WIEN. Die lang ersehnte Erholung der Weltwirtschaft wird offenbar langsam auch in Österreich spürbar, zumindest wenn es nach dem Konsumbarometer des Handelsverbands geht. Dieser weist für das erste Quartal 2021 eine „signifikant positive Entwicklung“ aus, wie es in einer Aussendung heißt.
Während der dritte und vierte Corona-Lockdown im ersten Quartal 2021 noch deutlich auf die Konsumstimmung gedrückt hatten, erreicht das Konsumbarometer im April 2021 mit 98,44 den höchsten Wert seit August 2020 (101,19). Die Verbraucherstimmung ist damit so gut wie zuletzt vor acht Monaten.
Hauptgründe für den Erholungskurs sind laut Barometer die optimistische Konjunkturerwartung (von 80,25 auf 97,96 im April) und die gestiegene Ausgabenerwartung (von 90,34 auf 101,30). Gleichzeitig ist die Sparneigung deutlich (von einem Rekordhoch von 113 Punkten im vierten Quartal 2020 auf 104,36 im April) gesunken und liegt nur knapp über dem Referenzwert 100 von März 2019.
„Im Zuge der Krise hat sich die Sparquote der österreichischen Bevölkerung im Vorjahr auf 14 Prozent verdoppelt. Mit dem Ende des Lockdowns zeichnet sich jetzt erstmals wieder eine leichte Entspannung ab“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. „Wir wissen, dass der Weg zurück für viele Unternehmer steinig wird, doch zumindest die Richtung stimmt. Das Comeback der heimischen Wirtschaft hat begonnen – ohne Erleichterungen bei Zwangsgebühren, qualifizierten Beschäftigten und Maßnahmen zur Entschuldung wird es jedoch zu Verwerfungen kommen.“
Einkommenserwartung auf Tiefstand
Sorgen bereitet dem österreichischen Handel insbesondere die weiterhin unterdurchschnittliche Einkommenserwartung. Mit einem Wert von 91,70 bleibt die Einschätzung der Konsumenten auch im ersten Quartal 2021 pessimistisch.
"Nur wenn der eigene Arbeitsplatz abgesichert ist, das Einkommen zumindest stabil bleibt und die Verbraucher wirtschaftlich langfristig planen können, setzen sie ihre Kaufkraft in unserer ökosozialen Marktwirtschaft wertschöpfend ein. Jetzt, in der Krise, geben 30 Prozent der Konsumenten deutlich weniger aus, jeder Achte beschränkt sich rein auf den Kauf lebensnotwendiger Güter. Daher muss die Bundesregierung bei ihrem Comeback-Plan gezielt konjunkturelle Anreize schaffen und alles daran setzen, möglichst viele Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern und neue Jobs zu schaffen. Es geht um die nachhaltige Stabilsierung von Unternehmen, die durch Corona einen Schuldenrucksack für Jahrzehnte aufgebaut haben und in Kürze noch die doppelten Gehälter schultern müssen", erklärt Will.
Konsumenten rechnen mit Preissteigerungen
Wenngleich sowohl die Unternehmen als auch die Endverbraucher die wirtschaftliche Lage zurzeit deutlich optimistischer einschätzen als noch zu Jahresbeginn, könnten die aktuelle Beschaffungskrise in der Industrie bzw. im Handel sowie damit einhergehende Preissteigerungen den weltweiten Wirtschaftsaufschwung gravierend einbremsen
– immerhin erwarten mehr als drei Viertel der heimischen Konsumenten eine deutliche Erhöhung des Preisniveaus in den kommenden drei Monaten.
Will: "Mittlerweile kämpfen drei von vier Händlern mit Lieferverzögerungen. Auch die heimische Sachgütererzeugung und die Bauwirtschaft leiden unter massiven Rohstoffengpässen, steigenden Preisen bei Metall, Holz und Kunststoff, dem Containermangel in Fernost sowie Covid-bedingten Ausfällen bei internationalen Fabriken. Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Beschaffungskrise noch zumindest drei bis sechs Monate andauern wird. Diese Entwicklung ist eine Gefahr für die Konjunkturentwicklung und zeigt, wie wichtig es ist, regionale Wertschöpfung zu unterstützen und Fairness für Europa im globalen Wettbewerb zu schaffen." (red)