"Krone"-Konflikt Dichand vs. Funke eskaliert wieder
APA 7 Barbara Gindl
Christoph Dichand
MARKETING & MEDIA Redaktion 22.03.2019

"Krone"-Konflikt Dichand vs. Funke eskaliert wieder

Die deutschen Hälfteeigentümer wollen die Entlassung von "Krone"-Chefredakteur Christoph Dichand wegen ungerechtfertigter Spesen einklagen. Dichand kündigt Ausschlussklage an: "kreditschädigende Anschuldigungen".

WIEN.  Der Konflikt zwischen den Eigentümern der "Kronen Zeitung", der Familie Dichand und der deutschen Funke-Gruppe, eskaliert wieder. Nachdem die deutschen Hälfteeigentümer die Entlassung von "Krone"-Chefredakteur Christoph Dichand wegen ungerechtfertigter Spesen einklagen wollen, kontert dessen Anwältin Huberta Gheneff ihrerseits mit einer "Ausschlussklage" gegen die "Funke"-Gruppe.

Zwist um Spesen
Laut einem Bericht der Tageszeitung "Österreich" will Funke beim Arbeitsgericht auf Entlassung von Chefredakteur Christoph Dichand klagen. Der Vorwurf: Angeblich ungerechtfertigte Spesen, die Dichand dem Verlag verrechnet hat, aus Sicht der "Funke"-Gruppe aber privat hätte bezahlen müssen. Wirtschaftsprüfer der Kanzlei Deloitte prüfen dem Bericht zufolge die Vorwürfe.

Dichands Anwältin Gheneff weist die Vorwürfe im "Standard" als "absurd" und "kreditschädigend" zurück. Die fraglichen Rechnungen seien "mehrfach geprüft und als betriebsnotwendig im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Chefredakteurs anerkannt". Der kolportierte Plan einer arbeitsrechtlichen Klage auf Absetzung Dichands als Chefredakteur und Herausgeber sei außerdem juristisch nicht möglich. Sie kündigt ihrerseits an, den "lästigen Gesellschafter" Funke aus der Gesellschaft herausklagen zu wollen - wegen zahlreicher "Treuwidrigkeiten".

Einstieg Benkos
Befeuert wurde der Konflikt zwischen den beiden Krone-Gesellschaftern im vorigen November durch den Einstieg des österreichischen Immobilien-Unternehmers Rene Benko (bzw. dessen Signa Holding). Benko hält nun 49% an der WAZ Ausland Holding, also an jener Firma, in der die "Funke"-Gruppe ihre Anteile an "Krone" und "Kurier" gebündelt hat, und ist laut Medienberichten an einer Totalübernahme der deutschen Anteile interessiert. Die von Dichand geführte "Kronen Zeitung" kündigte daraufhin einen Kampf um ihre "Unabhängigkeit" an.

Ein von der "Funke"-Gruppe angestrengtes Schiedsgerichtsverfahren punkto Gewinnverteilung haben die Dichands im Vorjahr gewonnen. Dabei ging es um eine "Rahmenvereinbarung", laut der Familie Dichand ein "Vorabgewinn" aus dem Zeitungsgeschäft zusteht, für den die deutschen Miteigentümer im Zweifelsfall haften müssten. Ein weiteres Schiedsgerichtsverfahren zu diesem Thema wurde mittlerweile eingebracht. Unterstützt wird Christoph Dichand im aktuellen Konflikt von der Tageszeitung "Heute", die von seiner Frau Eva Dichand geführt wird. Die titelte am Freitag online mit einem Bericht über "Benkos Raubritter-Angriff auf die 'Kronen Zeitung'".

Ausschlussklage
Christoph Dichand hat am Freitag eine "Ausschlussklage" gegen den deutschen Miteigentümer Funke angekündigt. Dichand wirft der Funke-Gruppe "zahlreiche Treuwidrigkeiten" vor. Er beklagt "kreditschädigende Anschuldigungen" und den Versuch, ihn als Chefredakteur abzusetzen.

"Dies ist ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Krone und ihrer Redaktion - und damit letztlich auch auf die Pressefreiheit", so Dichand in einer Aussendung. Außerdem kritisierte er "Finanzinvestoren", die die Krone "unter ihre Kontrolle bringen und ein laufendes Schiedsverfahren negativ beeinflussen wollen". Damit spielt Dichand auf den Immobilieninvestor Rene Benko an, ohne seinen Namen allerdings direkt zu nennen.

"Kein Spekulationsobjekt"
"Die Krone ist kein Spekulationsobjekt, sondern eine unabhängige Zeitung", sagt Dichand weiter. Er habe eine Verantwortung für die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses und diese Verantwortung werde er wahrnehmen. "Die Sicherstellung dieser Unabhängigkeit ist ein Vermächtnis und Auftrag meines Vaters. Ich nehme diese Verpflichtung ernst und werde sie gemeinsam mit der Redaktion mit aller Kraft verteidigen", so Dichand.

Die von der "Funke"-Gruppe gegen ihn erhobenen Vorwürfe bezeichnet Dichand als "konstruierte Behauptungen". (APA/red)

 

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