Vending im Umbruch: Jede Menge Potenzial
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RETAIL christian novacek 29.03.2019

Vending im Umbruch: Jede Menge Potenzial

Dem Automaten-Geschäft mit Kaffee, Getränken und Snacks kommt die Digitalisierung entgegen – sie steht für „rosige Zeiten”.

••• Von Christian Novacek

Ja, prinzipiell handle es sich bei der Messe euvend um ein Nischenprogramm, meint euvend-Projektmanagerin Stefanie Mauritz. Das ließe sich nicht zuletzt daran ablesen, dass kaum jemand – auch in den Managementetagen – mit dem Begriff „Vending” (vending machine = Verkaufsautomat) etwas anfangen könne. Die Relativierung in Form eines großen Aber hat es aber evident in sich, denn: „Die Automatenlösung wird sich stark verändern”, so Mauritz. In der Kategorie „New Retail” erwarte die Branche nichts mehr und nichts weniger als eine „rosige Zukunft”.

Dabei hat es schon die aktuelle Bestandsaufnahme in sich: Jeden Tag werden in Deutschland rund 15,2 Mio. Getränke und Snacks aus einem Vending-Automaten konsumiert. Die Zahl der in Deutschland betriebenen Getränke- und Verpflegungsautomaten beträgt nach brancheninternen Schätzungen rd. 555.000 Automaten – in Österreich sind es 110.000.

Automaten im Aufwind

All jene Trends, die sich im Handel das Käppchen „Digitalisierung” aufsetzen, liebäugeln gleichsam mit dem Automatenbusiness. Egal, ob es sich dabei um das Bezahlen mit dem Handy handelt oder den Micro-Store, der statt Angestellten nur Automaten beherbergt – die meisten Digitalisierungseffekte begünstigen das Vending-Geschäft. Die Branche rechnet mit einem Turboeffekt.

Nachvollziehbar ist dieser u.a. im Officebereich. War bislang die Kaffee-Ecke der Zufluchtsort der Arbeitsscheuen, werden heute die Snack- und Getränkeautomaten zusehends schon in der Planungsphase von Büroobjekten berücksichtigt. Und das nicht mehr als geduldete Nische, sondern als kreativer Begegnungspunkt.
Allein die Umwandlung des Kaffee-Ecks zur Komfort-Vending-Zone birgt massiv Potenzial: 60% der Arbeitnehmer in Deutschland haben nämlich bereits eine Kaffeeversorgung, die allerdings oft auf unprofessionellen Beinen steht. Allein die Professionalisierung in diesen bestehenden Unternehmen wird hier für starkes Wachstum sorgen.

Milliardenschwere Branche

Der Gesamtumsatz beim Verkauf von Getränken und Snacks aus Vending-Automaten in Deutschland beläuft sich auf rund 3,3 Mrd. €. Das Verkaufsvolumen fällt zu 73% auf Heißgetränke, zu 13% auf Kaltgetränke, der Rest sind Snacks. Das Geschäft ist in den letzten beiden Jahren stetig gewachsen, zuletzt um 1,5% in Deutschland und um 2,8% in Österreich. Die Anteiligkeiten hierzulande differieren klar gegenüber deutschen Verhältnissen: In Österreich entfallen nämlich satte 87% des Erlöses im Vendig auf die Heißgetränke.

Dazu noch ein Vergleich: In Italien beläuft sich der Heißgetränkeanteil auf überschaubare 60%, während die Snacks dort für 30% Umsatzanteil stehen. Grund, laut Aris Kaschefi, Geschäftsführer des bdv (Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft): „In Italien trinken die Leute vor der Arbeit ihren ersten Espresso im Café, frühestens der zweite kommt dann aus dem Automaten.”
Dieser Automat rüstet sich aktuell für neue Bezahlsysteme: Zwar dominieren immer noch Münzsysteme, doch sind etwa 25% aller Vending-Automaten mit bargeldlosen Zahlungssystemen ausgestattet. Kontaktlose Chipkarten, kontaktlose Kreditkarten und Smartphone-Bezahlsysteme funktionieren an Vending-Automaten technisch einwandfrei. Auch der Einsatz von Bezahl-Apps und NFC-Technologien (Near-Field-Communication) ist problemlos möglich.
Neue Kaffee-Konzepte in den Kassenbereichen der Supermärkte machen das Getränk allzeit verfügbar. Automaten-Konzepte wie z.B. Coffee & Cash to go, eine Symbiose von Geldautomaten der Sparkasse und Vending-Automaten im Öffentlichen Bereich oder auch ein Automaten-Café mit nachhaltigem Premium-Kaffee – die Zukunftslösungen in Sachen Vending sind heute schon im Einsatz.

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