MAGISCH. „Finanzwissen ist keine Geheimwissenschaft“ – eine kürzlich veranstaltete Podiumsdiskussion des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation setzte sich mit der Wirtschafts- und Finanzbildung der Österreicher auseinander. Die Debattengrundlage: Wirtschaftsredaktionen werden personell ausgedünnt, Wirtschaftssendungen an den Tagesrand verbannt – andererseits ermöglichen Online-Medien wie Instagram, YouTube oder TikTok völlig neue Zugänge, ökonomische Zusammenhänge zu erklären.
Die Geladenen, mehrheitlich aus Chefetagen, viele direkt aus dem Finanzbereich, haben naturgemäß keine Berührungsängste mit der Thematik. Die Bevölkerung, so wurde konstatiert, hege jedoch geringes Interesse. Warum? Sind die Finanzen doch ein Thema, das den Alltag beherrscht wie kaum ein anderes. Übersetzt in Alltägliches, sind Preise für Konsumgüter, die Beträge am Lohnzettel, die Höhe der Mietvorschreibung, das Entsetzen angesichts der Gasrechnung, die Hoffnung auf den Lottogewinn doch durchaus relevante Aspekte.
Eine Wurzel des Übels steckt bereits tief im an den Schulen gepflegten Mathematikunterricht. Wer sich an einer Höheren Schule, zu Beginn noch durchaus ambitioniert, durch das Dickicht von Differenzial- und Integralrechnung, Vektorrechnung und analytischer Geometrie, Konvergenz, Statistik, kombinatorischer Optimierung und Gradientenverfahren gequält hat, singt ein Lied davon. Nach den Abschlussprüfungen sind praxisnahe Inhalte – Grundrechnungsarten, Zinseszins- und Prozentrechnung – unter Schutt und Asche von Formelableitungen vergraben. Im akademischen Hochgebirge war kein Platz für die Frage, warum etwa Kreditraten unter ungünstigen Umständen zur Explosion neigen.
Also ja, Finanzwissen ist keine Geheimwissenschaft. Aber nach sprachlicher Pragmatik klingen Risikodiversifikation, Asset Allocation, Total Expense Ratio, Kredit-Scoring, Annuitätendarlehen, Zinsbindungsfristen und Vorfälligkeitsentschädigung auch nicht. Auch auf TikTok nicht.
Kraftvoll in die Zukunft
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