Speed Meets Bandbreite
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OFAA-Vizepräsident Martin Wachutka, Jens Böcker, Professor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und Herbert Flatscher, Vorsitzender des OFAA-Fachbeirates.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 07.11.2025

Speed Meets Bandbreite

Open Fiber Austria Marktanalyse macht deutlich: Glasfaserausbau stellt zukunftsfähiges Rückgrat für Österreichs digitale Souveränität dar.

WIEN. „Glasfaser ist die entscheidende und zentrale künftige Infrastruktur – ohne Glasfaser gibt es keine digitale Zukunft,” betont OFAA-Vizepräsident und Geschäftsführer Breitband Oberösterreich, Martin Wachutka bei der medialen Präsentation der wissenschaftlichen OFAA-Marktanalyse zu Nutzung und Einsatz von Glasfaser für die digitale Zukunft Österreichs. Für die OFAA ist der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur eine Gemeinschaftsaufgabe: Denn um eine flächendeckende Versorgung bis 2035 zu garantieren seien jährlich rund 500 Mio. € an Investitionen erforderlich. Förderungen stellten hierbei ein wesentliches Asset dar.

Studienautor und Wirtschaftswissenschafter Jens Böcker von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg präsentierte die Marktanalyse zur Relevanz von Glasfaser für Österreichs Konsumenten, Gesellschaft und Wirtschaft: „In den vergangenen fünf Jahren sind per anno zwischen 670 und 850 Mio. Euro in die Netzinfrastruktur investiert worden, Geld, das vor allem der lokalen Bauwirtschaft zugutekommt. Geht die Geschwindigkeit des Ausbaues so weiter, kann Österreich in zehn Jahren an die europäische Spitze bei der Glasfaser anschließen“. Auch wenn Österreichs Glasfasernetzverfügbarkeit noch unter dem europäischen Durchschnitt liege, könne sich das Wachstum im Telekombereich sehen lassen: Das Plus beträgt stabil rund drei Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Ebenso kraftvoll sei die Bedeutung für den Arbeitsmarkt in Österreich: Mehr als 11.000 Personen finden allein in der Glasfaserbranche einen hochqualifizierten Arbeitsplatz.

Schnelles Internet
Die Zahl der Breitbandanschlüsse sei laut dem Studienautor seit 2020 um ein knappes Fünftel auf 14,8 Mio. Anschlüsse gestiegen. Knapp zwölf Millionen Anschlüsse davon seien mobil, rund 2,7 Millionen seien feste Anschlüsse und der heimische Datenhunger scheint noch lange nicht am Plafond angelangt zu sein: „Im Jahr 2024 wurden über das Festnetz unglaubliche 7.000 Petabyte übertragen“, analysiert Böcker und verdeutlicht die Zahl mit einem plastischen Beispiel: „Ein Petabyte entspricht rund einer Million Gigabyte oder 1.000 Terabyte. Oder ein bildlicher Vergleich: Eine Blu-ray-Disc speichert rund 25 Gigabyte. 7.000 Petabyte entsprechen damit etwa 280 Millionen Blu-ray-Discs“.

Spannend zu beobachten ist die Verteilung der High-End-Internetanschlüsse. Denn nicht in den eng verbauten Städten, sondern im ländlichen Raum ist der Premium-Anschluss „FTTH“– Fiber to the Home, am höchsten. „In den vergangenen fünf Jahren konnte ein rasanter Zuwachs von 300 Prozent auf 373.000 Kunden verzeichnet werden“, ist in der umfangreichen wissenschaftlichen OFAA-Marktanalyse zu lesen. Vor allem regionale Anbieter tragen den Glasfaserausbau in die ländlichen Gebiete. Böcker: „Das belegt den Erfolg und Treffsicherheit der Förderungen, die zielgerichtet auf ländliche Gebiete ausgerichtet ist“.

Für Wachutka sind die angekündigten 120 Mio. € Förderungen des Bundes für 2027 – 2029 besonders für die ländlichen Regionen in der Steiermark, Oberösterreich und Kärnten von großer Bedeutung, denn damit können Ausbaulücken geschlossen werden, wo der Markt allein nicht ausreicht. Doch auch im städtischen Bereich ortet die Marktanalyse große Lücken mit sehr schlecht versorgten Gebieten. Wachutka bringt die Meinung der OFAA auf den Punkt: „Für die großen Städte, allen voran dem urbanen Wien, braucht es einen Masterplan für offene Glasfasernetze“.

