WIEN. Heimisches Gemüse aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland hat wieder Saison. Die Coronakrise stellt aber auch die LGV Sonnengemüse vor neue Herausforderungen. Da die Produktion des Frischgemüses bei LGV Sonnengemüse auf über 150 kleinstrukturierte Familienbetriebe verteilt ist, kann eine Belieferung des Lebensmitteleinzelhandels aus heutiger Sicht auch in den kommenden Wochen garantiert werden. Sollte es durch Covid-19 zu Ausfällen bei Erntehelfern kommen, wurden entsprechende Vorkehrungen getroffen. Um bei Bedarf rasch handeln zu können, wird aktuell ein Pool an Erntehelfern generiert. Bewerbungen sind per E-Mail an [email protected] nach wie vor willkommen. In diesem Zusammenhang werden eine unbürokratische Möglichkeit der Arbeitskräfteüberlassung aus anderen Branchen sowie eine einfache Abwicklung für eine Beschäftigung von Studenten, Schülern und sonstigen freiwilligen Erntehelfern essentiell sein. Bei der Sortierung, Verpackung und in der Verwaltung an den beiden Standorten von LGV Sonnengemüse in Simmering und Wallern wurden die Arbeitsabläufe und –plätze entsprechend den Empfehlungen der Experten eingerichtet. Betriebsfremden Personen ist der Zutritt zu Lager-, Produktions- und Kommissionierbereiche sowie zu den Räumlichkeiten der Verwaltung untersagt. Dort wo es möglich ist, wurde auf Heimarbeit umgestellt. In der momentanen Situation ist die Bedeutung von LGV Sonnengemüse als wichtiger Versorger Österreichs mit Frischgemüse noch mehr in den Fokus der Wahrnehmung gerückt. Vielen Dank an alle Gemüsebauern, Gärtner und Familienbetriebe für ihren Einsatz in diesen herausfordernden Zeiten.
Erstes gemeinsames Jahr
LGV Sonnengemüse startet nach der Verschmelzung der beiden Erzeugerorganisationen (LGV Gärtnergemüse und Seewinkler Sonnengemüse) in die erste gemeinsame Gemüsesaison und trägt damit wesentlich zur Versorgung Österreichs mit frischem Gemüse bei. Eine moderne und nachhaltige Landwirtschaft in Wien und dem angrenzenden Marchfeld auf einer Fläche von rund 250 ha, vorwiegend im geschützten Anbau, garantiert bestes Gemüse und kurze Transportwege. Durch diese weltweit einzigartige Stadtlandwirtschaft kann sich Wien während der Saison mit Gemüse komplett selbst versorgen. Anbaugebiet und Heimat des Gemüses aus dem Burgenland ist der Seewinkel, das Sonnenmekka Österreichs. Dort wird auf einer Fläche von ca. 240 ha das Gemüse großteils im Freiland kultiviert. 150 Gärtner und Gemüsebauern aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland fokussieren sich seit diesem Jahr gemeinsam auf ihr Kerngeschäft, der Produktion von Frischgemüse. Gemeinsam werden neue Konzepte entwickelt. Synergien und Effizienzsteigerung durch die Fusion helfen, um auch weiterhin Innovationsführer am heimischen Gemüsemarkt zu bleiben.
