9 Mio. Euro für intelligente Haushaltsroboter Made In Austria
© Land Oberösterreich/Kauder
Harold Artés, CEO von Robart.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Paul Christian Jezek 29.10.2020

9 Mio. Euro für intelligente Haushaltsroboter Made In Austria

Robart erreicht Finanzierung der Europäischen Investitionsbank.

LINZ. Das österreichische Robotik-Unternehmen Robart zieht Geldmittel der Europäischen Investitionsbank EIB an Land. Das schaffen europaweit weniger als fünf Prozent aller Antragsteller. Die EIB unterstützt nur Unternehmen, die technologisch deutlich in Führung liegen und auf einen Wachstumsmarkt abzielen. Robart erhält ein Darlehen über neun Millionen Euro, das in die Forschung und Entwicklung von Haushaltsroboter mit künstlicher Intelligenz investiert wird.

Der frühere Vizekanzler Wilhelm Molterer, seit 2015 geschäftsführender Direktor des European Fund for Strategic Investments bei der EIB, betont die Aufgabe der EIB, Innovationen zu fördern. „So wird Forschung & Entwicklung finanziert, wo es naturgemäß ein höheres Projektrisiko gibt.“

Bei Robotern darf man nicht nur an Produktionshallen denken. Gerade in einem Haushalt, wo sich ein Roboter täglich neuen Situationen ausgesetzt sieht, ist das Miteinander von Mensch und Roboter entscheidend. Genau das steht bei Robart im Mittelpunkt. „Wir investieren die Gelder in die nächste Generation intelligenter Haushaltsroboter, mit denen man ähnlich wie mit Menschen kommuniziert“, erklärt Robart-CEO Harold Artés. „Uns schwebt eine Zukunft vor, in der jeder Haushalt über einen praktischen und erschwinglichen Roboter-Butler verfügt. Die positive Entscheidung der Europäischen Investitionsbank bestätigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Robart beschäftigt rund 60 Mitarbeiter, hält über hundert Patente und Patentanmeldungen und besitzt Niederlassungen in China, Deutschland und den USA. Aktuell liegt der Schwerpunkt auf Wisch- und Saug-Robotern mit Laser-Navigation, die sich per App oder Sprachassistenten steuern lassen. Bisher versorgte Robart vor allem große Hersteller von Haushaltsgeräten mit Technologie oder mit kompletten Produkten, darunter BSH, Rowenta, Kärcher und Medion.

EIB baut Technologieschmieden auf
Start-ups und Technologie-Unternehmen kommen nur schwer zu einem herkömmlichen Kredit. Sie können der Bank weder Maschinen noch Immobilien als Sicherheit anbieten und bloßes Know-how lässt sich nicht verpfänden. Hier springt die Europäische Investitionsbank ein. Sie vergibt Kredite an Unternehmen, die technologisch über einen deutlichen und nachhaltigen Vorsprung verfügen, auch im Vergleich zu Asien und den USA, und in einem Wachstumsmarkt mit großem Potential tätig sind. Das erfordert fundiertes Know-how, hoch qualifizierte Mitarbeiter und konkrete Patente. Nur wenige Unternehmen schaffen es, diese Kriterien zu erfüllen und die umfangreichen Prüfungen – auch vor Ort – zu bestehen. „Wir haben über ein Jahr lang daran gearbeitet, eine Zusage der EIB zu erreichen“, merkt Artés an.

Robart wurde 2009 von Artés und Michael Schahpar gegründet. „Michael und ich stammen beide aus Linz, nach meiner Zeit in Silicon Valley zog es mich wieder in die Heimat und wir beschlossen, gemeinsam etwas Neues aufzubauen“, erinnert sich Artés. „Oberösterreich ist ein wirklich guter Standort für High-Tech-Unternehmen und es gibt ausgezeichnete Hochschulen. Wir sind auch für Top-Talente mit wissenschaftlichem Background aus dem Ausland attraktiv, Robart konnte schon einige nach Linz holen, bei uns arbeiten Leute aus einem Dutzend Nationen.“ 2015 gewann Robart bereits einen oberösterreichischen Innovationspreis. „Das Land Oberösterreich unterstützt uns, etwa über die Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Diese Förderung hat uns gegenüber der EIB sehr geholfen, wir hatten einen besseren Stand, weil wir schon positive Bewertungen vorweisen konnten.“

Das Besondere an der Robart-Technologie ist die künstliche Intelligenz, mit der ein Heimroboter sein Umfeld erfasst. Er tastet per Laser die Wohnung ab, erstellt zuerst eine Karte, einen Wohnungsplan, und wählt dann die beste Route. Anders als einfachere Modelle entwickelt ein solcher Saugroboter dabei ein umfassendes Verständnis über seine Umgebung. Er weiß dadurch immer, wo er sich befindet, erkennt Veränderungen und kann sein Verhalten flexibel anpassen. Kommt man z.B. nach dem Einkaufen heim und stellt die Tasche auf den Küchenboden, erkennt sie der Roboter als neues Hindernis, weicht der Tasche aus, merkt sich jedoch die Stelle und reinigt sie beim nächsten Vorbeifahren. Steuern kann man den High-Tech-Sauger per Smartphone, aber auch ganz natürlich und intuitiv durch Sprachbefehle. Er lässt sich mit Alexa von Amazon verbinden, dann kann man ihm spontan zurufen, dass er jetzt in der Küche wischen soll. Um etwa die Spielecke auszuschließen, markiert man die Stelle einfach in der App und erklärt den Bereich zur Sperrzone.

„In Zukunft werden Roboter noch viel mehr Aufgaben im Haushalt erfüllen, nicht nur reinigen, sondern auch desinfizieren, sie werden Gegenstände holen oder aufheben, als Alarmanlage dienen und alten Leuten helfen“, plant Artés. „Die Förderung der EIB hilft uns, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen.“

Mehr als 100 Patente
Die Robart GmbH mit Headquarter in Linz entwickelt und produziert intelligente Heimroboter mit Lasernavigation, vorrangig Saug- und Wischroboter. Namhafte Hersteller von Haushaltsgeräten wie BSH, Kärcher, Medion und Rowenta zählen zu den Kunden. Robart liefert komplette Haushaltsroboter, entwickelt individuelle Lösungen für Navigation und Steuerung und unterstützt mit Entwicklungsdienstleistungen. Das Unternehmen hält mehr als 100 Patente und Patentanmeldungen und beschäftigt ein internationales Team von mehr als 60 Mitarbeitern. Niederlassungen bestehen in China, Deutschland und den USA. Namhafte Investoren wie die Robert Bosch Venture Capital Group, Innovacom, Crédit Mutuel Equity sowie die SEB Alliance unterstützen die weltweite Marktdurchdringung. (pj)

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