retail.conversations: Im aktuellen Handels-Fachtalk spricht medianet Herausgeber Chris Radda mit Josef Braunshofer, Geschäftsführer der Berglandmilch eGen, Österreichs größter Molkerei mit Sitz in Wels. Braunshofer bewertet die aktuelle Lage des Milchmarktes als erfreulich stabil, nachdem die letzten Jahre durchaus turbulent verliefen. Berglandmilch, die rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz erzielt, führt eine Reihe bekannter Marken wie Schärdinger, Stainzer, Tirolmilch, Lattella, etc, die gekonnt am Markt positioniert sind.
Ein zentrales Thema im Gespräch sind die erheblichen Investitionen von Berglandmilch in die Energie-Autarkie ihrer Produktionsstandorte. „In Kürze sind alle fünf Werke der Genossenschaft auf eine Versorgung mit Biomasse umgestellt. Statt an Moskau für Erdgas, zahlen wir nun direkt an regionale Bauern für Hackschnitzel“, erläutert Josef Braunshofer die strategische Neuausrichtung. Diese Umstellung bringt Vorteile sowohl für die Molkerei als auch für die lokalen Landwirte und die gesamte Region.
Ein wesentlicher Auftrag der Genossenschaft liegt darin, den Bauernhof ihrer Landwirte und Genossenschafter langfristig wirtschaftlich abzusichern. „Wenn die nächste Generation den Hof nicht übernimmt, stirbt die Kulturlandschaft“, so Braunshofer. Berglandmilch setzt deshalb auch stark auf nachhaltige Produktionsweisen und Tierwohl: Dauerhafte Anbindehaltung gibt es bei der Genossenschaft nicht mehr. Braunshofer erwähnt einen interessanten Nebeneffekt: Kühe, die mit Namen angesprochen werden, sind in der Regel gesünder.
Die Bedeutung des sogenannten „Clean Label“ bei Milchprodukten hebt Braunshofer ebenfalls hervor. Diese zeichnen sich durch weniger Zutaten aus als vergleichbare pflanzliche Alternativen und entsprechen der steigenden Nachfrage nach naturnahen, wenig verarbeiteten Lebensmitteln.
Der internationale Milchmarkt hat laut Braunshofer mittlerweile seinen Höhepunkt erreicht. Überschüssige Milchmengen, sogenannte „Milchseen“, gehören seiner Ansicht nach der Vergangenheit an. Berglandmilch positioniert sich stark im Export und bedient dabei wichtige europäische Märkte wie Deutschland, Italien, Spanien und Griechenland.
In Bezug auf Markenpflege unterstreicht Braunshofer die Notwendigkeit, insbesondere junge Generationen gezielt anzusprechen und darauf zu achten, dass etablierte Marken nicht verstauben. Aufgrund der zunehmenden Fragmentierung der Medienlandschaft sei es unabdingbar, vielfältige Kommunikationskanäle gezielt zu nutzen.
Für die nähere Zukunft sieht Josef Braunshofer eine weiterhin stabile Entwicklung im Milchmarkt, wobei insbesondere angereicherte Joghurt-Produkte zunehmend im Trend liegen werden.

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