Neue Mitglieder aus der Steiermark
Die Kompetenz und Erfahrung der LGV Sonnengemüse im Anbau und in der Vermarktung kommen ab sofort auch 17 Gemüsebauern aus der Steiermark zugute. Die Produkte der neuen Mitglieder der Genossenschaft bilden eine sinnvolle Ergänzung des Angebotes. So werden von den Vertriebsprofis der LGV Sonnengemüse heuer zusätzlich über 500.000 Stück Feldgurken und mehr als 1.500 t Paradeiser und Ochsenherzparadeiser aus der Steiermark vermarktet. Neu im Sortiment findet der Lebensmitteleinzelhandel bei der LGV Sonnengemüse jetzt auch Spargel, Kren und Käferbohnen aus der Steiermark. Nach wirtschaftlich schwierigen Jahren blicken die steirischen Gemüsebauern dadurch optimistisch in die Zukunft. LGV Sonnengemüse erwartet sich durch diesen Mitgliederzuwachs auch neue Impulse und Ausweitungsmöglichkeiten bei Bio-Produkten im Freiland und im Folientunnel. Bio-Flächen und gute Böden sind in der Steiermark dafür vorhanden. Steirisches Gemüse wird in der Steiermark sortiert und verpackt und auch vorrangig dort vermarktet. Ebenso werden in Wien, Niederösterreich und dem burgenländischen Seewinkel die bestehenden Übernahmestellen mit ihren Sortier- und Verpackungsanlagen für die Sicherstellung der größtmöglichen Regionalität und Frische genutzt.
Verpackungsvermeidung
Traditionell bietet LGV Sonnengemüse eine Vielzahl von Produkten lose zum Verkauf an. Seit dem letzten Jahr zusätzlich auch Chinakohl, Stangensellerie und Snackgemüse (Gurken, Paprika, Paradeiser). Für Snackgemüse werden den Konsumenten zur Abwaage und einfachen Mitnahme Papiersackerl zur Verfügung gestellt. Salatgurken werden ausnahmslos ohne Folie ausgeliefert. Diese ist bei den kurzen Transportwegen heimischer Ware auch nicht notwendig. Die Entwicklung im LEH hat in den letzten Jahrzehnten zu einem Ansteigen der Einzelverpackungen geführt. LGV Sonnengemüse hat sich zum Ziel gesetzt, alle Produkte auf die Vermeidung von Verpackung zu überprüfen. In Abstimmung mit ihren Kunden entwickelt LGV Sonnengemüse Verpackungskonzepte, die Plastik einsparen und gleichzeitig den Anforderungen des im LEH üblichen Verkaufs entsprechen. Hygiene, Sichtbarkeit des Produkts und Selbstbedienungstauglichkeit müssen dabei beachtet werden. Dort, wo aktuell Plastikverpackungen verwendet werden, sollen diese reduziert und/oder durch Papier und Karton ersetzt werden. Neue Verpackungen erfordern meist neue Verpackungsanlagen und bedeuten hohe Investitionen. LGV Sonnengemüse ist dennoch bestrebt, dem Wandel der Zeit und der Klimakrise gerecht zu werden und wertvolle Ressourcen einzusparen. 2020 wird somit in viele neue Verpackungsideen investiert.
Investitionen in Qualitätsverbesserung und Ressourcenschonung
LGV Sonnengemüse wird in der Saison 2020 mehr als 3 Mio. € in Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung, Ressourcenschonung und Verpackungsvermeidung investieren. Die Kühlanlage am Hauptstandort in Simmering wird zur Gänze erneuert. Dadurch werden mehr als 30% Energie eingespart und somit auch die CO² Emissionen deutlich verringert. Die neue Anlage wird eine Lager- und Produktionsfläche von über 7.000 m² kühlen. Die ersten Ergebnisse des Projektes zur Verpackungsvermeidung und Ressourcenschonung der LGV Sonnengemüse führen schon in dieser Saison zu Investitionen im Bereich der Verpackungsanlagen. An den Standorten in Simmering und in Wallern werden neue Sortieranlagen für Spitzpaprika und Melanzani angeschafft. Banderolieranlagen ersetzen Folierungen. Kombinationswaagen, Abfülllinien und Verpackungsspender erhöhen die Effizienz und Genauigkeit bei der Verpackung von Mini-Gemüse.
