Value #34: Im aktuellen Studiogespräch diskutieren Eric Samuiloff, Finanzexperte und Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister der Wirtschaftskammer Wien (WK Wien), und Othmar Karas, Vizepräsident des Europäischen Parlaments in Ruhe, über Hintergründe und Herausforderungen der EU-Finanzregulierung.
Unter dem Titel „Hintergründe zur Finanzregulation” beleuchten beide Experten die essenzielle Rolle praktischer Expertise für die Gestaltung wirksamer EU-Gesetze. „Ohne die Erfahrung der Praktiker kann es keine sinnvolle Gesetzgebung geben“, betont Karas. Als Hintergrund der EU-Finanzregulierung steht klar die Säule Binnenmarkt mit ihren vier Grundfreiheiten: dem freien Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr.
Die Diskussion greift zurück auf die Lehren der Finanzkrise 2008. Damals zeigte sich deutlich, dass Risikobewertung und Eigenkapitaldecke der Banken unzureichend waren. Daraus folgten verschärfte Regulierungen, die heute noch das Finanzsystem prägen. „Goldplating“, also das Verschärfen oder Ergänzen europäischer Vorgaben auf nationaler Ebene, lehnt Othmar Karas strikt ab.
Als Problem sehen beide Gesprächspartner, dass auf nationaler Ebene häufig vermittelt wird, man wäre bei EU-Entscheidungen nicht beteiligt. Dies trage zur falschen Wahrnehmung bei und erschwere die konstruktive Mitarbeit bei EU-Regelungen. „Der richtige Zugang ist lösungsorientierte Information statt Schuldzuweisung“, so Karas.
Ein weiteres Thema des Gesprächs ist der European Green Deal, der laut Karas wirtschafts-, wettbewerbs-, technologie- und sozialpolitisch entscheidend ist. Dennoch, so seine Kritik, werde der Mehrwert solcher Zielsetzungen den Bürgerinnen und Bürgern zu wenig vermittelt. Karas appelliert, Misstrauen gegenüber der EU und ihren Vorhaben abzubauen und nicht überall einen Gegner zu sehen.
Ein klares Faktum betont Karas besonders: „Der Finanzmarkt ist global und kennt keine nationalen Grenzen.“ Um hier effektiv zu agieren, wurde die SIU (Savings and Investment Union) als Nachfolgekonzept der seit 2014 geplanten EU-Kapitalmarktunion vorgestellt. Samuiloff unterstreicht, dass es zur Umsetzung einer dynamischen europäischen Investmentstrategie vor allem aktive und erfolgreiche Finanzdienstleister braucht.
Abschließend geben beide Experten der Finanzbranche noch wertvolle Tipps mit auf den Weg: Entscheidend sei ein selbstbewusstes Auftreten ohne Überheblichkeit sowie das Hervorheben des volkswirtschaftlichen Nutzens ihrer Tätigkeit. Nur so könne man effektiv zur Zukunftsfähigkeit Europas beitragen.

Im Kurznachrichtenteil wird auf ein ergänzendes Rundschreiben der Finanzmarkt Aufsicht (FMA) in Sachen ausgelaufener KIM-Verordnung ebenso vergewiesen, wie auf die neue Medien-Mappe für das erste Halbjahr 2025 der Finanzdienstleister. Unter dem Namen BYBIT.EU startete dieser Tage die – nach Handelsvolumen – zweitgrösste Crypto Börse der Welt mit einer Lizenz der FMA in Wien und betreut von hier ihre Kunden im gesamten EWR-Raum.

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