Österreichische Manager legen Klimaverantwortung in Corona-Zeiten in die Hand des Gesetzgebers
© PwC Österreich
Birgit Haberl-Arkhurst.
RETAIL Redaktion 23.09.2020

Österreichische Manager legen Klimaverantwortung in Corona-Zeiten in die Hand des Gesetzgebers

Blitzumfrage zeigt: Österreichische Manager zögern (auch) in Zeiten von Covid-19 bei der Umsetzung klimawirksamer Maßnahmen

WIEN. Politik und Gesellschaft sind sich einig, dass die Covid-19-Krise den von der EU-Kommission vergangenes Jahr präsentierten European Green Deal nicht ausbremsen dürfe. Eine aktuelle Umfrage von PwC Österreich zeigt nun, dass auch heimische Manager die Notwendigkeit von klimawirksamen Maßnahmen klar erkennen, Impulse und Handlungsanreize dazu aber vor allem in der Verantwortung des Gesetzgebers sehen. So begrüßen Führungskräftige etwa mit großer Übereinstimmung die Kopplung von staatlichen Corona-Hilfsleistungen an klimawirksame Maßnahmen, während tatsächliche Investitionen der Unternehmen aber noch auf sich warten lassen.

Deutliches Zögern bei klimawirksamen Investitionen
Obwohl die Coronakrise ein Revival der Regionalität vermuten ließ, finden verwandte Maßnahmen bei österreichischen Managern noch wenig Anklang: Nur elf Prozent gaben an, künftig verstärkt auf regionale Lieferanten setzen zu wollen, lediglich sieben Prozent möchten sich mehr auf lokale Absatzmärkte konzentrieren. Ähnliches Zögern lässt die Befragung hinsichtlich unmittelbar klimawirksamer Maßnahmen erkennen. Während immerhin rund ein Viertel der befragten Führungskräfte Klima-Investitionen in Sachen Fuhrpark planen, wollen nur dreizehn Prozent in die Energieeffizienz von Gebäuden investieren und nur elf Prozent veraltete CO2-intensive Anlagen abstoßen bzw. verbessern. Auch Investitionen in energieeffiziente Gebäude dürften durch die Covid-19-Pandemie keinen Aufschwung erfahren. Unklare Prognosen und das vermehrte Arbeiten von Zuhause aus scheinen heimische Unternehmen hier deutlich zu hemmen.

„Überraschend kam das Ergebnis bezüglich geplanter Maßnahmen zu einer früheren Erkennung und besseren Steuerung von ESG-Risiken. Denn obwohl 58 Prozent der Teilnehmer angaben, dass sie die Herausforderungen der Klimakrise größer oder viel größer als jene von Covid-19 einschätzen, kündigten nur elf bzw. 16 Prozent eine stärkere Integration von ESG-Aspekten in das Risikomanagementsystem bzw. Lieferkettenmanagement an“, so Birgit Haberl-Arkhurst, Nachhaltigkeits-Expertin bei PwC Österreich.

Grundsätzlich hohes Klimabewusstsein unter Managern
89% der befragten Führungskräfte waren der Meinung, dass die Investitionen der öffentlichen Hand zur Unterstützung der Unternehmen auch gleichzeitig der Klimakrise begegnen bzw. den Green Deal der EU unterstützen sollten. Vor allem die Infrastruktur für erneuerbare Energien sollte gefördert werden (81%). Je rund zwei Drittel der Manager sprachen sich zudem unterstützend für Maßnahmen zur Gebäudesanierung und Reduktion von Emissionen im Verkehr aus. Die Entwicklung von Technologien zur Dekarbonisierung der Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft waren 57% ein Anliegen.

Warten auf staatliche Förderungen und regulatorische Vorgaben
Große Einigkeit ließ sich hinsichtlich staatlicher Hilfen erkennen: 78% der Manager fänden es begrüßenswert, wenn klimafreundliche Unternehmen bzw. solche, die effektiv THG-(Treibhausgas)-Emissionen reduzieren, stärker gefördert werden. Auch eine Kopplung von Corona-Unterstützungsleistungen an Klima-Forderungen wird von einer großen Mehrheit befürwortet. So forderten 81% der Führungskräfte, dass Unternehmen, die Staatshilfen in Anspruch nehmen, sich im Gegenzug auch zu Österreichs Klimazielen bekennen müssen. 57% sprachen sich sogar für verbindliche THG-Reduktionsziele aus.

„Ein Erich Kästner-Zitat lautet: 'Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.' Selten traf dieses Sprichwort so gut zu, wie in Hinblick auf die aktuellen Umfrage-Ergebnisse. Während die große Mehrheit der befragten Manager die Wichtigkeit von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels erkennt, setzt nur ein verschwindend geringer Anteil der Unternehmen effektive Maßnahmen. Anstatt zu handeln, sehen sich heimische Unternehmen in wartender Position und zögern, solange der Gesetzgeber keine klaren Vorgaben und Impulse setzt oder Förderprogramme beschließt“, resümiert Birgit Haberl-Arkhurst.

Hinweis zur Umfrage
Bei der im Juli 2020 durchgeführten, qualitativen Umfrage nahmen 73 österreichische Unternehmensvertreter, zwei Drittel davon auf Management- und Vorstandsebene, teil. Etwa die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen nahm staatliche Unterstützungsangebote wie die Kurzarbeit in Anspruch. 64% der teilnehmenden Unternehmen beschäftigen über 1.000 Mitarbeiter.

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