Verschiebungen im österreichischen Handel
panthermedia.net Arne Trautman
RETAIL Redaktion 30.03.2016

Verschiebungen im österreichischen Handel

Wifo-Studie: Folgen der Zielpunkt-Pleite auf Marktkonzentration sind beträchtlich.

WIEN. Die Zielpunkt-Pleite hat zu einem beträchtlichen Anstieg der in Österreich ohnehin hohen Marktkonzentration im Lebensmittelhandel geführt, so das Ergebnis einer Studie über den österreichischen Handel des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Der Effekt auf die Marktmacht der verbliebenen Anbieter ist aus Sicht der Studie groß, obwohl Zielpunkt nur drei Prozent Marktanteil hatte.

Lebensmittel und alkoholfreie Getränke seien laut Wifo hierzulande vergleichsweiser teurer. Einzig Dänemark, Schweden, Irland und Finnland hätten höhere Preise vorzuweisen. Alkoholische Getränke und Tabak seien hingegen „deutlich billiger als im Durchschnitt“. Dass in Österreich Lebensmittel teurer als zum Beispiel in Italien und Deutschland sind, führt das Wifo aber mehr auf höhere Steuern und Arbeitskosten zurück, als dass Spar, Rewe, Hofer und Lidl rund 80 Prozent des Handels besetzen. „In den letzten Jahren festigte sich die

Marktposition der Marktführer in Österreich (Rewe International AG, Spar Österreichische Warenhandels-AG, Hofer KG, Lidl Österreich GmbH) wegen der Verringerung der Ladendichte, und die Marktkonzentration erhöhte sich weiter. Dieser Trend wird durch die Insolvenz der Zielpunkt GmbH Ende 2015 und den damit verbundenen Marktaustritt von Zielpunkt beschleunigt, zumal die Marktanteile von Zielpunkt zu einem großen Teil den vier Marktführern zufallen werden“, heißt es im Bericht.

Auch die höhere Dichte an kleinen Filialen sei ein Grund für die hierzulande höheren Preise. Einfluss auf die Preise habe auch der etwas geringere Anteil von Eigenmarken - hierzulande von 29 Prozent, in Deutschland von 35 Prozent. Der enge Oligopolmarkt mit vielen Nachfragern und wenigen Anbietern fördert laut Wifo aber den Missbrauch von marktbeherrschenden Stellungen. Österreich habe hier präventiv "vollständig versagt". Es seien wettbewerbspolitische Versäumnisse der Vergangenheit, die eine derartig hohe Marktkonzentration überhaupt erst ermöglichten, heißt es dem Bericht zufolge in der Wifo-Studie. Auch sei das Kartellgesetz zu spät an die EU-Standards angepasst worden. (APA/red)

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