Trotz erster Reformen steigt das Kassenminus
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„Wir merken, dass die Architektur des Gesundheitswesens bröckelt, es braucht mehr Innovation und Selbstverantwortung“, betont Kassenobmann Peter McDonald.
HEALTH ECONOMY Evelyn Holley-Spiess 21.11.2025

Trotz erster Reformen steigt das Kassenminus

Die Verluste sollten deutlich gedrückt werden. Nach der jüngsten Gebarungsvorschau sind die Pläne Makulatur.

WIEN. Das Ziel war hoch gesteckt: Im heurigen Frühjahr versuchte die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) das Ruder herumzureißen. Angesichts eines erwarteten Defizits von 900 Mio. € für das laufende Jahr, beschlossen Verwaltungsrat und Hauptversammlung ein umfangreiches Sparpaket. Das Minus sollte heuer auf 250 Mio. € gedrückt werden, für 2026 stellte ÖGK-Chef Peter McDonald die schwarze Null in Aussicht. Nach der jüngsten Gebarungsvorschau sind die Pläne Makulatur.

„Architektur bröckelt“
Demnach prognostiziert die ÖGK für die nächsten Jahre weiter dreistellige Millionenverluste. Konkret wird für 2026 mit einem Defizit von 459,6 Mio. €gerechnet, für das Jahr 2029 wird die Lücke mit 797,7 Mio. € beziffert. McDonald, aktuell Vorsitzender im Dachverband der Sozialversicherungsträger, sieht „Handlungsbedarf systemischer Natur.“ Es brauche die Finanzierung aus einer Hand, „wo das Geld der medizinischen Leistung folgt.“ Dementsprechend unterstützt er den Vorschlag von Salzburgs Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP), die gesamten Gesundheitsagenden an den Bund zu übertragen.

„Wir merken, dass die Architektur des Gesundheitswesens bröckelt“, fand McDonald zuletzt deutliche Worte. Zu den größten Herausforderungen zählen die demografische Entwicklung, der Rückgang bei jener Personengruppe, die Beiträge zahlen können, und nicht zuletzt der Spagat zwischen knappen Mitteln bei gleichzeitig fortschreitendem medizinischen Fortschritt – verbunden mit neuen, aber auch teuren Therapien.

SVS ist heuer im Plus
Für heuer rechnet die ÖGK mit einem Minus von 546,6 Mio. €. Insgesamt liegt das Defizit der Krankenkassen bei 583,3 Mio. Die Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) erwartet ein Minus von 105,7 Mio.

Einzig die Sozialversicherungsanstalt der Selbstständigen (SVS) ist 2025 mit 69,1 Mio. im Plus und sorgt damit auch hauptsächlich für die leichte Verbesserung beim heurigen Gesamtdefizit der Krankenkassen.

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