agency log #105: CEO & Leadership Barometer 2025 – Zwischen Realitätssinn und Aufbruchsstimmung
Ein Studiogespräch mit PR-Expertin Silvia Grünberger über wirtschaftliche Zuversicht, politische Verantwortung und die Rolle der Kommunikation

Wien. – Im aktuellen medianet TV-Agentur-Talkformat „agency log“ sprach Herausgeber Chris Radda mit der Kommunikations- und Lobbying-Expertin Silvia Grünberger, Managing Partner der Wiener Agentur Grünberger & Partner GmbH, über die Ergebnisse des neuen CEO & Leadership Barometers 2025. Die Studie, durchgeführt in Kooperation mit dem Management Club Österreich und dem Meinungsforschungsinstitut IMAS, basiert auf 120 Interviews mit heimischen Top-Entscheidungsträgern und liefert ein vielschichtiges Stimmungsbild aus Österreichs Führungsetagen.

Verhaltener Optimismus trotz Belastungen
Auch wenn die kurzfristige Wirtschaftslage laut den befragten CEOs weiterhin kritisch beurteilt wird, zeichnet sich ein langfristig positiver Trend ab: 80 Prozent der Befragten erwarten mittelfristig eine Zunahme der Zuversicht. Grünberger verweist in diesem Zusammenhang auf eine „psychologische Dynamik“, die nicht zu unterschätzen sei: „Wirtschaftliche Stimmung beeinflusst das Wachstum – und Optimismus ist der Nährboden für Investitionen.“
Gleichzeitig bleibt der Ruf nach politischem Handlungswillen laut. Die CEOs kritisieren insbesondere zunehmende Bürokratie und überbordende Regulatorien, die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit hemmen. „In vielen Unternehmen ist die Rechtsabteilung inzwischen größer als die F&E-Abteilung – das zeigt, wohin sich die Balance verschoben hat,“ so Grünberger.

Kritik an Politik und Wunsch nach mehr Wirtschaftsdialog
Neben strukturellen Hürden sehen die Befragten auch mangelnde wirtschaftliche Kompetenz in der Politik als Kernproblem. Gefordert wird ein intensiverer Dialog zwischen Politik und Wirtschaft, um praxisnahe Maßnahmen umzusetzen. „Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht,“ fasst Grünberger den Tenor der CEOs zusammen. Die Prioritäten der Wirtschaft seien klar: Rahmenbedingungen verbessern, Bildung und Wissenschaft fördern, Bürokratie abbauen.

Arbeitsethos und Unternehmenskultur
Ein weiteres Ergebnis des Barometers: Österreichs CEOs arbeiten an der Leistungsgrenze. 60-Stunden-Wochen und permanente Erreichbarkeit gelten als selbstverständlich. Dennoch, so Grünberger, gehe es nicht nur um Leistung, sondern zunehmend um Werte und Unternehmenskultur: „Unternehmenskultur ist längst kein HR-Thema mehr, sondern hat unmittelbare Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg.“
Auch im Führungsverständnis selbst zeichnet sich ein Wandel ab. Während Fachkompetenz weiterhin als Grundvoraussetzung gilt, erkennen viele CEOs Entwicklungspotenzial in den Bereichen Kommunikation, Führung und Lösungsorientierung. Der Mensch rückt stärker in den Mittelpunkt – Stichwort 360°-Kommunikation und Stakeholder-Management.

Mediennutzung und Appell für Qualitätsjournalismus
Das Medienverhalten der CEOs spiegelt diesen Anspruch wider: Tageszeitungen, lineares Fernsehen, Online-Portale und Fachmedien bilden die tägliche Informationsbasis. Gleichzeitig gewinnen soziale Plattformen – allen voran LinkedIn – an Bedeutung für die eigene Positionierung. Grünberger mahnt jedoch zu kritischer Reflexion: „Unsere Führungskräfte sind regelrechte Medien-Junkies – umso wichtiger ist es, dass Qualitätsjournalismus gestärkt wird.“

Zwischen Brückenbau und Balanceakt
Als Managing Partnerin von Grünberger & Partner, deren Kundenliste mit Namen wie VIG, Donau, ERSTE, A1, ORF, KPMG, PORR, Hofer, AUA und ÖBB, etc, prominent besetzt ist, versteht Silvia Grünberger ihr Metier als Brückenbau zwischen Wirtschaft, Politik und Medien. Ihr Fazit zum Leadership Barometer 2025 fällt pragmatisch aus: „Schwarz-Weiß-Denken hilft niemandem – Leistungsanreize zu setzen, ist sicher die richtige Strategie. Aber genauso wichtig ist es, Menschen zu motivieren und die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen.“