Jahresumsatz der Händler klettert 2025 um +3,2% auf 79,8 Mrd. Euro, Weihnachtsgeschäft leicht über Vorjahresniveau
© Daniel Mikkelsen
Jürgen Bierbaumer, Rainer Will
RETAIL Redaktion 15.12.2025

Jahresumsatz der Händler klettert 2025 um +3,2% auf 79,8 Mrd. Euro, Weihnachtsgeschäft leicht über Vorjahresniveau

WIEN. Der österreichische Einzelhandel verzeichnet 2025 einen Jahresumsatz von 79,8 Milliarden Euro, ein nominelles Plus von 3,2 Prozent gegenüber 2024. Das Weihnachtsgeschäft liegt leicht über dem Vorjahresniveau und sorgt im Dezember für einen weihnachtsbedingten Mehrumsatz von 1,19 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt entspricht dies einem Plus von 0,6 Prozent.

Dezember entscheidend für Umsatz
Der Dezember ist traditionell der umsatzstärkste Monat im Handel. Für 2025 gilt dies besonders, angesichts der „3 K“: „Bei 909 Insolvenzen im Handel in den ersten drei Quartalen, einer weiterhin hohen Kostenbelastung, einer unterdurchschnittlichen Konsumstimmung und einer schleppenden Erholung der Konjunktur stehen die Zeichen auf Verlustbegrenzung“, heißt es vom Handelsverband.

Das Weihnachtsgeschäft verläuft insgesamt besser als erwartet, was teilweise auf das kalte Wetter zurückgeführt wird. Einkaufsstraßen und Shoppingcenter verzeichnen an den Adventsamstagen sowie am einkaufsoffenen Marienfeiertag (8. Dezember) hohe Kundenfrequenzen. „Die Umsatzprognose von Handelsverband und WIFO für den österreichischen Einzelhandel geht heuer von einem Dezember-Umsatz von insgesamt 7,7 Milliarden Euro aus, der weihnachtsbedingte Mehrumsatz liegt bei 1,19 Milliarden Euro netto. Im Vergleich zum Vorjahr (7,5 Mrd. bzw. 1,16 Mrd. Mehrumsatz) freuen wir uns über eine Steigerung von 2 Prozent im Weihnachtsgeschäft“, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.

Unterschiede zwischen den Branchen
„Wir sehen auch heuer deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Betrachtet man lediglich den Non-Food-Bereich, liegen die Mehrumsätze im Dezember um 14 Millionen Euro über dem Vorjahresniveau, allerdings um 9 Millionen Euro unter 2019“, sagt Jürgen Bierbaumer, Senior Economist am WIFO. „Im Branchenvergleich erwirtschaftet etwa der Spielwarenhandel im Dezember fast den dreifachen Umsatz eines ‚normalen‘ Monats, der Buch- sowie der Uhren- und Schmuckhandel immerhin rund das Doppelte. Der Onlinehandel hingegen kommt lediglich auf einen Mehrumsatz von unter 10%“, ergänzt Rainer Will.

Gutscheine und Geldgeschenke im Trend
Der Trend zu Geld- und Gutscheingeschenken setzt sich fort. Gutscheine werden von 45 Prozent der Geschenkenden gewählt, 32 Prozent greifen zu Geldgeschenken. „Im Schnitt werden die Österreicherinnen und Österreicher heuer 389 Euro für Geschenke ausgeben, um drei Euro mehr als im Vorjahr. Im Bundesländerranking greifen dieses Jahr die Salzburger und Oberösterreicher mit 399 Euro am tiefsten in die Taschen, gefolgt von Niederösterreich und dem Burgenland mit 388 Euro. Das Schlusslicht bilden die westlichen Bundesländer Tirol und Vorarlberg mit 379 Euro“, so Rainer Will. Beliebte Waren sind Spielzeug (28 Prozent), Bücher und Kosmetik (je 24 Prozent), Süßigkeiten (22 Prozent) und Kleidung (21 Prozent).

Die Einkaufsmuster zeigen, dass 22 Prozent der Österreicher ihre Geschenke ausschließlich im stationären Handel kaufen, vier Prozent ausschließlich online. Weitere 17 Prozent planen, maximal drei Viertel ihrer Geschenke im eCommerce zu erwerben. „Selbst Fernost-Plattformen wie Temu oder Shein spielen im Weihnachtsgeschäft keine allzu große Rolle, nur 7 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher bestellen dort Geschenke. Heimische Qualität zählt für das Christkind besonders – kaum jemand möchte seinen Liebsten ein Giftpaket von dubiosen Online-Ramschhändlern unter den Weihnachtsbaum legen“, bestätigt Will.

Gesamtjahresprognose 2025
Für das Gesamtjahr 2025 sieht die Prognose einen leichten Umsatzanstieg: „Aus all diesen Faktoren leitet sich die Gesamtjahresprognose 2025 für den österreichischen Einzelhandel von 79,8 Milliarden Euro netto ab. Eine nominelle Steigerung von 3,2 Prozent gegenüber 2024“, sagt Rainer Will. „Für 2026 erwarten wir, dass die Effekte des heurigen Weihnachtsgeschäfts noch stärker in den Jänner einwirken, insbesondere durch das Gutscheingeschäft sowie die Umtauschphase im stationären Handel nach Silvester.“

Die Grunddynamik der Umsatzentwicklung bleibt verhalten: „Die Grunddynamik in der Umsatzentwicklung verlief heuer aufgrund der schwachen allgemeinen Wirtschaftsentwicklung weiterhin verhalten, liegt jedoch über dem Jahr 2024. Auch die allgemeine Ausgabebereitschaft der Haushalte ist schwach, was sich auch in einer anhaltend hohen Sparquote zeigt. Real liegen die Einzelhandelsumsätze bis einschließlich Oktober knapp über 1 Prozent über dem Vorjahr“, so Bierbaumer.

Eine Blitzumfrage des Handelsverbandes zeigt, dass 30 Prozent der Betriebe im Gesamtjahr 2025 einen Verlust erwarten, 24 Prozent ein ausgeglichenes Ergebnis und 40 Prozent einen Gewinn, sechs Prozent können es noch nicht abschätzen.

Herausforderungen im Onlinehandel
Im Onlinehandel entgeht dem österreichischen Staat jährlich rund eine Milliarde Euro an Steuereinnahmen, davon ca. 750 Millionen Euro Mehrwertsteuer. Ursachen sind insbesondere dubiose Fernost-Plattformen wie Temu und Shein, die geltendes EU-Recht umgehen. „Der 150-Euro-Schwellenwert für die Zollbefreiung von Waren wird von Betrügern ausgenutzt, u.a. auch durch die Stückelung von Sendungen in Teillieferungen, so dass kein Zoll und zu wenig Einfuhrumsatzsteuer anfällt“, heißt es vom Handelsverband.

Das Paketvolumen steigt deutlich: 2024 wurden in Österreich 396 Millionen Pakete zugestellt (+10 Prozent), für 2025 werden rund 430 Millionen Pakete (+8 Prozent) erwartet, ein Viertel davon aus China. Angesichts der wachsenden Rolle des internationalen Onlinehandels fordert der Handelsverband Maßnahmen: Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze, Einführung einer Paketbearbeitungsgebühr von mindestens 2 Euro für Lieferungen aus Drittstaaten, Plattformhaftung für korrekte Warendeklarationen und im Wiederholungsfall temporäre Sperrungen von Plattformen wie Shein und Temu. (red)

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