Bauen vom Fließband
© Buwog/Stephan Huger
Gropyus-CEO Markus Fuhrmann, Expertin für nachhaltiges Bauen Karin Stieldorf, Architektin und Professorin Bettina Götz, Vonovia-Vorstandsmitglied Daniel Riedl und Moderator Rainer Nowak (v.l.) bei der zweiten Ausgabe von „Buwog im Gespräch”.
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 10.05.2024

Bauen vom Fließband

Lebhafter Austausch und Diskussionen zum Thema modulares Bauen – die Fortsetzung der Buwog Branchenevent-Reihe fand äußerst regen Anklang.

WIEN. Unter dem Titel „Modulares Bauen – wie gut sind Wohnungen vom Fließband?” widmete sich die zweite Ausgabe von „Buwog im Gespräch” ganz dem System-Bauverfahren. Das Thema der Veranstaltung stieß auf großes Interesse : Die Buwog durfte auch dieses Mal rund 200 Teilnehmende aus Wirtschaft, Bau- und Immobilienbranche im hauseigenen Veranstaltungssaal begrüßen.

Modulares Bauen ist an sich nicht Neues, es beschäftigt die Baubranche bereits seit Jahrzehnten. Aktuell hat es jedoch aufgrund von gestiegenen Baukosten und hohen Energiepreisen wieder Konjunktur. Während Kritiker die Rückkehr des Plattenbaus prognostizieren, gilt die modulare Bauweise bei vielen als das Zukunftskonzept. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: in puncto Bauzeit höchst effizient, zudem kostengünstig, flexibel und klimaschonend.

Serielles und modulares Bauen heißt im Kern, dass industriell und in Serie vorgefertigte Gebäudeteile auf der Baustelle nur noch zusammengefügt werden müssen. Die klassische Baustelle mit ihren unterschiedlichen Gewerken wird somit weitestgehend zu einer Montagebaustelle.

Neue Lösungen gefragt

Für Keynote-Speaker Markus Fuhrmann, Mitgründer und CEO des PropTech-Unternehmens Gropyus, welches sich intensiv der nachhaltigen, seriellen Holzbauweise widmet, ist die serielle Bauweise jedenfalls das Zukunftskonzept: „Der Wohnungsmarkt benötigt dringend neue Lösungen, um die zunehmende Wohnungsnot zu bewältigen. Gleichzeitig gibt es im Markt bisher ungenutztes Potenzial, Prozesse digital neu zu gestalten, um so kosteneffizienter und nachhaltiger zu bauen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die gesamte Wertschöpfungskette des Produkts ‚Wohnen' zu digitalisieren und zu industrialisieren, um damit leistbare und nachhaltige Wohnungen zu schaffen.”

Nachhaltig und digital

Die anschließende Podiumsdiskussion beleuchtete das Thema aus mehreren Perspektiven. Daniel Riedl, Development Vorstand der Vonovia SE, sieht neben den zahlreichen Vorteilen, die die modulare Bauweise mit sich bringt, für die Branche gar eine Notwendigkeit, sich nach Alternativen für die Entwicklung und Errichtung von Wohngebäuden umzuschauen. Er hob hervor, dass unter den derzeit gegebenen Rahmenbedingungen der Spagat zwischen leistbarem und gleichzeitig nachhaltigem Wohnbau nicht abbildbar sei. Neben klaren Maßnahmen von Seiten der Politik seien daher auch dringend neue Ansätze und Herangehensweisen gefragt.

Der Einsatz alternativer Baustoffe, modulares Bauen sowie Kreislaufwirtschaft seien schon seit langem Themen, mit denen die Buwog ihre Projektentwicklung auf eine nächste Ebene bringen will: „Wir haben uns das Ziel gesetzt, Vorreiter in der nachhaltigen Projektentwicklung zu sein. Durch unsere Kooperation mit Gropyus wollen wir dieses Ziel weiter forcieren, denn die innovative Herangehensweise des PropTech-Unternehmens an die Entwicklung von Wohnimmobilien deckt sich 1:1 mit unseren Bestrebungen.”

Schematismus vermeiden

Laut Bettina Götz, Geschäftsführende Gesellschafterin Artec Architekten sowie Professorin für Entwerfen und Baukonstruktion an der Universität der Künste Berlin, sei das Bauen mit vorgefertigten Modulen bautechnisch und ökonomisch sinnvoll: „Die Frage ist, wie entsteht durch die Art der Fügung architektonischer Raum. Um den drohenden Schematismus zu vermeiden, der uns seit den Plattenbauten der 1970er wohlbekannt ist, ist eine individuelle Gestaltung im Grundriss und auch in der vertikalen Schichtung der Gebäude notwendig.”

Komplexität verstehen

Karin Stieldorf, Lehrgangsleiterin für Nachhaltiges Bauen an der TU Wien, hob hervor, dass modulares Bauen nicht neu sei: „Bereits im Altertum und in der Renaissance wurden Vorteile wie kürzere Produktionszeiten und Wirtschaftlichkeit erkannt und später im Industriebau weiterentwickelt. Modulares Bauen hat heute einen großen Marktanteil – zunehmend auch in der Sanierung von z.B. Fassaden. Die Chancen stehen gut, dass durch die digitale Erfassung des Lebenszyklus von Gebäuden die CO2-Emissionen im Baugewerbe reduziert werden können. Allerdings stellt die Komplexität modularen Bauens auch eine große Herausforderung dar.” (hk)

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