Asfinag: Die Eckpfeiler  der Konzernstrategie
© Asfinag
Hartwig Hufnagl
MOBILITY BUSINESS Redaktion 05.12.2025

Asfinag: Die Eckpfeiler der Konzernstrategie

Vorstand Hartwig Hufnagl über emissionsfreie Mobilität, ­grüne Energie, Milliardeninvestments und Drohneneinsatz.

Gegründet 1982 ist die Asfinag für die Planung, Finanzierung, Errichtung, Erhaltung und den Betrieb von rund 2.265 Kilometern Autobahnen und Schnellstraßen verantwortlich. Zu den Aufgaben gehört auch die Einhebung und Kontrolle der Mautgebühren. Seit dem Jahr 2019 ist Hartwig Hufnagl als Vorstand der staatseigenen Asfinag tätig.

medianet: Ab dem Jahr 2027 werden Sie auf Asfinag-Rastplätzen Lademöglichkeiten für E-Autos anbieten. Wie weit ist das gediehen?
Hartwig Hufnagl: Wir haben unlängst die Ausschreibung für einen Konzessionsnehmer veröffentlicht, der E-Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge auf den Asfinag-Rastplätzen plant, errichtet und betreibt. Ziel ist bis 2030 alle rund 60 Asfinag-Rastplätze mit E-Ladestationen auszustatten. Die Förderung der emissionsfreien Mobilität ist ein Eckpfeiler unserer Konzernstrategie. Wir möchten unseren Kunden ein modernes hochrangiges Netz mit einem zeitgemäßen Angebot an E-Lademöglichkeiten bieten. Von der jetzt gestarteten Konzessionsvergabe sind 21 österreichweit verteilte Rastplätze erfasst, diese Standorte sollen 2027 in Betrieb gehen. Auf unserem neuen ‚Rastplatz der Zukunft‘ Roggendorf an der A 1
Westautobahn sowie auf dem Truck-Stop Hausruck an der A 8
Innkreisautobahn bieten wir bereits jetzt Ladeinfrastruktur für Pkw und Lkw an.

medianet: Wie sehen Sie den Ausbau der E-Mobilität bzw. der grünen Energiegewinnung in Zukunft auf den Autobahnen? Sind Stromabnehmer für Lkw – wie bei der Bahn – oder Solarpaneele auf Mittelstreifen ein Thema?
Hufnagl: Sowohl der Ausbau der E-Mobilität als auch die grüne Energiegewinnung sind strategisch wichtige Themen für uns. Die Dekarbonisierung des Verkehrs ist ein ganz wesentlicher Hebel für das Erreichen der Klimaziele. Unser interner Pkw-Fuhrpark ist bereits zu 100 Prozent elektrisch. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass sich der batteriebetriebene e-Lkw durchsetzen wird und dieser auf unseren Rastanlagen sowohl ‚Zwischenladen‘ am Schnelllader als auch langsameres ‚Overnight-Charging‘ in Anspruch nehmen wird.
Grüne Eigenstromerzeugung mit Solarpaneelen entlang der Straße testen wir derzeit vor allem auf unseren Lärmschutzwänden, Wildschutz-Zäunen aber auch auf Einhausungen und in Form von Parkplatzüberdachungen. Wichtig ist, dass wir dort Strom produzieren, wo wir diesen direkt selbst nutzen können und das ist beispielweise in der Nähe von Tunneln. Die haben nämlich den höchsten Energieverbrauch auf unserem Netz.
Wir setzen aber einen weiteren Schritt in Richtung nachhaltiger Energiezukunft. Sieben für die Errichtung und den Betrieb von Photovoltaikanlagen geeignete Freiflächen entlang des Autobahn- und Schnellstraßennetzes stellen wir interessierten Bietern zur Verfügung. Auf diesen Flächen können Dritte wie etwa Gemeinden somit demnächst eigenständig PV-Projekte betreiben.

medianet: Eine Premiere in Österreich ist die erste Bus-Haltestelle auf einer Autobahn bei Gleisdorf. Weshalb ist sie nötig und sind weitere in Planung?
Hufnagl: Die Verknüpfung der hochrangigen Infrastruktur mit dem öffentlichen Verkehr ist überaus sinnvoll und diese ­Vernetzung treiben wir proaktiv an.
Das angesprochene Forschungsprojekt (ÖVAS) hat zuvor gezeigt, dass in dieser steirischen Region großes Potenzial besteht. Es pendeln zahlreiche Menschen aus der Oststeiermark nach Graz. Eine schnelle und direkte Buslinie, die in Gleisdorf direkt an der Autobahn und nahe dem Bahnhof stehenbleibt, kann so für viele das ideale Verkehrsmittel darstellen. Anfang 2027 soll die Bushaltestelle in Betrieb gehen. Das Projekt wird evaluiert und dann entscheiden wir in Abstimmung mit dem Infrastruktur­ministerium, ob weitere Haltestellen gebaut werden sollen. In anderen Bundesländern besteht sehr großes Interesse.

