28 neue Sender: Boost für DAB+
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MARKETING & MEDIA Redaktion 21.06.2024

28 neue Sender: Boost für DAB+

Mit dem heutigen Tag können Hörerinnen und Hörer aus 58 DAB+-Sendern wählen – eine Talk-Runde.

••• Von Chris Radda und Dinko Fejzuli

Am heutigen 21. Juni steht die österreichische Radiolandschaft vor einer massiven Weiterentwicklung: Zu den bereits bestehenden kommen insgesamt 28 neue DAB+-Sender auf den Markt, von denen eine Hälfte national und die andere Hälfte regional empfangbar sein wird.

Damit stehen ab diesem Tag den heimischen Hörerinnen und Hörern insgesamt 58 DAB+-Sender zur Verfügung, aus denen sie wählen können. Dieser Tag wird als der größte Sender-Launch seit dem Start von Privatradio in Österreich gefeiert.

„Ein ganz großer Tag”

„Der 21. Juni ist ein ganz großer Tag für die Radioszene in Österreich. Es ist der größte Sender-Launch seit 1998”, betont NRJ-Geschäftsführer Alexander Wagner die historische Bedeutung dieses Ereignisses.

Mario Frühauf, Geschäftsführer von Kronehit und VÖP-Präsident, hebt die Chancen hervor, die sich durch DAB+ für die Radiobranche ergeben – insbesondere in Perioden wirtschaftlicher Unsicherheit: „Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten ist es wichtig, mit neuen Formaten neue Zielgruppen ansprechen zu können und so neue Wachstumsmöglichkeiten zu eröffnen. So können wir mittel- und langfristig auch wirtschaftlich erfolgreicher weiter agieren.” Kronehit selbst geht mit zwei nationalen und zwei regionalen Sendern an den Start.

Einen wesentlichen Aspekt beleuchtet Christian Stögmüller, Geschäftsführer Life Radio. Er launcht nicht nur DAB+-Sender im eigenen Haus, sondern auch einen eigenen Nachrichtensender für den Eigentümer Verlagshaus der Oberösterreichischen Nachrichten und einen für den Möbelriesen XXXLutz als externen Kunden.

Stögmüller dazu: „Der 21. Juni ist ein kräftiges Zeichen für einen gewissen Grad an Konsolidierung der Player und auch der Versuch, uns gegen die Big Tech mit einem eigenen digitalen Programm zu positionieren. Mittlerweile verfügt gut ein Drittel aller Personen über ein DAB-Gerät – und auch die EU-Verordnung, dass jedes Auto und jedes Radio, das auf den Markt kommt, DAB+-tauglich sein muss, hilft uns.”

Auch Gottfried Bichler, Geschäftsführer Antenne Radios, der mit Radio Flamingo in der eigenen Region bereits einen auf ein junges Format fokussierten deutschsprachigen Schlagersender mit wachsender Hörerschaft via DAB+ betreibt, lobt die neuen Möglichkeiten: „‚Mutig' ist jetzt möglich, weil es eben via DAB+ möglich ist, solche Segmente auszuprobieren. Und Gott sei Dank findet es Anklang, wird angenommen, und die Hörerschaft steigt jeden Tag. Wir sind zufrieden.”

Neue Zielgruppen ansprechen

Ein weiterer Vorteil von DAB+ sei die Möglichkeit, spezifischere, auch kleinere Zielgruppen anzusprechen und damit die eigene Bedeutung als Werbepartner zu erhöhen. Joachim Feher, Geschäftsführer RMS Austria: „Wir werden viele unterschiedliche Programme erleben, und es werden alle Österreicher und Österreicherinnen in ihren Interessen abgeholt werden. Das ist das Erfolgsrezept des Privatradios, dass wir kontinuierlich bunter und breiter werden – und DAB+ wird das nochmals beschleunigen. Diese Vielfalt ermöglicht es den Sendern, größere Nischen zu bedienen und somit ihre Reichweite und Attraktivität auch für Werbetreibende zu erhöhen.”

Viel Research-Arbeit

Ein konkretes Beispiel für die neuen Möglichkeiten zitiert Alexander Wagner mit dem Sender Nostalgie, der weltweit erfolgreich ist und nun auch in Österreich via DAB+ empfangbar ist: „Wir haben hier europaweit bereits zwölf Millionen Hörerinnen und Hörer und nun kommt ‚Nostalgie' auch nach Österreich.”

Und nach welchen Kriterien entscheidet man, welche Sender man an den Start bringt? Dazu Mario Frühauf von Kronehit: „Wir haben viel Research betrieben, um herauszufinden, bei welchen Musikclustern wir Nachfrage generieren. Dazu gehört der Sender Radio Rot Weiss Rot, der zu 100 Prozent Musik aus Österreich spielt, sowie weitere Sender, die spezifische Musikgenres wie die 1980er-Jahre oder Eurodance bedienen. Mit unserem neuen Portfolio decken wir relativ viel ab. Dabei haben wir uns bewusst entscheiden, bei den Sendernamen einen Abstand zu Kronehit zu halten, weil wir hier neue, eigenständige Marken aufbauen wollen.”

