen internationalen Spitzenwert darstellt – werden hier vollautomatisch vermessen, bearbeitet und für die nächsten Arbeitsstufen vorsortiert. „Die Digitalisierung in allen Unternehmensbereichen ist ein wesentlicher Pfeiler unserer Unternehmensstrategie. Die Automatisierung und Digitalisierung der Prüfung ist ein weiterer wichtiger Schritt, um unsere weltweite Technologie- und Innovationsführerschaft auszubauen. Wir setzen hier neue Maßstäbe“, sagt Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG.

Je nach Produkt werden zwischen 50 und 2.000 chemische, mechanisch-technologische oder magnetische Prüfungen pro 1.000 t Stahlband durchgeführt. Im Schnitt erfolgen rund 50.000 Prüfungen pro Monat im Labor – Tendenz steigend.

Völlig neue Abläufe
Der gesamte Prozess rund um die Fertigung, Prüfung und Analyse der Proben wurde standardisiert und komplett neu strukturiert. „Damit können wir die Zeiten für die Erprobung deutlich verringern. Außerdem ermöglichen wir schnellere Rückmeldungen an die Forschung und damit höhere Geschwindigkeiten in der Entwicklung“, erläutert Hubert Zajicek, Mitglied des Vorstands der voestalpine AG und Leiter der Steel Division. Die Logistik wird ebenso voll digitalisiert, fahrerlose Transportsysteme werden künftig die Proben in effizienter Reihenfolge zu den einzelnen Prüf- und Analysestationen bringen. „Unser Ziel ist es, zu jedem Zeitpunkt zu wissen, wo sich die Probe befindet und wie sie bearbeitet wurde. Außerdem bekommen wir jederzeit digitale Informationen über die Fertigungs- und Prüfmaschinen, um im Bedarfsfall sofort reagieren zu können“, so Zajicek.

Bisher war die Kaltband-Prüftechnik dezentral über den Standort Linz verteilt. Der Baubeginn für das insgesamt 4.000 m2 große Gebäude erfolgte im Februar 2019, der provisorische Testbetrieb wurde im Herbst 2021 aufgenommen. Im Februar 2022 startete der offizielle Betrieb, bis Winter 2023 wird der Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad weiter erhöht. Vor allem das Aufbereiten, Sortieren und Transportieren der Proben und Serienprüfungen werden in Zukunft automatisch erfolgen – als nächste Ausbaustufe werden die Prüfstationen mit selbstfahrenden Transportsystemen verbunden. (hk)

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