••• Von Evelyn Holley-Spiess
WIEN. Sie ist eine der Achillesfersen im heimischen Gesundheitssystem: die Primärversorgung. Jüngst hatte der OECD-Gesundheitsbericht darauf verwiesen, dass Österreich – wie auch Deutschland und die Schweiz – hier deutlichen Nachholbedarf hat. Dazu kommt eine notwendige Stärkung der Prävention und Digitalisierung. Die Regierung will diese Versorgungslücken nun angehen. Das Vehikel dazu ist der sogenannte Gesundheitsreformfonds, der Ende der vergangenen Woche von den Koalitionsparteien präzisiert wurde.
EU-Finanzierung läuft aus
Dem Plan zufolge stehen für einen Zeitraum von fünf Jahren jährlich rund 500 Mio. € zur Verfügung, um die dringendsten Probleme anzugehen. Als konkrete Ziele nannten die Koalitionsvertreter den Ausbau der Primärversorgung, insbesondere im Bereich der Primärversorgungseinheiten (PVE), für die die EU-Finanzierung mit Ende 2026 ausläuft. Österreich hatte rund 100 Mio. € an EU-Förderungen erhalten, der Großteil war für die Gründung ebensolcher Einrichtungen vorgesehen und hatte in den vergangenen beiden Jahren für einen Gründungsboom gesorgt. Derzeit gibt es bundesweit 103 PVE. Sie seien vor allem wichtig, um in Regionen mit schlechter Versorgung (Stichwort: wohnortnahe Betreuung) sowie an Randzeiten und am Wochenende Angebote zu schaffen, argumentiert die Regierung.
Als zweites zentrales Vorhaben nannte Gesundheitsministerin Korinna Schumann die Prävention. Ziel sei, dass die Menschen länger gesund leben – und das „in allen Altersgruppen“. Außerdem gehe es darum, Erkrankungen frühzeitig zu verhindern oder zu erkennen.
Wendepunkt für das System
Zur Struktur des Fonds wurde bekannt, dass dieser aus einem fünfköpfigen Beirat bestehen wird, zwei der Experten sollen aus dem Gesundheitsbereich kommen. Gespeist wird er aus den Mitteln, die durch die Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge bei den Pensionisten hereinkommen. ÖGK-Obmann Andreas Huss zeigte sich erfreut: „Unser österreichisches Gesundheitssystem steht an einem Wendepunkt.“
