Franz Merlicek ist ein unglaublich angenehmer Mensch, er war immer Everybody’s Darling“, erzählt Mariusz Jan Demner im Stile von Friedrich Torbergs Tante Jolesch, „und ich war für viele das Asshole.“ Eigentlich wollte er ja mit Ossi Bronner eine Werbeagentur gründen, sagt er, „aber wir haben uns vor den Augen des ersten potentiellen Kunden heillos zerstritten und dann ein gutes Jahr nichts mehr miteinander geredet“. Sein erster Kunde habe Ihn „auf der Strasse am Wiener Rudolfsplatz aufgelesen“ als er die Idee Werber zu werden, bereits geistig an den Nagel gehängt habe. Nach langem „Hin und Her“ sagte dann auch das Naturtalent in Person des dringend benötigten Grafikers Merlicek endlich ja „Demner’s Advertising Team“ zu verstärken. Die Demner & Merlicek Werbegesellschaft wird am 1. September 1969 in das damalige Wiener Handelsregister eingetragen. Der Rest ist ein halbes Jahrhundert österreichische Werbegeschichte.

Genussvoll nacherzählt in der dritten Folge unserer Advertising Deep-Talk-Show Madison Avenue. Und nichts wurde in diesem opulenten, abendfüllenden 80 Minuten-Talk ausgelassen: Die erste „Signatur-Kampagne“ für österreichs erste Rollendruckerei Rosenbaum, der Aufstieg und Fall der beiden Megakunden Kika/Leiner vs XXXLutz, warum Klaus Darbo vor 30 Jahren an Stelle einer Werbekampagne ein Konzept für die Umgestaltung aller seiner Konfitüren, Konfekte und Marmeladen präsentiert bekam, warum der Doktor Harry Bergmann keinen weissen Arbeitsmantel mehr tragen wollte und wie die jahrzehntelangen Weggefährten auch wieder abhanden kamen und er – Demner – wieder allein Zuhause war.  Ach ja, und sein Kampf um die Integrität des Creative Club Austria, die akute Umgestaltung seiner nun auf DMB verkürzten aber digitalisierten Agentur auf dem Weg von einem Eigentümer geführten zu einem Eigentümer gelenkten Werbetanker – oder einer im internationalen Vergleich doch nur – „grossen Greislerei“? Als Immigrant bemühe er sich um eine „unaufgeregte Meinung“ zu Hasspostings oder Populismus, der eben jetzt durch „die neuen Technologien der Medien viel stärker sichtbar werde, aber in den Menschen leider immer vorhanden sei”. Mal mehr mal weniger, sagt Demner und Nein, an einen Zerfall der EU glaube er nicht, da die Menschen schon immer mehr kapieren, dass wir alle doch “irgendwie von einander abhängig sind und uns auch irgendwie gegenseitig brauchen”. Eben „Gemeinsam oder Einsam“, wie sein Werbeclaim der EU-Beitrittskampagne vor 25 Jahren schon vorausgesagt habe…

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