Prognose: Insolvenz-Anstieg bei kleinen Unternehmen
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Peter_Androsch
RETAIL Redaktion 25.07.2022

Prognose: Insolvenz-Anstieg bei kleinen Unternehmen

Im ersten Halbjahr 2022 wurden doppelt so viele Unternehmensinsolvenzen eröffnet wie im Jahr davor.

WIEN. Die Unternehmerinsolvenzen, vor allem kleinerer Unternehmen haben sich laut Peter Androsch von der Kreditversicherungsmaklergesellschaft A.C.I C. Im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Aufgrund des Zusammentreffens weiterer brandgefährlicher Faktoren mutiert das aber zum Vorboten für eine größere Welle, die bald auch Großbetriebe und den Mittelstand erfassen dürfte.

„Es gibt im Moment ein historisches Aufeinandertreffen verschiedener Parameter, die in der Kreditversicherungsbranche bereits dazu geführt haben, dass die bereitgestellten Deckungssummen nicht mehr beliebig ausgeweitet werden“, erläutert Peter Androsch, Geschäftsführer von Österreichs führender Kreditversicherungsmaklergesellschaft A.C.I.C. Bei diesen Faktoren handelt es sich unter anderem um die steigenden Bonitätsrisiken auf Unternehmensebene, die anhaltenden Lieferkettenprobleme, den Ukraine-Konflikt, die Energiekrise, die galoppierende Inflation sowie die am 21. Juli 2022 mit lediglich 0,5 % eingeläutete Zinswende der EZB. „Die Europäische Zentralbank wird die Zinsen in naher Zukunft aus Rücksichtnahme auf die hoch verschuldeten Staaten nicht in jenem Ausmaß erhöhen können, welches aufgrund der hohen Inflation eigentlich geboten wäre. Das sorgt mittelfristig für weiteren Druck im Kessel“, warnt der Experte.

Zusammentreffen verschiedener Faktoren
Trotz der immer noch sehr verhaltenen Leitzinsen wird die Situation am Kreditmarkt für bonitätsschwache Unternehmen zunehmend schwieriger. „Wir vernehmen klare Signale, dass auch die Banken die internen Kreditvergaberichtlinien bereits erheblich verschärft haben. Zugleich rechnen wir damit, dass die Vorgaben in der zweiten Jahreshälfte noch restriktiver werden“, erklärt der Experte. Androsch hatte bereits im Vorjahr vor dem Rückstau bei den Insolvenzanträgen gewarnt. Nach Auslaufen etlicher staatlicher Hilfsmaßnahmen ist die Zahl der Insolvenzanträge im 1. Halbjahr 2022 tatsächlich bereits wieder um knapp 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen, wobei vorerst eher noch Klein- und Kleinstunternehmen betroffen sind.

A.C.I.C. beobachtet laufend die Entwicklung am Markt und lotet ständig aus, bei welchen Kreditversicherungsgesellschaften Unternehmen aktuell ihre Lieferforderungen gegen einen Zahlungsausfall noch zu vertretbaren Konditionen absichern können. Erscheint den Anbietern ein Ausfallrisiko zu groß, verlangen die Versicherer in der Regel höhere Prämien oder lehnen die Übernahme bestimmter Risiken bereits im Vorfeld ab. „Probleme gibt es derzeit vor allem aufgrund gesunkener Kreditwürdigkeit der Unternehmen, begrenzter Kapazitäten der Kreditversicherer oder unzureichender Bonitätsauskünfte der versicherten Geschäftskunden", wie Androsch erläutert.

Experte empfiehlt striktes Debitorenmanagement
Selbst im Fall gehäufter Insolvenzen unter Kleinbetrieben halten sich die aushaftenden Schulden sowie Gefahren für Folgekonkurse trotzdem noch in Grenzen. Greift allerdings eine Insolvenzwelle auf den Mittelstand und auf Großkonzerne über, wären die Folgen verheerender. Genau ein solches Szenario könnte aufgrund der aktuellen Gemengelage aber nun in weiterer Folge drohen. Androsch empfiehlt den Unternehmen daher, sich vorsorglich zu wappnen: „Betreiben Sie striktes Debitorenmanagement. Stimmen Sie dem Ansuchen Ihrer Geschäftskunden nach einer Zahlungszielverlängerung nicht ohne vorherige Bonitätsprüfung zu und wälzen Sie das Risiko zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit Ihrer Kunden am besten auf eine Kreditversicherungsgesellschaft ab“, so die Empfehlung des Branchenexperten. Wer aktuell für einzelne Geschäftskunden keine Deckung mehr bekommt, sollte seine Kunden darauf hinweisen, präventiv an ihrer Bonitätseinstufung zu arbeiten. Zwischenberichte über die aktuelle Geschäftslage können zudem dazu dienen, Zweifel über deren Zahlungsfähigkeit zu zerstreuen. Weiters kann der Verkauf von Lieferforderungen (Factoring) die Bilanz verkürzen, um dadurch das Gesamtbild über die eigene finanzielle Lage zu verbessern. „Je länger man zuwartet, desto schwieriger werden jedenfalls die Gegenmaßnahmen“, so die Erfahrung des Experten. (red)
 

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