retail.conversations: Seit über 30 Jahren ist die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) eine zentrale Institution für das Sammeln und Recyceln von Verpackungen in Österreich. Unter der Leitung von Vorstandssprecher Harald Hauke hat sich die ARA zu einem der erfolgreichsten Sammelsysteme Europas entwickelt und liegt bei vielen europäischen Benchmarks deutlich über dem Durchschnitt. Nun sieht Hauke die nächste große Aufgabe darin, das System konsequent in Richtung Kreislaufwirtschaft auszubauen, um so den CO₂-Fußabdruck weiter zu reduzieren und Ressourcen zu schonen.

Mit Sammelbehältern für Glas, Papier, Kunststoff, Metall, Batterien, Elektro-Altgeräte oder den „Gelben Säcken“ und „Gelben Tonnen“ erreicht die ARA eine breite Abdeckung. Die Zahlen sprechen für sich:
2 Millionen Sammelbehälter** im Einsatz
2,2 Millionen Haushalte** nutzen das „Gelber Sack“-System
1 Million Tonnen Altstoffe pro Jahr** werden recycelt und wieder der Industrie zugeführt
75 % Marktanteil**: Die ARA ist in Österreich führend im Verpackungsrecycling

Auch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist hoch: Laut einer IMAS-Umfrage stehen rund 90 % der Österreicherinnen und Österreicher hinter der getrennten Verpackungssammlung. Eine starke Kooperation mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sowie umfassende Umweltbildungsprogramme – beginnend in Kindergärten und Volksschulen – tragen maßgeblich zu diesem Erfolg bei.

Nächster Schritt: Ausbau zur echten Kreislaufwirtschaft
Obwohl beim Verpackungsrecycling schon viel erreicht wurde und Österreich viele europäische Vorgaben sogar übertrifft, geht es nach Harald Hauke nun darum, den Blick zu erweitern. Er sieht den „wahren Hebel“ für eine umfassende Kreislaufwirtschaft in der konsequenten Vermeidung von Lebensmittelverschwendung sowie im Recycling von Textilien und Baumaterialien.

Lebensmittelverschwendung
Rund 10 % der globalen Treibhausgasemissionen sind auf das Wegwerfen von Lebensmitteln zurückzuführen. Der Lebensmitteleinzelhandel hat in Österreich bereits viele Prozesse optimiert, allerdings ist nun auch der Konsument gefragt, bewusster einzukaufen und Reste zu verwerten. Hauke warnt zudem vor einer einseitigen Optimierung bei Verpackungen: „Ein Irrweg wäre es, wenn die Verpackung zwar ideal reduziert wird, der Inhalt jedoch schneller verdirbt und dadurch mehr Lebensmittelabfälle entstehen.“

Textilien
In Österreich fallen jährlich 220.000 Tonnen Textilien an, von denen lediglich 20 % getrennt gesammelt werden. Die getrennte Erfassung von Kleidung gestaltet sich schwierig, und ein textiles Recycling ist bisher nur in geringem Umfang realisierbar. Hier sieht Hauke noch großes Potenzial, etwa durch bessere Sammelsysteme, innovatives Design sowie Forschung und Technologie zur Wiederverwertung von Fasern.

Baubereich und Gebäude
Der Bausektor ist verantwortlich für rund 40 % des globalen CO₂-Fußabdrucks, gleichzeitig wird nur etwa 1% der dort verwendeten Materialien recycelt. Baustoffe wie Gipskartonplatten bieten laut ARA ein großes Potenzial für das Recycling, sofern entsprechende Rücknahmesysteme etabliert und Sortierstandards verbessert werden. Erste gemeinsame Projekte wurden bereits mit innovativen Bauträgern umgesetzt.

Technologische und gesetzliche Weichenstellungen
Für die Weiterentwicklung zur „ARA 2.0“ investiert das Unternehmen in hochmoderne Anlagentechnik. So ist in Österreich die “größte und modernste Kunststoffsortieranlage Europas entstanden, um Kunststoffabfälle noch präziser zu trennen und aufzuarbeiten”, so Hauke. Auch auf regulatorischer Ebene sieht Hauke Handlungsbedarf: Die neue EU-Verpackungsverordnung müsse durch „sinnvolle nationale Begleitgesetze“ ergänzt werden, damit Unternehmen rechtssicher agieren und Innovationen fördern können.

Darüber hinaus berät die ARA Unternehmen bei der Entwicklung von individuellen „Kreislauf“-Lösungen und unterstützt dadurch eine nachhaltige Wertschöpfung. Die fortschreitende Digitalisierung – die ARA betreut mittlerweile 4,5 Millionen vernetzte Standorte – trägt zusätzlich dazu bei, dass Sammlerfolge in Echtzeit evaluiert und Prozesse laufend optimiert werden können.

Forschungs- und Bildungskooperationen
Bereits seit 2003 kooperiert die ARA mit der Technischen Universität Wien in den Bereichen Forschung und Lehre. Zukunftsorientierte Projekte beschäftigen sich mit innovativen Recyclingverfahren, Materialanalysen und der Entwicklung neuer Technologien. Parallel dazu setzt die ARA auf Aufklärungsarbeit bei den jüngsten Generationen. In Kindergärten und Volksschulen wird das Bewusstsein für Ressourcenschonung und Mülltrennung geschärft, um das Thema „Recycling“ früh in den Köpfen der kommenden Generationen zu verankern.

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