Individuell abgestimmt

Diese Vielfalt, die bis in die eigene Region reicht, betont auch Stögmüller: „Wir bieten Regionalität und regionale Information. Es ist nicht irgendein internationaler Stream, der durchläuft, sondern es sind Nachrichten und Geschichten, die unser Land betreffen.”

Gottfried Bichler, der mit Radio Flamingo bereits ein erfolgreiches DAB+-Projekt betreibt, sieht in der neuen Technologie große Vorteile: „Durch diese neue Möglichkeit, wo wir segmentierte Musikgenres anbieten können, fällt es uns leichter, auf die Wünsche unserer großen Hörerschaft einzugehen.” Diese Flexibilität ermögliche es den Sendern, ein vielfältiges und maßgeschneidertes Programm zu bieten, so Bichler.

Lieblingsmarken gesucht

Und weil so viel von DAB+ als „digitale Technologie” die Rede ist, betont Stögmüller: „Konsumenten entscheiden sich nicht für eine Technologie, sondern für ihre Lieblingsmarke und diese wollen sie auf jedem Device hören können.” Für den Life Radio-Geschäftsführer ist DAB+ eine Art „Missing Link”.

„Wesentlich für alle Privatsender ist auch der Umstand, dass die Kennzahlen von DAB+ in den Radiotest aufgenommen werden. Ab dem 1. Juli 2024 werden wir erhoben und kriegen dann – rückwirkend für das zweite Halbjahr 2024 – im Februar 2025 die Werte. Diese sind dann Basis für die Erlösverteilung”, erklärt Frühauf. Dies ermögliche eine valide Vermarktung der Sender, sowohl in der Eigenvermarktung als auch über die RMS.

Attraktive Business Cases

Ein entscheidender Vorteil von DAB+ für alle am Markt sind die geringeren Verbreitungskosten. „Dank der digitalen Struktur sind die diese Kosten deutlich geringer. Außerdem können wir neue Sender deutlich günstiger produzieren”, so Bichler.

Das führe zu neuen Geschäftsmöglichkeiten und höherer Flexibilität bei der Programmgestaltung. Die neuen Sender bieten eine Palette an Inhalten, die auf die unterschiedlichen Interessen und Vorlieben der Hörer abgestimmt sind. Bichler: „Wir bieten moderierte Sendungen von morgens bis abends, mit Nachrichten, Sondersendungen und einem speziell gestalteten Wochenendprogramm. Das kommt gut an und wird täglich beliebter.”

Wagner ergänzt: „Der Business Case für DAB+ ist natürlich besonders attraktiv – einerseits für unser bestehendes Programm bei Energy, da wir ja bereits seit fünf Jahren österreichweit ausstrahlen und dadurch immer wieder neue Hörer dazugewinnen und einen Skaleneffekt erzielen. Und, wie meine Vorredner bereits gesagt haben, für ein neues Programm. Der Business Case ist auch leichter zu refinanzieren als in der alten UKW-Welt, aufgrund von effizienteren Kostengestaltungen im digitalen Bereich.”

„Wir bieten Regionalität und regionale Information, nicht nur irgendeinen internationalen Stream”, betont Christian Stögmüller die Bedeutung der regionalen Information. „Das ist die Liebe zu diesem Land und die Kenntnis über das Land, in dem wir leben.”

Technische Qualität steigt

Die Einführung von DAB+ bringe aber auch qualitative Vorteile mit sich. „Man hört den Qualitätsunterschied zwischen analog-terrestrischer und digital-terrestrischer Verbreitung”, so Bichler.

„Die Einfachheit und Schnelligkeit von Radio sind entscheidend”, meint Feher. „Es ist schnell produziert, schnell on Air und wirkt schnell. Wenn wir in der Früh unsere Kampagne starten, merken wir es am Mittagsgeschäft. Das ist das eine. Das zweite ist die hohe Verlässlichkeit. Du weißt, was du kriegst. Die Auftraggeber wissen, sie sind in einem Umfeld, wo es keine Fake News gibt, wo sie brandsafe sind, wo nur Dinge passieren, die auch ihrer Marke schmeicheln. Und ich glaube, das dritte, das zunehmend an Bedeutung gewinnt in unserer multiplen Krisenwelt von Inflation, Klimakrise usw., ist die Möglichkeit, sich eine Auszeit zu gönnen. Wir nennen das oft ‚Joy Economy'. Etwas Freude zu vermitteln, das kann Privatradio ganz hervorragend”, so Feher abschließend.

Das Interview sehen Sie hier:
tv.medianet.at

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