Intelligente Lösungen für die Industrie
Hauptakteure Das DAIM-Team mit einem Edge Device: Stefan Kriechbaumer, Head of Partner Management, Michael Aichinger, Managing Partner, und Johannes Kilian, Managing ­Partner (v.l.).
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 06.10.2023

Intelligente Lösungen für die Industrie

DAIM-Managing Partner Michael Aichinger im Interview über die Vorteile des Edge-Computing.

••• Von Helga Krémer

Im oberösterreichischem Perg wächst mit der DAIM GmbH ein Hidden Champion heran. Deren Expertise: Edge Computing. Sprich im Rahmen der Digitalisierung Daten- und Prozessanalysen direkt an der „Edge” durchzuführen, also an der Quelle des Geschehens.

Michael Aichinger, Geschäftsführer von DAIM, erklärt im ­medianet-Interview die komplexe Technik dahinter.


medianet:
Bei ‚Daim' denken wahrscheinlich viele zuerst an den Schokoriegel …
Michael Aichinger: So geht es den meisten, die nicht in der Fertigung sind. Anbieter von Industrie 4.0 denken bei DAIM aber immer häufiger an Data Analytics in Industrial Manufacturing. Mit unserer Datenanalyse finden wir intelligente Lösungen für die fortschrittliche industrielle Produktion. Konkret steigert das die Produktivität und senkt die Kosten. So setzen Weltmarktführer unsere innovative Edge-Computing-Plattform bereits in über 5.000 international verteilten Industrieanlagen ein.

Um Daten nicht erst in die Cloud von Rechenzentren zu schicken und die Antworten dann wieder zurück ins Netz zu spielen, verarbeitet unsere Edge-Technologie Daten gleich lokal am Endgerät. Das ist schneller und sicherer zu geringeren Kosten. Der Schokoriegel hat seinen Namen übrigens von der norwegischen Aussprache der amerikanischen Zehn-Cent-Münze ‚Dime' und kam 1953 unter dem Namen ‚Dajm' auf den Markt; seit 1971 heißt er ‚Daim'.
Eines haben wir gemeinsam: Sowohl unsere Edge-Technologie als auch der Schokoriegel werden nur an einem Standort produziert. Die Plattform wird in Perg, 30 Kilometer von Linz entfernt, entwickelt, der Schokoriegel in einer kleinen Gemeinde nördlich von Stockholm hergestellt.


medianet:
Seit wann gibt’s euch?
Aichinger: DAIM feierte im März seinen dritten Geburtstag. Gegründet wurde das Unternehmen 2020 als Joint-Venture zwischen dem Spritzgießmaschinenbauer Engel Austria und dem Softwareentwickler uni software plus. DAIM bietet die gemeinsam entwickelten Produkte am Markt an. Die Mutter – uni software plus GmbH – beschäftigt heute rund 50 Physiker, Mathematiker, Softwareentwickler und Data Engineers. Sie entwickelt Software, um Kunden aus Finanz und Industrie bei der Erreichung anspruchsvoller Ziele in den Bereichen Analytik, Modellierung und Simulation zu unterstützen, bietet aber keine Edge-Computing-Lösungen wie DAIM an.

medianet:
Könnten Sie DAIM in einem Satz beschreiben?
Aichinger: DAIM ist ein IT-Gesamtanbieter und vereint die Vorzüge und Flexibilität eines jungen Softwareunternehmens mit den industriellen Standards eines Weltmarkführers, besonders im Bereich IT- und Prozesssicherheit.

medianet:
Wer sind die Kunden von DAIM?
Aichinger: Unsere Kunden kommen aus der ganzen Welt. Die DAIM Edge-Computing-Plattform ist bereits seit drei Jahren bei Weltmarktführern im industriellen Umfeld im Einsatz. Wir optimieren Produktionsprozesse durch den Einsatz von Sensoren, Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz. So helfen wir Ingenieuren, digitale Prozesse besser zu verwalten, um Kosten zu senken, die Kreislaufwirtschaft zu fördern und diverse Industriezweige in ein neues digitales Zeitalter zu führen.

medianet:
Hat sich Ihr Unternehmen auf Anlagen aus einem speziellen Bereich spezialisiert? Wenn ja, auf welche?
Aichinger: Wir haben durch unsere langjährige Erfahrung gelernt, dass die Herausforderungen bei der Digitalisierung von Industrieunternehmen branchenübergreifend ähnlich sind. Deshalb ist unsere Technologie relativ branchenunabhängig einsetzbar.

medianet:
Was kann eine Maschine, wenn sie DAIM-Produkte integriert hat?
Aichinger: Unsere Edge-Plattform ist die Grundlage dafür, dass Maschinen intelligent werden und zum Beispiel eine vorausschauende Wartung möglich wird. Richtig implementiert, können dann beispielsweise Textilmaschinen Probleme frühzeitig erkennen und abschalten, bevor ein Schaden entsteht.

