Österreicher kaufen  deutlich weniger Autos
© APA/AFP/dpa Karl Josef Hildenbrand
MOBILITY BUSINESS Redaktion 20.08.2020

Österreicher kaufen deutlich weniger Autos

Neuerlicher Zulassungsrückgang im Juli: Markt nimmt auch nach dem Lockdown keine Fahrt auf.

••• Von Jürgen Zacharias

Der heimische Fahrzeugmarkt hinkt den Erwartungen weiter hinterher. Nachdem bereits der Start ins neue Jahr verhalten ausgefallen war und die „Coronamonate“ März und April Lockdown-bedingt Rückgänge von rund zwei Drittel gebracht hatten, erholte sich der Markt auch im Mai, Juni und Juli nicht. Im Gegenteil, fielen die Rückgänge mit minus 34%, minus 18% und zuletzt im Juli minus 21% (siehe Grafik auf der rechten Seite) sogar recht deftig aus – und auch die kommenden Monate dürften voraussichtlich kaum Besserung bringen.

Plus bei alternativen Antrieben
Laut Angaben der Statistik Aus­tria betreffen die Rückgänge ausschließlich Autos mit Verbrennermotoren, die aber nach wie vor über 80% der Verkäufe ausmachen.
Um 37,8% weniger Neuzulassungen gab es demnach bei benzinbetriebenen Pkw (Anteil: 44,2%) und um 19,3%
weniger bei dieselbetriebenen Pkw (Anteil: 38,3%).
In der Nische der alternativen Antrieben gab es hingegen durch die Bank Wachstumsraten – allerdings auf einem niedrigem Niveau: Sowohl bei Pkw mit Benzin-Hybridantrieb (plus 169,2% beziehungsweise plus 1.604 Neuzulassungen) und Diesel-Hybridantrieb (83,9%, plus 308 Neuzulassungen), als auch bei Elektroautos (49,6%, plus 353 Neuzulassungen) und Pkw mit Erdgasantrieb (48,6%, plus 17 Neuzulassungen) sind die Neuzulassungen gestiegen.

Deftige Rückgänge bei VW
Am größten war das Minus mit 30,1% bei der Marke VW, bei der Volkswagen-Tochter Skoda hingegen gab es ein Plus (8,0%), ebenso bei Renault (7,0%) und Mercedes (4,5%). Rückläufige Neuzulassungen verzeichneten von den größeren Herstellern neben VW auch Hyundai (minus 23,2%), Peugeot (minus 22,1%), Audi (minus 21,7%), BMW (minus 15,1%), Ford (minus 10,9%) und Seat (minus 9,1%).

Trend zum SUV hält an
Die gute Nachricht: In Relation zu den meisten anderen europäischen Märkten scheint Österreich die Krise sogar noch verhältnismäßig gut wegzustecken. Während das Minus hierzulande im ersten Halbjahr bei 33,6% liegt, sank das Volumen im europäischen Durchschnitt gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar um 39%.
Bemerkenswert ist der am ganzen Kontinent anhaltende Trend zum SUV. Zwar gingen die Zulassungen der Fahrzeugklasse im ersten Halbjahr in Europa auch um 18% zurück, aufgrund der deutlichen Absatzeinbrüche stieg der Marktanteil der SUVs trotzdem auf 40%.

Wohin sich der Automarkt in den kommenden Monaten weiterentwickeln wird, ist aktuell schwer vorherzusagen – die meisten Experten gehen von weiteren (allerdings moderaten) Rückgängen aus. Diese Einbußen kämen nicht gänzlich überraschend, stand die Autoindustrie doch schon vor Corona vor einem großen Umbruch.

Eine Analyse des Center of Automotive Research kam im November 2019 zu der Einschätzung, dass bis zum Jahr 2030 fast 234.000 Stellen bei Herstellern und Zulieferern allein in Deutschland wegfallen könnten. Durch die Coronakrise hat sich der Druck auf die Branche allerdings nochmals vergrößert – Experten erwarten ein globales Verkaufsminus für das laufende Jahr von rund 20 Mio. Fahrzeugen.

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