Regionalitäts-Check: Kaum österreichischer Hafer im Frühstücksmüsli
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RETAIL Redaktion 07.07.2021

Regionalitäts-Check: Kaum österreichischer Hafer im Frühstücksmüsli

Schmuckenschlager und Strasser fordern mehr Transparenz bei Herkunft.

ST. PÖLTEN. Ein Regionalitäts-Check von Haferflocken und Birchermüsli in niederösterreichischen Supermärkten bringt ernüchternde Ergebnisse hinsichtlich der Herkunft. Landwirtschaftskammer (LK) NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager, der Präsident des Österreichischen Bauernbundes, Georg Strasser, und die stellvertretende Landjugend-Landesleiterin Magdalena Polsterer fordern daher mehr Transparenz und eine klare sowie lückenlose Herkunftskennzeichnung.

Haferflocken und Müsli sind ein wichtiger Bestandteil im Frühstück der Österreicher. Wer sich bewusst ernährt, achtet auch auf die Herkunft seiner Lebensmittel. Gerade bei Getreide gehen viele Konsumenten oft automatisch davon aus, dass es aus Österreich kommt. Der Regionalitäts-Check von LK NÖ, Bauernbund Österreich, Verein "Wirtschaften am Land" und Landjugend NÖ hat allerdings gezeigt, dass das oft ein Irrglaube ist. Wegen fehlender Kennzeichnung lässt sich im Geschäft zudem leider kaum herausfinden, ob man nun ein österreichisches Produkt in Händen hält oder nicht.

Check-Ergebnisse sind miserabel
"Die Ergebnisse sind miserabel. Bei nur 20 Prozent der untersuchten Haferflocken war Österreich als Herkunftsland angegeben. Beim Müsli stammen gar nur bei einem einzigen der getesteten Produkte die Haferflocken aus Österreich", ist Schmuckenschlager über die schlechte Nachvollziehbarkeit entsetzt. Bei den restlichen Haferflockenprodukten stammt der Hafer aus Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Polen oder Litauen. Diese Angaben machten die Hersteller beziehungsweise Händler auf explizite Nachfrage der Store-Checker, denn oft ist am Etikett lediglich "Hafer aus EU / Nicht-EU" angegeben, jedoch nicht das konkrete Herkunftsland. Bei einem überprüften Produkt gibt es trotz Nachfrage gar keine Information über das Ursprungsland.

AMA-Gütesiegel auf Getreide ausweiten
Für Verwirrung sorgt eine bekannte Eigenmarke: Auf der Verpackung prangt plakativ die Aufschrift "Abgepackt in Österreich", noch dazu mit rot-weiß-roter Andeutung. Drin ist aber nicht immer heimischer Hafer. Je nach Verfügbarkeit kommen die Haferflocken aus Österreich und Deutschland. "Wie bei vielen anderen Produktgruppen bedeutet auch bei Haferflocken oder Müsli eine rot-weiß-rote Fahne auf der Verpackung oder auf dem Preisschild nicht automatisch, dass der Hafer aus Österreich stammt. Die Herkunftsangabe ist in diesem Fall nicht transparent, die Konsumenten werden in die Irre geführt", kritisiert Schmuckenschlager.

Er sieht den Schlüssel für lückenlose Transparenz in der Ausweitung der Herkunftskennzeichnung: "Wir drängen schon lange auf eine durchgängige und nachvollziehbare Kennzeichnung der Lebensmittelherkunft. Eine zentrale Maßnahme muss hier die Ausweitung des staatlich anerkannten AMA-Gütesiegels auf neue Produktgruppen sein, im konkreten Fall auf Getreide und Getreideprodukte wie Backwaren." Strasser betont: "Es darf nicht Regionalität suggeriert werden, wo keine drinnen ist. Wir brauchen definitiv mehr Transparenz beim Frühstücksmüsli. Es gilt, den Mehrwert des AMA-Gütesiegels zu nutzen. Wer Hafer aus Österreich kauft, bekommt garantiert mehr Artenvielfalt und höchste Sorgfalt beim Pflanzenschutzmitteleinsatz."

Keine Glyphosat-Rückstände bei Hafer aus Österreich
Beim breit angelegten Regionalitäts-Check wurden elf Haferflocken-Produkte auf Glyphosat-Rückstände untersucht. Strasser dazu: "Österreichische Lebensmittel weisen keinerlei Glyphosat-Rückstände auf. Wir konnten solche aber bei zwei Produkten aus der EU, wenn auch nur in Spuren und deutlich unter den Höchstgrenzen, nachweisen. In der EU gelten für Pflanzenschutzmittel strengste Auflagen, Österreich geht hier noch weiter. Um mit Lebensmitteln nicht in Berührung zu kommen, darf Glyphosat bei uns nur vor der Saat oder nach der Ernte angewendet werden. Wer heimisches Müsli kauft, kann sich also auf allerhöchste Qualitätsstandards verlassen."

Teilnahme am ÖPUL bestätigt österreichischen Weg
"Bereits jetzt nehmen mehr als 80 Prozent der Bäuerinnen und Bauern freiwillig am österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft teil. Unsere ökosoziale Agrarpolitik als Vorzeigemodell in Europa zu etablieren, ist mit dieser GAP-Reform gelungen. Wer regional kauft, kauft somit ein Ticket für Vielfalt. Wer regional kauft, kauft gleichzeitig Kulturlandschaft, beste Qualität, Klimaschutz und Artenreichtum", sind sich Strasser und Schmuckenschlager einig.

Bewusst regional einkaufen
Polsterer betont: "Als größte Jugendorganisation im ländlichen Raum finden wir es schade, dass Produkte, die unsere Bauern in hoher Qualität produzieren, dennoch in großen Mengen importiert werden. Um wirklich sicher sein zu können, woher die verarbeiteten Produkte kommen, muss man einen hohen Aufwand betreiben. Es wäre wünschenswert, dass auch in fertig verpackten Müslis vermehrt österreichische Produkte verarbeitet werden." Wirklich sicher sein kann man sich beim bäuerlichen Direktvermarkter ums Eck. "Wer regional kauft, schützt die Umwelt durch kürzere Transportwege. Außerdem achtet man bei uns in Österreich besonders darauf, der Natur Lebensraum zu lassen. Wer österreichische Produkte kauft, kauft damit mehr Biodiversität und Lebensraum für die Natur", so Polsterer. (red)

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