BWB: Supermärkte machen inflationsbedingt nicht mehr Gewinn
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BWB-Chefin Natalie Harsdorf-Borsch
RETAIL Redaktion 06.11.2023

BWB: Supermärkte machen inflationsbedingt nicht mehr Gewinn

WIEN. Die stark gestiegenen Lebensmittelpreise haben laut einer aktuellen Untersuchung der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) nicht zu einem merkbaren Gewinnmargen-Plus bei Supermarktketten geführt. Die Handelsspannen seien vom 2. Halbjahr 2022 bis 2. Halbjahr 2023 "nicht systematisch" angestiegen. "Insgesamt gibt es keine Hinweise dafür, dass vor dem Hintergrund steigender und hoher Inflation versucht worden wäre im Untersuchungszeitraum die Handelsspannen zu vergrößern", so die BWB.

Auch in der Landwirtschaft und bei Lebensmittelherstellern orten die Wettbewerbshüter im langjährigen Vergleich keinen auffälligen Anstieg der Gewinnmargen. "Die Analyse zeigt mehrere Schwachstellen im Hinblick auf die Wettbewerbssituation", sagte die BWB-Chefin Natalie Harsdorf-Borsch am Freitag bei der Präsentation der 269-seitigen Branchenuntersuchung in Wien. Die Anzahl der eingemeldeten unfairen Praktiken von Supermärkten gegenüber Lieferanten sei "sehr beunruhigend". Zu den "schwarzen Praktiken" gehören unter anderem einseitige Vertragsänderungen, Zahlungen ohne eine Verbindung zu Lieferungen und Zahlungen für unverschuldeten Qualitätsverlust.

Laut der BWB-Leiterin hat die Behörde bereits Ermittlungen gegen Supermarktketten wegen Verstößen gegen das Faire-Wettbewerbsbedingungen-Gesetz aufgenommen. Es werde heuer bereits erste Anträge beim Kartellgericht geben. Gegen welche Händler konkret ermittelt wird, wollte Harsdorf-Borsch nicht kommentieren. "Das kann ich zu dem Zeitpunkt nicht beantworten." Preisabsprachen stellte die Behörde nicht fest.

Weiters konnten die Wettbewerbshüter in ihrer Untersuchung nicht feststellen, dass sich die hohe Marktkonzentration im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel "kausal" auf die Preisanstiege auswirkte. Spar, Rewe (u.a. Billa, Penny), Hofer und Lidl haben zusammen einen Marktanteil von 91 Prozent. Seit 2019 sind aber laut BWB mehr als 200 Nahversorger aus dem Markt ausgetreten und die großen Supermarktketten haben ihr Filialnetz weiter ausgebaut. Zum Vergleich: In Deutschland haben die Top 4 (Edeka, Rewe, Schwarz und Aldi) einen Marktanteil von 76 Prozent.

Speziell weist die Bundeswettbewerbsbehörde in ihrem Bericht auf einen sogenannten "Österreich-Preisaufschlag" hin. Es gebe in der Lebensmittelindustrie - besonders bei internationalen Konzernen - den Anreiz, für gleiche Produkte entsprechend ihren Länderstrategien teilweise unterschiedliche Preise zu verrechnen. "Diese Strategien können ein wesentlicher Faktor für unterschiedliche Lebensmittelpreise und damit höhere Preise in Österreich sein", heißt es in der Branchenuntersuchung. Die Kalkulationen eines Lebensmittelhändlers zeigen, dass die tatsächlichen Netto-Verkaufspreise - Umsatzsteuer und Promotionen abgezogen - in Österreich um 10 bis 15 Prozent über jenen von Deutschland. Die BWB-Chefin will diese Thematik nun rasch bei der Europäischen Kommission deponieren, weil die Behörde nur für Österreich zuständig ist.

Laut BWB-Untersuchung konnten besonders international tätige Hersteller ihre Gewinnmargen in einzelnen Produktgruppen vom zweiten Halbjahr 2022 bis zweiten Halbjahr 2023 "deutlich steigern" (z.B. Butter, Margarine, Mischfette, + 7 Prozent). In anderen Produktgruppen sei es aber auch zu massiven Einbrüchen der Gewinnmargen (z.B. Naturjoghurt -11 Prozent) gekommen. Die Entwicklung der Gewinnmargen sei in der Lebensmittelindustrie "stark von der jeweiligen Produktgruppe abhängig", heißt es in der Branchenuntersuchung.

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