Nachhaltig Geld verdienen
© Michael Rausch-Schott
Ethik-InvestPionier Max Deml ist seit 1990 Autor bei allen bisherigen acht Auflagen des Handbuchs „Grünes Geld”.
FINANCENET reinhard krémer 17.06.2016

Nachhaltig Geld verdienen

Die Neuauflage des Standardwerks „Handbuch Grünes Geld 2020” ist jetzt im medianet Verlag erschienen; Autor und Experte Max Deml sagt, wo Anleger gut dran sind.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Max Deml hat gemeinsam mit Holger Bliss die 8. Auflage des „Handbuch Grünes Geld 2020” verfasst. medianet fragte Autor Deml nach „Dos & Don´ts” für Anleger.

medianet: Welche ‚grünen' Investmentarten sehen Sie am ertragreichsten?
Max Deml: Nach wie vor sind dies Aktien. Allerdings sind höhere Erträge meist nur mit höheren Risiken zu erzielen: Wer zum Beispiel 2013 wie ein Wiener Öko-Investmentklub in Aktien des dänischen Windturbinenbauers Vestas investiert hat, kann sich über rund 1.000% Kursgewinn in drei Jahren freuen, aber es gab im selben Zeitraum auch eine Reihe anderer Öko-Titel, deren Kurse sich weniger spektakulär entwickelt haben oder auch gesunken sind.

medianet: Wo sollten Anleger besonders vorsichtig sein?
Deml: Überall dort, wo es einen ‚aggressiven' Vertrieb wie z.B. mit unerlaubten ‚cold-call'-Telefonanrufen gibt und/oder überdurchschnittlich hohe, fallweise sogar zweistellige Renditen versprochen werden. Weil das z.B. bei vielen ‚Plantagen-/Baum'-Anbietern der Fall ist, haben wir dieses Buchkapitel von zuletzt 17 auf über 50 Seiten erweitert. Die Recherchen zu den rund 50 Anbietern im D-A-CH-Raum waren die intensivsten, inklusive langen Skpye-Gesprächen bis nach Panama – nicht wegen der dortigen Briefkastenfirmen, sondern weil es in Mittelamerika viele Edelholz-Plantagen gibt. In diesem Sektor sind Pleiten häufig, von der börsenotierten Linzer Teak Holz International AG bis hin zu Betrugsfällen wie bei der Frankfurter Green Planet AG, vor der wir in der 7. Buchauflage gewarnt haben. Anfang 2016 wurde der Vorstand zu mehr als sechs Jahren Gefängnis verurteilt, Hunderte Anleger werden den Großteil ihrer eingezahlten 22 Mio. Euro wohl nie wieder sehen. Ein eigenes Anlegerschutzkapitel enthält neben Hinweisen und Kontaktdaten auch eine ‚grau-grüne Liste' von Unternehmen, die sich weigerten, bestimmte Fragen zu beantworten.

medianet:
Welche grünen Investments sind crowdfinanziert?
Deml: Allein im deutschsprachigen Bereich gibt es inzwischen rund 100 Crowd-Plattformen – und einige Unternehmen gehen auch ohne Plattform an den Markt –, sodass es in den letzten Jahren schon mehrere Hundert verschiedenste Angebote gab, von ökologisch interessanten wie der Sunnybag GmbH aus Graz bis zu Rapid Wien, deren Fans innerhalb weniger Wochen einige Mio. Euro zur Verfügung gestellt haben. Es gab aber auch hier schon die ersten Pleiten, denn oft handelt es sich um Start-up-Unternehmen, die wenig Eigenkapital haben und dann die Zinsen für die nachrangigen ‚Crowd'-Darlehen nicht zahlen können, geschweige denn Geld für die Rückzahlung aufbringen.

medianet:
Investor-Scheuklappen?
Deml: Es gibt in vielen Köpfen noch immer das Vorurteil, dass die Renditen nachhaltiger Investments niedriger seien als die ‚konventioneller' Investments. In der Regel sind die Renditen nicht schlechter, und es gibt zahlreiche Beispiele wie die Umweltbank-Aktie mit weit überdurchschnittlichen Renditen: Während z.B. die Aktien der Deutschen Bank in den letzten fünf Jahren von 40 auf unter 14 Euro gesunken sind, ist der Kurs der Umweltbank von rund 25 auf rund 80 Euro gestiegen. Der internationale Natur-Aktien-Index nx-25 ist in den letzten 13 Jahren – mit +572 Prozent – rund 470 Prozentpunkte besser gelaufen ist als der ‚konventionelle' Weltaktien-Index MSCI World mit +101 Prozent.

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