Das Gemüse
Gemüse gewinnt in unserer Ernährung zunehmend an Bedeutung. Speziell heimisches, regionales Gemüse liegt im Trend. Das Bewusstsein der Konsumenten für eine nachhaltigere Lebensführung wird auch in Zukunft eine höhere Nachfrage nach österreichischem Gemüse zur Folge haben. Die Anzahl der Vegetarier und Veganer unter den Konsumenten steigt stetig. Josef Peck, Vorstand LGV Sonnengemüse dazu: „Einer Prognose eines Handelspartners zufolge wird der Bedarf an Gemüse bis zum Jahr 2030 um 75 Prozent steigen. Ich halte das nicht für unmöglich und bin von einem rasanten Anstieg der Nachfrage nach frischem Gemüse in den nächsten Jahren überzeugt. Der Wunsch der Konsumenten nach Geschmack und Qualität wird immer deutlicher formuliert. Optisch ansprechende Produkte laden zum Erstkauf ein, für den Wiederholungskauf ist der Geschmack entscheidend. In diese Richtung wollen wir gemeinsam mit unseren Familienbetrieben arbeiten. Durch die Nähe zum Kunden haben wir die besten Voraussetzungen dafür, auch in Zukunft erfolgreich unser regionales Gemüse zu vermarkten.“ Ebenso finden asiatische Gerichte und Zutaten immer mehr Einzug in die Küchen der österreichischen Haushalte und der Gastronomie. LGV Sonnengemüse hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, Anbauversuche mit asiatischen Gemüsesorten wie zum Beispiel Okra, Wokcue Gurke oder Schotenrettich vorzunehmen. Auch bei uns unbekanntere, exotische Melanzanisorten wie Bartok, Araceli, Sabelle, Junlang oder Kanzinga befinden sich in der heurigen Gemüsesaison im Versuch. Diese unterscheiden sich in Form (länglich, rund), Farbe (mint, weiß, orange) und Geschmack (bitter) von unseren heimischen Sorten. Ingwer wird bereits seit zwei Jahren erfolgreich von Seewinkler Sonnengemüse kultiviert. Dazu hat die LGV Sonnengemüse auch ihre personellen Resourcen im Bereich der Produkt- und Produzentenentwicklung erweitert. Ziel ist es, gemeinsam mit den Gärtnern und Gemüsebauern im Rahmen von Anbauversuchen verstärkt alte Gemüsesorten zu reaktivieren, aber auch neue, gut schmeckende Gemüsearten zu testen. Die besten Produkte aus diesen Versuchen sollen in den Folgejahren nachhaltig von unseren Familienbetrieben produziert werden und so den Weg ins Regal des Einzelhandels finden.
Kooperation Gartenbauschule Schönbrunn
Die LGV Sonnengemüse wird ab dem Herbst 2020 mit der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn eine Kooperation starten. Unter der Leitung von Wolfgang Palme ist ein Anbauversuch mit Wintergemüse- und -salaten im Freien sowie im unbeheizten Glashaus/Folientunnel, klimaneutral, ohne CO²-Ausstoß geplant. Vor Weihnachten sollen bereits Radieschen, Wintersalate, frischer Mangold, Kohl und einiges mehr geerntet werden können.
Ausweitung Bio-Angebot
LGV Sonnengemüse bietet über 20 Produkte aus dem Gemüsekalender der Saison 2020 wie zum Beispiel Gurken, Mini-Gurken, Pfefferoni, diverse Paradeiser, Radieschen, Frühkartoffeln, Süßkartoffeln etc. in Bio-Qualität an. Insgesamt beschäftigen sich zwölf Familienbetriebe von LGV Sonnengemüse mit dem Bio-Anbau. Die Anbauflächen wurden in den letzten Jahren langsam aber stetig erweitert. Der Hauptteil der Bio-Flächen liegt im burgenländischen Seewinkel. Der Bio-Anteil an der Gesamtproduktion beträgt knapp 3,5% (1,4 t). Zusätzlich können 2020 vorhandene Bio-Flächen in der Steiermark genutzt werden. Die kontinuierliche Steigerung der Bio-Produktion wird in Zukunft Teil und Aufgabe der Produkt- und Produzentenentwicklung innerhalb der LGV Sonnengemüse sein. (red)