Neuwagenmarkt erholt sich weiter
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Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY.
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 28.04.2023

Neuwagenmarkt erholt sich weiter

Der Neuzulassungsmarkt liegt zwar nach wie vor unter Vor-Corona-Zeiten, im März wurden in der EU aber um 29 Prozent und in Österreich 27 Prozent mehr Neuwagen zum Verkehr zugelassen.

WIEN. Die Erholung auf dem EU-Neuwagenmarkt gewinnt an Fahrt: Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU stieg im Vormonat laut Branchenverband ACEA gegenüber März 2022 um 29 Prozent, in Österreich um 27 Prozent. Im Vergleich zu März 2019, also bevor die Pandemie zu massiven Absatzrückgängen führte, ergibt sich aber trotzdem ein EU-weiter Rückgang um 14 Prozent, in Österreich um 17 Prozent. In 21 der 27 EU-Mitgliedsländern lag der Absatz im März dieses Jahres unter dem Niveau von März 2019.

„Die Verbesserung der bisher angespannten Lieferkettensituation kurbelt die Produktion an, dadurch können die angestauten Bestellungen abgearbeitet werden“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Engpässe gibt es im Moment noch vor allem bei Vorprodukten und Halbleitern, insgesamt ist die Verfügbarkeit aber besser als im Vorjahr und wird sich in den kommenden Monaten weiter entspannen. Noch liegt der Markt aber unter Vor-Corona-Niveau, trotz des starken Wachstums.“

Dank des beachtlichen Auftragspolsters und aufgrund eines enormen Nachholbedarfs nach mehreren Krisenjahren rechnet Preiss mit weiteren Wachstumsimpulsen für den Neuwagenmarkt im weiteren Jahresverlauf: „Während der Pandemie, also von 2020 bis 2022, wurden rund neun Millionen Neuwagen weniger verkauft als vor der Pandemie. Die angestaute Nachfrage aus dieser Zeit wird in den kommenden Jahren zusätzlich den Markt ankurbeln.“

Einem stärkeren Wachstum auf dem Neuwagenmarkt stehen allerdings zum einen die nach wie vor eingeschränkte Liefersituation entgegen und zum anderen die schwache Konjunkturentwicklung, hohe Neuwagenpreise sowie Risiken wie der Krieg in der Ukraine und die Spannungen zwischen den USA und China.

Im März legten die Neuzulassungen reiner Elektroautos (BEV – Battery Electric Vehicle) in der EU insgesamt um 58 Prozent zu, und damit nochmal deutlich stärker als der Gesamtmarkt. In Österreich wurde sogar ein Wachstum von 67 Prozent registriert. Der Marktanteil reiner Elektroautos stieg in der EU im Vergleich zu März 2022 von 11,4 Prozent auf 13,9 Prozent, in Österreich von 14,7 auf 19,3 Prozent. „Nach wie vor ist die Nachfrage nach Elektroautos größer als das verfügbare Angebot, allerdings ist diese stark von staatlichen Förderungen abhängig: Werden Förderungen gestrichen oder reduziert, wirkt das als Wachstumsdämpfer“, so Preiss.

Die höchsten Marktanteile wurden auch im März 2023 wieder in den Skandinavischen Ländern registriert: In Schweden lag der BEV-Marktanteil bei 42 Prozent, in Finnland bei 37 Prozent und in Dänemark bei 36 Prozent. Deutlich seltener werden Elektroautos in Osteuropa verkauft: In Polen betrug der BEV-Marktanteil im März gerade mal 3,9 Prozent, in der Tschechischen Republik 2,7 Prozent, in der Slowakei 2,4 Prozent. Auch in Südeuropa ist der Anteil reiner Elektroautos nach wie vor sehr niedrig: In Italien liegt er bei 4,9 Prozent, in Spanien bei 4,3 Prozent.

„Ab 2035 dürfen in der EU – mit gewissen Ausnahmen – keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden. Aktuell spielen Elektroautos allerdings in den wenigsten EU-Märkten eine große Rolle“, erklärt Preiss. In 14 EU-Ländern liegt der Marktanteil von Elektroautos derzeit unter zehn Prozent, gerade einmal in vier EU-Ländern entfallen mehr als 20 Prozent der Neuzulassungen auf Elektroautos. „Im Moment sind wir von einem richtigen Durchbruch der Elektromobilität noch weit entfernt“, konstatiert Preiss. „Speziell die hohen Preise machen Elektroautos für eine breite Käuferschicht uninteressant, hinzu kommt eine zu wenig ausgebaute Ladeinfrastruktur und eine oft geringe Reichweite. Mit Ausnahme von Schweden wurden beispielsweise im März in allen EU-Ländern mehr Verbrenner verkauft als elektrifizierte Pkw. So schnell wird sich daran unter den aktuellen Rahmenbedingungen auch nichts ändern.“

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