Der eigentliche Clou ist die völlig automatisierte und sichere Steuerung von Fertigungsanlagen von der Ferne aus. Um ein Betriebssystem upzudaten, muss man physisch normalerweise zur Anlage. Das bedeutet einen hohen Wartungsaufwand. Mit DAIM geht das automatisiert am digitalen Weg. Es ist ein sehr robustes System, das auch bei schlechtem Internet funktioniert. Über eine sichere Verbindung kann man aus der Ferne effizient Probleme von Geräten oder dem Netzwerk diagnostizieren und beheben.


medianet:
Wo liegt der Unterschied zu anderen Software-Möglichkeiten?
Aichinger: Unsere Lösungen bieten unseren Kunden die Freiheit, flexibel zu bleiben und sich nicht an einen Anbieter zu binden. Aber unser größter Vorteil ist die Sicherheit – wir garantieren höchste Sicherheitsstandards über den gesamten Produktlebenszyklus. Außerdem verzichten wir auf komplizierte Lizenzmodelle, die von der Nutzerzahl oder der Nutzungshäufigkeit abhängen.

medianet:
Stichwort IT-Security – wie unterscheidet sich DAIM hier von anderen? Seid ihr sicherer als andere?
Aichinger: Das traditionelle Cloud Computing ist zentralisiert und daher anfällig für Hacking oder Denial-of-Service-Angriffe. Wenn aber eine Fabrik Verarbeitungs- und Speicherfunktionen über Edge Computing verteilt, kann kein einzelner Angriff das ganze Netzwerk lahmlegen. Da die Datenverarbeitung näher an der Datenquelle erfolgt, sind zu jedem Zeitpunkt weniger Daten im Spiel. Unsere Produkte folgen dem Prinzip ‚Security-by-Design' und wurden von Anfang an mit dem hohen Sicherheitsanspruch von Industrieunternehmen konzipiert. Der Sicherheitsaspekt erstreckt sich dabei über den gesamten Produktlebenszyklus – von der Inbetriebnahme, über den Produktivbetrieb bis zum Ausscheiden der Software oder des Geräts. Unsere Security-Experten arbeiten eng mit universitären Einrichtungen und Cybersecurity-Spezialisten zusammen und optimieren so ständig die Systeme. Regelmäßige Audits gewährleisten den hohen Standard.

medianet:
Bei welchen Herausforderungen kann DAIM helfen?
Aichinger: Die große Hürde auf dem Weg der Digitalisierung ist für Industrieunternehmen oft die Überführung eines funktionierenden Prototyps in den Produktivbetrieb für eine große Zahl an weltweit verteilter Infrastruktur. Durch fehlendes Know-how und fehlende freie Manpower sind der Automatisierungsgrad und Sicherheitsstandards nicht ausreichend, was zu hohem Wartungsaufwand und erhöhtem Sicherheitsrisiko führt. Die DAIM-Lösungen helfen mit ihrem hohen Automatisierungsgrad unseren Kunden, Ressourcen frei zu machen. Sie können sich dadurch zu 100 Prozent auf die Entwicklung ihrer branchenspezifischen digitalen Produkte fokussieren, während wir uns um den Rest kümmern.

medianet:
Blick in die Zukunft: Wie geht’s bei DAIM weiter?
Aichinger: Wir führen momentan Gespräche mit ein paar großen Playern aus der Industrie. Bei positiven Abschlüssen planen wir, Niederlassungen in Asien und USA zu gründen, um unseren Kunden weltweit optimalen Support bieten zu können.

Momentan beschäftigen wir uns mit den neuesten Hardware-Entwicklungen rund um das Thema Künstliche Intelligenz, aber nicht in der Cloud, sondern direkt an der Maschine, also an der ‚Edge'.

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