STUTTGART. Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz will sein Profil als Luxushersteller schärfen und damit den Gewinn auf hohem Niveau halten. Die im vergangenen Jahr erreichte Rekordhöhe von 13% Umsatzrendite hat sich die Marke mit dem Stern für Pkw auch 2022 vorgenommen. Die Luxusrendite lag aber an der Sondersituation Chipmangel, die zu Produktionsstopps und einer Konzentration auf hochpreisige und sehr profitable Modelle wie S-Klasse oder Maybach führte.
Aus der Not will Konzernchef Ola Källenius eine Tugend machen. „Knappheit ist ein sehr wichtiger Teil unserer Strategie", sagte der Schwede vor wenigen Tagen; sie mache Produkte begehrenswert. Überziehen mit zu langen Wartezeiten auf ein neues Auto will es der Konzern aber auch nicht. Das Angebot an weniger profitablen Kompaktwagen soll „selektiver“ werden. Ob damit das Ende etwa des Einstiegsmodells A-Klasse verbunden ist, ließ Källenius offen.
Mercedes-Benz rückt mit der erzielten Rendite in Regionen vor, die in Deutschland bislang nur die Luxus-Automarke Porsche schaffte. Der Höchstwert bisher war für Mercedes-Benz eine operative Marge von 9,5 Prozent 2015. Denn früher setzte der Autobauer zugleich auf Masse und Klasse, um als weltweit größter Premiumhersteller nach Stückzahlen zu triumphieren. Källenius gab das Ziel auf und ließ BMW überholen.
Der Chipengpass in der Autoindustrie weltweit, der auch in diesem Jahr noch anhalten soll, ermöglichte Mercedes einen Gewinnsprung trotz Absatzrückgang. In der ersten Bilanz nach Abspaltung und Börsennotierung von Daimler Truck verbuchte der in Mercedes-Benz umbenannte DAX-Konzern 2021 einen Nettogewinn von 23,4 Mrd. €, das Sechsfache des Vorjahres. Darin enthalten sind reine Buchgewinne durch Neubewertungen im Zuge der Konzernteilung von fast 10 Mrd. €. Ohne diese belief sich der Konzerngewinn 2021 auf 14,2 Mrd. €, immer noch mehr als dreimal so viel wie im Jahr davor. Der Umsatz legte um neun Prozent auf 168 Mrd. € zu, der Anteil der fortgeführten Aktivitäten betrug 134 Mrd. € (plus 9,9 Prozent).
Im laufenden Jahr soll der Betriebsgewinn auf dem Niveau von 2021 liegen, der Umsatz leicht wachsen. Im vergangenen Jahr war das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) mit 19,2 Mrd. € mehr als doppelt so hoch wie 2020. Der Absatz soll nach einem Rückgang 2021 um fünf Prozent auf 2,33 Mio. Fahrzeuge leicht zulegen, wobei Mercedes von den Spitzenmodellen die Verkäufe um mehr als zehn Prozent steigern will. Auch die E-Auto-Offensive soll vorangetrieben werden mit einer Verdoppelung reiner Stromer der Marken EQ und Smart; ihr Absatzanteil war mit 90.000 Einheiten letztes Jahr aber noch klein. (jz)