medianet: Tunnel sind die größten Energieverbraucher bei der Asfinag. Aus welchen Quellen stammt er und ist die Asfinag selbst Energieerzeuger?
Hufnagl: Beinahe zwei Drittel unseres gesamten Energieverbrauchs entfallen auf unsere Tunnel. Der Strom dafür ist zu 100 Prozent Ökostrom. Und dort wo es möglich ist, versuchen wir direkt den Strom für die Tunnel selbst zu erzeugen. Entweder vorrangig mit PV-Anlagen oder auch durch Kleinwasserkraftwerke, bei denen wir die Tunnelwässer zur nachhaltigen Energiegewinnung nutzen.

medianet: Autofahrer stöhnen über Baustellen – rechnen Sie bei dem anstehenden Sanierungsprogramm mit großen Störungen?
Hufnagl: Eine unserer Kernaufgaben ist und bleibt die Erhaltung eines zukunftsfitten Netzes. Dabei sind für uns drei Punkte maßgeblich. Die exakte Zustandsprüfungen bei Bauwerken, die Wirtschaftlichkeit und die Kundenorientierung. Rund zwölf Milliarden Euro investieren wir bis 2030 gesamt in unsere Autobahnen und Schnellstraßen. 60 Prozent davon fließen in die Sanierung. Wir schaffen und erhalten so Bauwerke mit nachhaltiger Nutzungsdauer.
Klar ist, dass die zunehmende Netzalterung und der Sanierungsaufwand für die Asfinag immer größere verkehrliche, technische und finanzielle Herausforderungen bringt. Unsere Kundinnen und Kunden müssen in Zukunft daher sicherlich Einschränkungen in Kauf nehmen. Aber wir investieren viel, um diese Verzögerungen so gering wie möglich zu halten. Als größtes Erhaltungsprojekt steht ab Herbst 2027 die Erneuerung von Tauern- und Katschbergtunnel an der A 10 Tauernautobahn an, mit einem Volumen von etwa 700 Millionen Euro.

medianet: Welchen Stellenwert kann KI bei der Asfinag spielen, wo wird sie schon eingesetzt, wo ist ein Einsatz geplant?
Hufnagl: KI bietet einen großen Hebel für noch intelligentere Verkehrssteuerung. An der Tauernautobahn starten wir nächstes Jahr ein Programm für besseren Verkehrsfluss und weniger Stau. Hier wird uns die KI unterstützen, weil sie ein Staurisiko schon lange erkennt bevor der Verkehr tatsächlich stockt. Das System gibt auch Empfehlungen zur Dosierung des auf die Autobahn auffahrenden Verkehrs. Ein anderes KI-Forschungsprojekt ‚High-Scene‘ erkennt automatisch wichtige Informationen aus unseren 10.000 Kameras. High-Scene ermöglicht z.B. eine präzise Lokalisierung von Fahrzeugen, selbst bei schlechten Sichtbedingungen, dank der Fusion der jeweils vorhandenen Datenquellen, wie Farbbild, Thermalbild oder Radar. Konzern-Intern nutzen wir KI in erster Linie zur Wissensverteilung und für Recherchezwecke, was Projekte, Prozesse, Richtlinien und ähnliches betrifft.

medianet: Welche Revolutionen kommen durch Drohnen, neue und die Automatisierung auf die Asfinag zu?
Hufnagl: Der Einsatz von Drohnen steht im Zeichen der Verkehrssicherheit. Unsere Traffic Manager, die in den Ballungsräumen Wien, Linz, Salzburg und Graz bei Ereignissen auf der Strecke rasch präsent sind und Absicherungen oder Pannenhilfe vornehmen, setzen ganz neu auf Drohnen. Insbesondere bei Verkehrsunfällen verschafft der Blick aus der Luft entscheidende Vorteile. Drohnen setzten wir auch bei Bauwerksprüfungen ein, beispielsweise für schwer zugängliche Stellen an Brücken. Mit Innovationen wie dieser tun sich im Bereich der Erhaltung zahlreiche Chancen auf.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL