••• Von Helga Krémer
Am 1. April 2013 übernahm Andreas Ubl das Reinigungsunternehmen IFM Service mit gerade einmal 27 Mitarbeitenden und rund 2 Mio. € Umsatz. Beide Zahlen haben sich mittlerweile durch gesundes, organisches Wachstum auf aktuell 970 respektive 36,9 Mio. € vervielfacht.
Zum zehnjährigen Jubiläum bat medianet Andreas Ubl, geschäftsführender Gesellschafter Firmengruppe IFMS, Landesinnungsmeister-Stellvertreter der Wiener Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger, zum Gespräch über einige „Hot Topics” unserer Zeit.
medianet: Egal, wen man fragt und wohin man schaut, Energiekosten und Teuerung im Allgemeinen gelten als die größten Sorgenkinder. Vielleicht bin ich zu pessimistisch, aber kann es sein, dass sich Reinigungsunternehmen in einer Art preislicher Doppelmühle befinden? Auf der einen Seite mit den eigenen Kosten, wie etwa Fuhrpark oder Lager, und auf der anderen mit Kunden, die glauben, bei der professionellen Reinigung sparen zu können? À la: Es sind eh alle im Homeoffice …
Andreas Ubl: Das, was Sie sagen, stimmt natürlich. Allerdings stimmt das nicht nur für unsere Branche, sondern für alle Unternehmen – außer den momentan von der Krise profitierenden Energieunternehmen vielleicht. (lacht)
Wir stehen klar vor der Herausforderung, Kunden anzusprechen, die glauben, bei der professionellen Reinigung sparen zu können. Dies kann zu einem Spannungsfeld führen, da Reinigungsunternehmen ihre Dienstleistungen zu angemessenen Preisen anbieten müssen, um ihre Kosten zu decken und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Es ist wichtig, dass Kunden verstehen, dass professionelle Reinigungsdienste ihren Preis haben, und dass Qualität und Zuverlässigkeit ihren Wert haben.
Homeoffice und andere Phänomene der Pandemie haben sich selbstredend auf die Reinigungsbranche ausgewirkt. Heute sehen wir die Auswirkungen. Es wird weniger Bürofläche in reduziertem Zeitrahmen genutzt. Dadurch verringert sich die Nachfrage nach Reinigungsdienstleistungen in Bürogebäuden. Dies führt allgemein zu einem Umsatz-Rückgang der Aufträge für Reinigungsunternehmen.
medianet: Laut AMS-Chef Johannes Kopf hatte Österreich im heurigen Februar mit sieben Prozent die niedrigste Februar-Arbeitslosenquote seit 2008. Finden Sie bei Bedarf überhaupt noch Personal?
Ubl: Ich bin selbst Teil der Prüfungskommission der Gebäudereinigungsakademie und bin überzeugt, dass es 2023 so sehr wie noch nie darum gehen muss, die Reinigungsbranche zu erklären – denn Reinigung wird noch immer als Selbstverständlichkeit wahrgenommen –, aber auch Menschen eine Ausbildung zu geben und ihnen zu zeigen, dass Reinigung eine spannende Branche ist. Das lebe und erkläre ich allerdings nicht erst seit der Personalkrise, sondern seit vielen Jahren.
Mit diesem Leitmotiv arbeiten wir auch bei der IFMS, und das schützt unser Unternehmen heute vor den vorherrschenden, massiven personellen Engpässen. Wer bei uns in der Reinigung arbeitet, hat Ausbildungsmöglichkeiten, Aufstiegschancen und eine krisenfeste, faire Entlohnung – das ist in der heutigen Zeit viel wert. Wir arbeiten seit vielen Jahren an Mitarbeiterbindung, flexiblen Arbeitszeiten, und das wird in so einer Personalkrise belohnt. Unsere Mitarbeiter-Fluktuation liegt bei acht Prozent. Das ist für unsere Branche ein tolles Ergebnis.
medianet: Sie haben die Mitarbeiterbindung angesprochen. Kommunizierten Sie die? Und wenn ja, wie?
Ubl: Unsere IFMS-Werbekampagne 2023 steht ganz im Zeichen der Personalsuche, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie zeigt die Mitarbeitenden einmal anders, ganz privat, wie sie ihren Hobbys und Interessen nachgehen. Unsere IFMS ist ein ständig wachsendes Unternehmen und bei uns gibt es immer Arbeit und Jobs. Deshalb haben wir auch die Kampagne mit einem Personalaufruf verbunden – und als Werbung für uns als Arbeitsplatz kann niemand besser sprechen als unsere eigenen Leute.
Wir sind Menschen und lieben unsere Arbeit. Privat gehen wir tanzen, machen Sport, lieben unsere Familien und leisten einen gesellschaftlich wertvollen Beitrag. Die Kampagne zeigt uns so, wie wir sind.
medianet: Springen wir von den Menschen zum Megatrend Digitalisierung: Ein relevantes Thema in Ihrem Unternehmen?
Ubl: Wir werden weiterhin und in Zukunft verstärkt durch digitale Kontrollsysteme unterstützt werden. Es wird allerdings nie rein automatisiert gereinigt werden können.
medianet: Warum?
Ubl: Es gibt noch immer keinen Roboter, der Stiegen wischt. Es wird an Robotern gearbeitet, die sich selbst befüllen und selbst entleeren, aber können diese Roboter auch selbstständig Lift fahren? Erkennen sie Glaswände? Die Reinigung ist in meinen Augen und in erster Linie eine Dienstleistung durch Menschen, und deshalb wird die Reinigungskraft nie ersetzt werden.