Ein ambitioniertes, EU-weites Ziel ist es, bis 2030 den Bürgern sowie den Unternehmen des Landes den Zugang zu seinem stabilen und krisensicheren High-Speed-Internet zu ermöglichen. Das Nonplusultra seien dabei offene Glasfasernetze, die dem Kunden die Wahlfreiheit biete, seinen Anbieter selbst auszuwählen, wodurch verbraucherzentrierte Rahmenbedingungen für einen funktionierenden und fairen Wettbewerb geschaffen würden. Wachutka: „Förderungen sind für den Ausbau dieser essenziellen Infrastruktur nach wie vor unumgänglich. Denn der weitere konsequente und notwendige Ausbau von offenen und demokratischen Glasfasernetzen ist Teil der Daseinsvorsorge der digitalen Infrastruktur. Sie ist das Rückgrat einer resilienten und wettbewerbsfähigen Volkswirtschaft der Republik Österreich“.

Investition für Zukunft
Werden Glasfasernetze verlegt, dann geschieht das für viele Jahrzehnte. Glasfasernetze sind als kritische Infrastruktur der Strom- oder Wasserversorgung gleichzusetzen und können auch bei Stromausfall noch drei Tage lang eine Internetversorgung sicherstellen, wie das am Beispiel der kriegsgeschädigten Ukraine deutlich wird. Noch dazu ist Glasfaser sowohl in der Produktion als auch im Betrieb außerordentlich genügsam und zeichnet sich durch geringen Stromverbrauch und niedrige Wartungskosten aus: Laut Gutachten der Technischen Hochschule Mittelhessen ist Glasfaser sechs Mal energieeffizienter wie ein TV-Koaxialkabel.

Herbert Flatscher, Vorsitzender des OFAA-Fachbeirates und Geschäftsführer der FiberEins GmbH, beschreibt mit einem sehr anschaulichen Beispiel die imposante Leistung der Glasfaser: „Derzeit können 402 Terabit pro Sekunde übertragen werden. Übersetzt bedeutet das: Über nur eine einzige Glasfaser könnten 26 Mio. Menschen gleichzeitig ihren individuellen hochauflösenden 4K Netflix Film schauen. Mit anderen Worten: Zwei Glasfasern versorgen alle Haushalte in ganz Deutschland“.

Kunden schätzen Speed!
„Die Kunden erkennen zusehend den Wert der hohen Bandbreite“, erläutert Wachutka, „besonders Business-Kunden setzen auf die Glasfaser und fragen nach Fest-Breitbandanschlüssen mit einer symmetrischen Bandbreite von 500 Mbit/s und mehr“. Bei den Geschäftskunden sei zudem das Wissen rund um die Glasfaser gut entwickelt – bei Privatkunden bestehe hingegen noch substanzieller Informations- und Aufklärungsbedarf. Bei den Produkten verschiebe sich zusehend die Nachfrage hin zu den sogenannten „Stand-alone-Internet-Lösungen” mit hoher Bandbreite – die einst stark nachgefragten Bündel-Pakete mit TV-Angeboten verlören an Bedeutung.

Der Bund unterstützte zuletzt den Glasfaserausbau mit 2,1 Mrd. €, die größten Fördernehmer sind die A1 Gruppe, die nöGIG Gruppe und Breitband Oberösterreich Infrastruktur GmbH. Wachutka betont in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung regionaler Glasfaserunternehmen – sowohl als Anbieter von High-Speed-Internet, als auch als attraktive Arbeitgeber. Um die Bedeutung langfristig weiter zu erhöhen, schlägt Wachutka eine Informationskampagne vor, angelehnt an jene des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung in Deutschland.

Aufruf an die Politik
Wachutka appelliert an die Politik: „Öffentliche Fördermittel müssen exakt und gezielt für den Ausbau offener und diskriminierungsfrei zugänglicher Glasfasernetze eingesetzt werden. Denn nur auf diesem Weg kann ein nachhaltiger, wettbewerbsfördernder und flächendeckender Ausbau gewährleistet werden. So wird Wettbewerb ermöglicht und Kunden steht dann eine Vielfalt im Endkundenmarkt offen“. Flatscher ergänzt: „Der Glasfaserausbau ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur in guter Abstimmung aller Akteure gestemmt werden kann“.

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