Kaiser's Tengelmann droht ohne eine Fusion das Ende
Tengelmann
RETAIL Redaktion 08.09.2015

Kaiser's Tengelmann droht ohne eine Fusion das Ende

Der Druck auf Tengelmann steigt - Kaiser's Tengelmann schreibt seit 15 Jahren Verluste.

Düsseldorf. Fusion mit Edeka oder Zerschlagung: Für die deutsche Supermarktkette Kaiser's Tengelmann gibt es Firmenkreisen zufolge keine anderen Alternativen mehr. Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub wolle definitiv das Aus für die traditionsreiche Kette verkünden, wenn der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) die Übernahme durch den Konkurrenten Edeka nicht per Sondergenehmigung möglich macht.

Das sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine negative Entscheidung werde zum Verlust von Arbeitsplätzen sowie zum Teil-Verkauf oder der Schließung von Märkten führen. Edeka und Tengelmann setzen darauf, dass Gabriel das Veto des Kartellamts gegen die Fusionspläne mit einer Ministererlaubnis aushebelt. Bei einer Übernahme durch Edeka könne der Großteil der Stellen erhalten werden, hieß es.

Das Kartellamt hatte die Übernahme der 451 Tengelmann-Supermärkte mit rund 16.000 Beschäftigten durch Branchenprimus Edeka Anfang April untersagt. Die Fusion hätte zu einer erheblichen Verschlechterung des Wettbewerbs auf ohnehin stark konzentrierten regionalen Märkten etwa in Nordrhein-Westfalen geführt, erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt damals. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam die Monopolkommission in einem Gutachten für das Bundeswirtschaftsministerium. Der Zusammenschluss würde "die starke Marktstellung von Edeka auf den regionalen Angebotsmärkten (..) ausbauen". Haub und Edeka-Chef Markus Mosa sehen das anders. Gesamtwirtschaftliche Vorteile würden die Kritikpunkte des Kartellamts überwiegen, betonte Haub wiederholt.

Wann Gabriel eine Entscheidung verkündet, ist aber weiter offen. Denn der Bundeswirtschaftsminister braucht für sein Votum zu der Elefantenhochzeit im Einzelhandel mehr Zeit. Nordrhein-Westfalen hat etwa einem Sprecher des Wirtschaftsministeriums zufolge eine Fristverlängerung für seine Stellungnahme erhalten. Diese solle nun bis Mittwoch in Berlin eingereicht werden, sagte er. Bisher war Montag geplant. Die von der Fusion betroffenen Bundesländer müssen sich zu den Plänen äußern, dann muss es eine öffentliche Anhörung geben. Erst danach kann Gabriels Votum folgen. "Ein Entscheidungstermin ist noch nicht bestimmt", erklärte sein Ministerium.

Der Druck auf Tengelmann steigt. Kaiser's Tengelmann schreibe seit 15 Jahren Verluste, allein im vergangenen Jahr habe sich das Minus auf 35 Mio. Euro summiert, sagte ein Insider. Durch die öffentliche Debatte um die Kette blieben Kunden weg, auch Mitarbeiter kehrten dem Unternehmen den Rücken - nach den ersten sieben Monaten 2015 stehe bereits ein Minus von 40 Mio. Euro in den Büchern. Die Kette sei zu klein, die Einkaufspreise seien zu hoch, Kaiser's Tengelmann sei deshalb einfach zu teuer.

Mit der Einkaufsmacht Edekas im Rücken könne sich das ändern, der Branchenprimus wolle die Umsätze in fünf Jahren um 20 Prozent in die Höhe schrauben. Zu Edeka gebe es keine Alternative - auch eine Übernahme durch den Konkurrenten Rewe werde das Kartellamt untersagen. Die Kette müsste also in Einzelteilen verwertet werden. Dafür hatte es bereits Interessensbekundungen gegeben - so schielt etwa die Schweizer Migros auf 130 Tengelmann-Geschäfte in Bayern. Ein offizielles Anbot von Migros oder anderen Konkurrenten liege bisher aber nicht vor, hieß es in Unternehmenskreisen. (APA/Reuters)

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